Hamburg. Bestimmte Säfte sind teils gar nicht mehr zu bekommen. Ärzte und Eltern müssen dann zu unüblichen Mitteln greifen.
Die Versorgung von erkrankten Kindern und Jugendlichen in Hamburg mit Antibiotika bleibt problematisch. „Seit zwei Monaten sind Antibiotika für Kinder und Jugendliche kaum noch zu bekommen, bestimmte Antibiotika-Säfte sind nur in winzigen Kontingenten verfügbar, viele andere Präparate über Wochen gar nicht“, sagt Claudia Haupt, Vorsitzende des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte Hamburg.
Das liege unter anderem an der wirklich „beispiellosen Häufung“ von Streptokokken-Infektionen, wie sie auch ältere Kinder- und Jugendmediziner noch nie erlebt hätten. Junge Patientinnen und Patienten mit starken Symptomen seien aber ebenso auf die Gabe von Antibiotika angewiesen wie etwa Kinder mit schweren Harnwegs- oder Mittelohrinfekten.
Medikamente Hamburg: Zu breit wirkende Antibiotika verschrieben
Aber das Mittel der ersten Wahl – Penicillin V – hätten die Mediziner seit Monaten nicht mehr verordnen können, weil es nicht verfügbar war. Die Folge, so Claudia Haupt: Es mussten viel zu breit wirksame Antibiotika verschrieben werden, oftmals auch in den falschen Gebinden: also viel zu große Medikamentenflaschen für kleine Kinder, weil andere nicht zu bekommen waren, oder mehrere kleine Packungen, weil große fehlten. Teils mussten auch unangenehm schmeckende Tabletten verordnet werden, die die Eltern zermörsern mussten und den Kindern kaum schmackhaft zu machen waren.
Die Situation ist so, schildert die Kinder- und Jugendärztin Claudia Haupt: „Eltern müssen oftmals zehn oder 20 Apotheken ablaufen, bevor sie ein verfügbares Medikament finden.“ Dann gebe es oft noch Rückfragen der Apotheker bei den Medizinern.
Kinder ins Krankenhaus? Dort gibt es wenigstens Medikamente
„Auch wir Kinderärzte telefonieren Apotheken ab. Diese schicken uns Listen, welche Mittel noch in kleinen Mengen verfügbar sind, wir führen dann Strichlisten – aber auch Ärztekollegen greifen natürlich auf diese wenigen Medikamente einer Apotheke zu.“
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„Manchmal sind wir haarscharf davor, ein Kind in eine Klinik einweisen zu müssen, obwohl es eigentlich gar nicht stationär versorgt werden müsste – einfach nur, weil die Medikamente fehlen“, so die promovierte Medizinerin, die eine Praxis in Blankenese betreibt.
Medikamente Hamburg: Hoffen auf neue Vorräte für den Herbst
Die Bundesregierung hatte wegen der Krise die Einfuhr von Arzneimitteln aus dem europäischen Ausland erleichtert. „Doch die Maßnahmen greifen nicht unmittelbar, zumal auch in den anderen Ländern bestimmte Medikamente knapp sind“, so Haupt.
In den vergangenen zehn Tagen ist die Infektionswelle leicht abgeebbt – ein Grund, vorsichtig aufzuatmen. „Wir hoffen, dass in den Sommermonaten Vorräte angelegt werden, denn der Herbst kommt bestimmt“, sagt die Medizinerin. Die Lage bei den Fieber- und Schmerzmedikamenten, die während der Infektionswelle zwischen November vergangenen Jahres und diesem Februar extrem angespannt war, habe sich mittlerweile stabilisiert.