Hamburg. Senator weist CDU-Kritik zurück: Entscheidung sei „in der Gesamtschau vertretbar“. Landessportamt hatte nicht zugestimmt.

Die Hansestadt wächst und soll mehr bezahlbare Wohnungen bekommen, aber weiterhin viel Lebensqualität bieten, etwa durch Grünanlagen und Sportanlagen – so streben SPD und Grüne es an. Ob der rot-grüne Senat diesen Spagat hinbekommt, ist nach Ansicht der CDU-Fraktion allerdings fraglich.

Deren Abgeordneter Sandro Kappe ärgert sich über einen Fall im Norden des Hamburger Stadtteils Bramfeld: Dort soll Am Stühm-Süd ein nicht mehr genutzter Sportplatz weichen für zwölf Reihenhäuser, 102 Wohnungen und eine Kita.

Mit der Vergabe des städtischen Grundstücks im Wege des Erbbaurechts sei im Jahr 2024 zu rechnen, erklärt der Senat in einer Mitteilung an die Bürgerschaft von Anfang Juni. Auf einer Fläche von rund 12.000 Quadratmetern werde im Bezirk Wandsbek ein „lebendiges Quartier von hoher städtebaulicher Qualität“ entstehen, unter anderem mit einem barrierefreien Geschosswohnungsbau für Senioren.

Immobilien in Hamburg: Wohnungsbau auf Flächen von Sportanlagen?

Sandro Kappe von der CDU sagt, er erkenne die Notwendigkeit des Wohnungsbaus natürlich an. „Doch warum auf Kosten der Sportinfrastruktur?“ Kappe verweist darauf, dass Sportsenator Andy Grote (SPD) vor Kurzem dem Abendblatt gesagt hatte: „Unser Ziel für die nächsten Jahre ist es, zusätzliche Großspielfelder zu bauen.“ Auf keinen Fall wolle die Stadt Sportstätten verlieren.

Weil Sportstätten fehlen, herrscht in vielen Hamburger Vereinen seit Jahren ein Aufnahmestopp. „Diese alarmierende Situation darf nicht weiter verschärft werden“, sagt Kappe. Der Bramfelder SV weise bereits Kinder ab. Der TSC Wellingsbüttel habe dem zuständigen Bezirksamt einen Mehrbedarf angemeldet.

„Wir fordern den Senat auf, die Entscheidung zur Bebauung des Sportplatzes Stühm-Süd zu überdenken und alternative Lösungen zu suchen, die sowohl den Bedarf an Sportflächen decken als auch den Erhalt der letzten Sportfläche in Bramfeld-Nord gewährleisten.“ Kappe ist überzeugt, dass nach einer Sanierung des Sportplatzes dort wieder einige Sportvereine trainieren könnten.

Innenbehörde nicht an Entscheidung beteiligt – Landessportamt stimmte nicht zu

In der Senatsmitteilung an die Bürgerschaft heißt es zu dem Sportplatz in Bramfeld-Nord, dessen Bedarfe würden „an anderen bereits bestehenden Sportplätzen im Bezirk Wandsbek gedeckt“. Die Innenbehörde teilte am Montag auf Abendblatt-Anfrage mit, sie sei an der Entscheidung nicht beteiligt worden, es gebe „somit auch keine fachliche Zustimmung aus dem Landessportamt“.

Die Planungshoheit im Fall des Sportplatzes und der geplanten Bebauung liege beim Bezirk Wandsbek. Die Innenbehörde sei derzeit dabei, „Instrumente zu schaffen, um zukünftig eine fachliche Beteiligung und damit auch eine bessere Steuerung und Kontrolle sicherzustellen“ – so wie es in der sogenannten Active-City-Strategie vorgesehen sei.

Finanzsenator Andreas Dressel (SPD), dessen Behörde für die Flächenfrage zuständig ist, wies am Dienstag die Kritik der CDU zurück. Der Wohnungsbau Am Stühm-Süd sei Teil eines Flächen-Pakets für den gesamten Bezirk Wandsbek mit knapp 300 Wohneinheiten, neuer Sport-Infrastruktur in Berne und Tonndorf, sagte Dressel. „Auch Bramfeld hat von unserem Sportausbau mit vielen neuen Hallenfeldern und Kunstrasenplätzen bisher viel profitiert und wird das bis 2030 auch noch an vielen Stellen tun – deshalb war in der Gesamtschau die Nutzung der Fläche Am Stühm Süd für den Wohnungsbau vertretbar“, so der Finanzsenator. „Für die CDU ist Wohnungsbau bei jedem Zielkonflikt immer das, was hinten runterfällt. Das ist verantwortungslos angesichts der Wohnungsbedarfe in unserer Stadt.“