Hamburg. Neubau der Jugendanstalt in Billwerder soll bessere Bedingungen für Gefangene und Bedienstete bieten – und Gewalt vorbeugen.

Hamburgs Justizbehörde erwartet nicht weniger als das „modernste Jugendgefängnis Deutschlands“: Im Stadtteil Billwerder entsteht ein Neubaukomplex für die Jugendanstalt Hamburg. Diese ist bisher auf der abgelegenen Elbinsel Hahnöfersand untergebracht, soll aber 2026 in den Südosten der Hansestadt umziehen.

Am Donnerstagnachmittag legte Justizsenatorin Anna Gallina (Grüne) den Grundstein für das Gebäude, in dem es 218 Plätze für geschlossenen und offenen Justizvollzug geben soll, davon 18 Plätze für die sozialtherapeuthische Abteilung des Jugendvollzugs – das wären insgesamt 42 Plätze mehr als auf Hahnöfersand.

Jugendgefängnis in Hamburg soll 164 Millionen Euro kosten

Voraussichtlich etwa 164 Millionen Euro werde der Neubau kosten, erklärte die Justizbehörde. Als Reaktion auf die zuletzt massiv gestiegenen Preise für Baurohstoffe und Dienstleistungen habe die städtische Sprinkenhof GmbH im vergangenen Jahr darauf verzichtet, das Bauvorhaben an einen Generalunternehmer zu vergeben. Stattdessen werden der Behörde zufolge kleinere Maßnahmenpakete ausgeschrieben, „um durch höhere Konkurrenz und geringe Volumen von Aufschlägen die Preissteigerungen, die in der Kalkulation 2019 deutlich geringer berücksichtigt wurden, zu kompensieren“.

Die schon vergebenen Aufträge liegen zwar im Rahmen dessen, was 2019 kalkuliert worden war. „Trotzdem kann eine Verteuerung des Bauvorhabens nicht ausgeschlossen werden“, teilte die Behörde mit.

Jugendanstalt soll bessere Bedingungen für Ausbildung und Beratung bieten

Im August soll der Rohbau beginnen. Auf dem acht Hektar großen Areal stehen bereits eine neue Mauer und ein Trennzaun, der die neue Jugendanstalt von der benachbarten Justizvollzugsanstalt Billwerder abgrenzt. Auch schon fertig ist der umlaufende Graben.

Hamburgs Justizsenatorin Anna Gallina, Sprinkenhof-Geschäftsführer Martin Görge und Peter Vetter, Leiter Jugendanstalt Hamburg legen den Grundstein für die neue Jugendstrafanstalt Hamburg.
Hamburgs Justizsenatorin Anna Gallina, Sprinkenhof-Geschäftsführer Martin Görge und Peter Vetter, Leiter Jugendanstalt Hamburg legen den Grundstein für die neue Jugendstrafanstalt Hamburg. © FUNKE Foto Services | Roland Magunia

„Straffällig gewordene Menschen sollen wieder in die Mitte der Gesellschaft zurückfinden, und das gilt natürlich besonders für Jugendliche und Heranwachsende, die erst am Anfang Ihres Lebenswegs stehen“, sagte Justizsenatorin Anna Gallina. „Dafür brauchen wir gute Haftbedingungen, die wir hier schaffen.“

Anders als der bisherige Standort auf der Insel Hahnöfersand, die mit dem Auto vom Hamburger Stadtzentrum aus in einer Stunde erreichbar ist, ermögliche Billwerder eine „stadtnahe Resozialisierung“. Der Neubau biete zudem bessere Bedingungen für die Beratung und Ausbildung von jungen Gefangenen und für den Arbeitsalltag der Bediensteten im Jugendvollzug.

Jugendgefängnis in Hamburg-Billwerder bekommt Solardächer

Die weitläufigen Anstaltsgebäude auf Hahnöfersand seien veraltet; ein Neubaukomplex sei sinnvoller als eine aufwendige Sanierung. Auch aus fachlicher Sicht biete ein Neubau Vorteile. Jugendstrafen werden der Justizbehörde zufolge hauptsächlich wegen Gewaltdelikten vollstreckt. Um Gewalt vorzubeugen und unkontrollierbare Kontakte zwischen den Gefangenen zu erschweren, soll die neue Jugendanstalt in Billwerder etwa kurze Wege und ein hohes Maß an Einsehbarkeit und Übersichtlichkeit bieten.

Auch in puncto Nachhaltigkeit soll der Komplex aus zwölf Neubauten hohen Ansprüchen genügen. Diese sollen den Energieeffizienzstandard KfW 55 erreichen und damit nur 55 Prozent der Energie eines konventionellen Neubaus verbrauchen. Eine Photovoltaik-Anlage auf den Dächern der Jugendanstalt könnte eine CO2-Ersparnis von voraussichtlich 83 Tonnen pro Jahr bringen, sagte Sprinkenhof-Geschäftsführer Martin Görge.