Hamburg. Statt ins Standesamt zu gehen, können die Bürger online Termine buchen. Ein besonders beliebtes Kundenzentrum bleibt länger erhalten.
Der Austritt aus der Kirche wird in Hamburg einfacher: Was bislang den Standesämtern vorbehalten war, wird künftig eine Dienstleistung des „Hamburg Service“. Termine für den Kirchenaustritt müssen dann auch nicht mehr persönlich oder telefonisch vereinbart werden, sondern sie können ab etwa Mitte August online unter www.hamburg.de/hamburgservice reserviert werden. Erste Termine soll es ab dem 1. September geben.
„Bislang war das nur in Standesämtern möglich und mit langen Wartezeiten verbunden“, sagte die für Bezirke zuständige Wissenschaftssenatorin und Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) am Dienstag. Mit diesem neuen Angebot werde die Verwaltung ein Stück digitaler, zudem stelle es auch eine Entlastung der Standesämter dar, so Fegebank.
Kirchenaustritt in Hamburg wird einfacher – dennoch muss man persönlich erscheinen
Sie betonte allerdings, dass für den eigentlichen Schritt weiterhin ein persönliches Erscheinen an einem Standort des „Hamburg Service vor Ort“ (früher Kundenzentren) nötig sei. Angeboten wird dies aber nur an vier der 23 Standorte: City (Spitalerstraße), Harburg, Altona und Barmbek-Uhlenhorst. Bereits gebuchte Termine in den Standesämtern behalten ihre Gültigkeit. An den Gebühren von 31 Euro ändert sich nichts.
Die großen Kirchen in Deutschland verlieren seit Jahren Mitglieder. Insbesondere die Missbrauchsvorwürfe gegen katholische Geistliche hatten dies befeuert. 2022 waren mehr als eine halbe Million Menschen in Deutschland aus der katholischen Kirche ausgetreten, so viele wie nie zuvor. In Hamburg war die Zahl der Katholiken nach Angaben des Erzbistums um mehr als 7500 oder 4,5 Prozent auf gut 163.000 zurückgegangen. Die evangelische Kirche hatte bundesweit 380.000 Mitglieder verloren.
94 Prozent der Kunden sind mit dem neuen „Hamburg Service vor Ort“ zufrieden
Fegebanks Behörde hatte 2020 im Zuge der rot-grünen Koalitionsbildung die Zuständigkeit für die Bezirke von der Finanzbehörde übernommen. In diesem Frühjahr hatte sie die bislang an die Bezirke angebundenen Kundenzentren in dem neuen „Hamburg Service vor Ort“ gebündelt und an ihre Behörde angedockt.
An der hohen Zufriedenheit der Kunden mit den Einrichtungen habe das nichts geändert, sagte die Senatorin in einer ersten Zwischenbilanz. 94 Prozent der Teilnehmenden an der regelmäßigen Befragung seien mit der Hamburger Verwaltung zufrieden, so Fegebank: „83 Prozent sind sogar sehr zufrieden.“ Besonders hervorgehoben worden sei dabei die Freundlichkeit der Mitarbeitenden, die fachliche Beratung, die Schnelligkeit der Bearbeitung sowie die Sonnabendöffnung an einigen Standorten.
„Sonderstandort City“ in der Spitalerstraße bleibt zwei Jahre länger geöffnet
Das gelte insbesondere für den „Sonderstandort City“ in der Spitalerstraße. Dieses mit rund 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ungewöhnlich große Kundenzentrum war Anfang 2022 eigentlich nur temporär eingerichtet worden, um Rückstände aus der Corona-Pandemie aufholen zu können – beispielsweise waren während der Pandemie deutlich weniger Dokumente beantragt worden, weswegen der Senat mit einem hohen Nachholbedarf gerechnet hatte.
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Den gab es auch. Doch weil insbesondere Berufstätige das zentral gelegene Amt auch weiterhin so intensiv nutzen – in der Spitalerstraße werden rund elf Prozent aller Termine des Hamburg Service vor Ort wahrgenommen – und gleichzeitig die Zufriedenheit mit 95 Prozent besonders hoch ist, soll der beliebte Standort vorerst beibehalten werden. Statt Ende 2023 zu schließen, werde die Einrichtung mindestens auch noch 2024 und 2025 bestehen bleiben, so Fegebank. Sie dankte vor allem Finanzsenator Andreas Dressel (SPD), dass er das weiterhin ermögliche.
Kirchenaustritt in Hamburg: Ansturm vor den Sommerferien konnte abgefedert werden
Erfreut zeigte sich die Zweite Bürgermeisterin zudem, dass der früher vor den Sommerferien übliche Ansturm auf den Bürgerservice von Bürgern mit auslaufenden Ausweispapieren etwas abgefedert werden konnte. Dass man zu Beginn des Jahres 50.000 Hamburgerinnen und Hamburger an dieses Thema schriftlich „erinnert“ habe, habe Wirkung gezeigt, so Fegebank. So habe es schon im Januar mit 125.000 Terminen etwas mehr als pro Monat üblich gegeben, dafür aber im Juni mit 129.000 auch nicht viel mehr. Ende 2023/Anfang 2024 sollen daher erneut „Erinnerungen“ verschickt werden.
Trotz der recht hohen Zufriedenheit sucht auch der Hamburg Service ständig Fachkräfte. Rund zehn bis 20 Prozent der Stellen sind in der Regel vakant – bei insgesamt rund 330 Mitarbeitern (inklusive Teilzeit- und befristet Beschäftigten). Man stehe „perspektivisch vor einem Mangel“, so Fegebank und habe daher bereits die Ausbildungskapazitäten erhöht und nehme Nachwuchskräfte schnell in die Verantwortung – was bei diesen ebenso gut ankomme wie der direkte Kundenkontakt.