Hamburg. Monument in Hamburg sollte kritisch ergänzt werden. Aber kein Wettbewerbsvorschlag wurde Aufgabe gerecht. CDU: Steuerverschwendung.

Das große Monument steht im Alten Elbpark oberhalb der Landungsbrücken: Auf einem von stämmigen Halbsäulen getragenen Sockel ragt der frühere Reichskanzler Otto von Bismarck als Kolossalfigur aus Beton und Granit 34 Meter in den Himmel. Den Rücken hat die Bismarck-Statue der Stadt abgewandt, ihr Blick geht gen Westen, die Hände ruhen mittig aufgestützt auf einem mächtigen Schwert.

An Bismarck und seiner Kolonialpolitik gibt es seit Langem Kritik, die aber in den vergangenen Jahren neu entbrannt war und sich auch an der geplanten Sanierung des steinernen Bismarck-Monuments in Hamburg entzündete. Aktivisten forderten gar, das Bauwerk abzureißen. Dagegen stand die Meinung, dass es sich bei dem Denkmal um typische Repräsentationskunst der damaligen Zeit handelt.

Denkmal Hamburg: Bismarck sollte „neu gedacht“ werden

Der rot-grüne Senat entschied sich, im Rahmen des Projekts „Hamburg dekolonisieren!“ das Bismarck-Denkmal zu „kontextualisieren“ – und rief einen künstlerischen Wettbewerb aus, der „Bismarck neu denken!“ und auch die kritischen Aspekte mit aufnehmen sowie die Stadtgesellschaft in diesen Diskurs einbeziehen sollte. Dieses Vorhaben ist nun nach jahrelangen Vorarbeiten krachend gescheitert.

Keine der eingereichten Arbeiten genügte den Anforderungen. „In der ausführlichen Auseinandersetzung mit den Wettbewerbsbeiträgen kam die Jury zur Auffassung, dass durch eine einzelne künstlerische Intervention die Aufgabe in ihrer Komplexität und mit all ihren Facetten nicht erfüllt wurde. Zudem machte der Wettbewerbsprozess deutlich, dass auch die topografischen Gegebenheiten besonders schwierige Herausforderungen darstellen“, heißt es im Wortlaut der Juryentscheidung.

Die Entwürfe werden vom 26. Juli an für drei Wochen im Museum für Hamburgische Geschichte ausgestellt. Die Preisgelder gehen als Aufwandsentschädigung zu gleichen Teilen an die acht Teilnehmenden der zweiten Runde des Wettbewerbs.

Arbeiten wurden „Komplexität und Vielschichtigkeit der Aufgabe nicht gerecht“

„Dass die Jury nach intensiven Beratungen feststellen musste, dass die eingereichten Arbeiten der Komplexität und Vielschichtigkeit der Aufgabe nicht gerecht werden konnten, ist natürlich bedauerlich“, sagte Kultursenator Carsten Brosda (SPD). „Zugleich aber ist dieser weitere Schritt des Diskussionsprozesses sehr wertvoll und wird mit der Ausstellung der eingereichten Arbeiten einen zusätzlichen wichtigen Beitrag zur Auseinandersetzung mit dem Denkmal leisten.“

Die unabhängige Jury hatte über die Entwürfe zur Kontextualisierung des Bismarck-Denkmals im Alten Elbpark in Hamburg beraten und einstimmig eine Verlagerung des Schwerpunkts auf Vermittlung und gesellschaftlichen Diskurs empfohlen, wie die Kulturbehörde und die Stiftung Historische Museen Hamburg (SHMH) am Freitag mitteilten.

Bismarck Denkmal Hamburg: CDU spricht von „skandalöser Steuergeldverschwendung“

Brosda sagte, er begrüße das einstimmige Votum der Jury, das den Fokus stärker auf Vermittlung und Auseinandersetzung mit der kolonialen Vergangenheit lenke. „Das werden wir bei der weiteren Erarbeitung eines postkolonialen Erinnerungskonzepts und den Projekten der Stiftung Historische Museen Hamburg zur Dekolonisierung Hamburgs berücksichtigen und entsprechende Vorschläge entwickeln.“

Das sieht die CDU anders. Der Hamburger Partei- und Fraktionschef Dennis Thering spricht von einer „Farce“. „Irgendwann muss es auch mal gut sein. Es steht außer Frage, dass Persönlichkeiten wie Bismarck im Zusammenhang mit der damaligen Zeit bewertet werden müssen. Jedoch ist der Aufwand einer Jury zur Dekolonisierung Hamburgs ohne Ergebnis eine skandalöse Steuergeldverschwendung, die jetzt sogar noch fortgesetzt werden soll. Stattdessen wäre das Geld in einen sauberen und sicheren Alten Elbpark eindeutig besser investiert. Genau das werden wir in der kommenden Bürgerschaft beantragen.“