Hamburg. Fachkräftemangel, Urlaub, hoher Krankenstand: Auch Hamburgs größter Kita-Träger ergreift 2024 Maßnahmen. Was das für Eltern bedeutet.
Sie mussten auf Zeitarbeiter, Springer und Fachkräfte aus dem Ausland zurückgreifen – und haben es bisher „irgendwie immer noch hinbekommen“.
Doch nun führt auch der größte Kitaträger Hamburgs, die Elbkinder, Schließzeiten während der Ferien ein. Das erfuhr das Abendblatt während eines Besuchs von Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer (SPD) in einer Elbkinder-Kita auf der Veddel exklusiv von Ulrike Muß, der pädagogischen Geschäftsführerin der Elbkinder.
Hamburg: Nun trifft es auch Elbkinder – Kitas führen Schließzeiten ein
„Wir müssen immer schauen, dass wir eine enge Betreuung der Kinder wirklich noch gewährleisten können, insbesondere bei den inklusiven Kitas. Wegen des hohen Krankenstandes bei unserem Personal können wir das aktuell aber teilweise nicht mehr garantieren“, sagte Muß. Deshalb werde der Träger ab dem kommenden Jahr bis zu drei Wochen schließen.
Bis dato waren es nur wenige einzelne Tage, an denen die Einrichtungen der Elbkinder-Kitas im Jahr geschlossen waren. „Wegen der aktuellen Entwicklung im Hinblick auf die Personalsituation werden wir einzelne Kitas aber für kurze Zeiträume ganz schließen“, sagte Muß.
Kitas Hamburg: Elbkinder schränken Öffnungszeiten ein
Und das dürfte eine Hiobsbotschaft für die Eltern der 32.000 Kinder sein, die in den insgesamt 183 Einrichtungen betreut werden. Denn diese, so nimmt es Muß aktuell wahr, seien momentan ohnehin „extrem dünnhäutig“. Das Einzige, was dagegen helfe, sei „Transparenz bei allem, was wir tun“, meint Muß. Doch auch das kostet Ressourcen.
Mit einer Schließung sind die Elbkinder allerdings nicht allein: Wie berichtet, schränken auch bereits die Träger Ballin-Stiftung, die Stiftung Kindergärten Finkenau und der Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein ihre Betreuungszeiten aufgrund von Personalmangel ein. Die Elbkinder konnten sich bis dato mithilfe eines Pools aus Springern und Zeitarbeitern behelfen.
Eine Verkürzung der Öffnungszeiten wird es zwar auch bei den Elbkindern nicht geben, doch würden einzelne Einrichtungen für kürzere Zeiträume wie etwa zwischen Weihnachten und Neujahr oder während der Schulferien für wenige Tage geschlossen werden – maximal für drei Wochen.
Neben dem hohen Krankenstand sei es aber auch die Tarifvereinbarung von 2022, die mit vier zusätzlichen variablen Urlaubstagen für die Mitarbeiter für eine weitere Belastung bei der Personalplanung sorge, sagte Muß.
Fachkräftemangel macht Kitas zu schaffen
Sozialsenatorin Schlotzhauer bekräftigte bei ihrem Besuch auf der Veddel zwar, dass Hamburg mit seiner Fachkräftestrategie eines der Bundesländer sei, die die besten Möglichkeiten bieten, als Fachkraft in einer Kita zu arbeiten. So etwa durch ein breites Weiterbildungsangebot oder eine großzügige Anerkennung von Abschlüssen. Doch bestätigt auch sie: „Ja, es ist momentan nicht einfach, Stellen zu besetzen.“
Deshalb, erklärte die Senatorin, fanden bereits vergangene Woche intensive Gespräche mit Kita-Trägern statt, bei denen überlegt worden sei, welche Maßnahmen gegen den Personalmangel noch ergriffen werden könnten. Nähere Angaben dazu wollte Schlotzhauer aber nicht machen.
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Auch nicht, wie es um die Weiterführung der Sprachkitas stehe. „Erst wenn die Ergebnisse der Bund-Länder-Abstimmung auf dem Tisch liegen, kann ich Näheres dazu sagen. Ich bin aber optimistisch, dass wir das Angebot weiterführen werden, offen ist aktuell nur noch, wie“, sagte die Sozialsenatorin.
Hamburg führt Sprach-Kitas mit Landesmitteln fort
Ursprünglich handelte es sich um ein Bundesprogramm. Hamburg hatte sich bereits Anfang des Jahres dazu entschieden, die Sprachkitas eigens aus Landesmitteln fortzuführen.
Seit diesem Monat finanziert die Hansestadt das Programm deshalb selbst. Wie genau es aber mit Bundesmitteln weitergehe, das sei voraussichtlich erst im September klar.
Da Sprache laut Schlotzhauer „ein zentraler Schlüssel für die Bildungs- und Chancengerechtigkeit aller Hamburger Kinder“ sei, habe die Fortführung des Programms für die Senatorin einen hohen Stellenwert. Und eben deshalb habe Schlotzhauer die Einrichtung auf der Veddel im Rahmen ihrer Sommertour auch besuchen wollen. Nach einem Rundgang durch die Kita sprach die Senatorin noch mit den Mitarbeitern.