Hamburg. Jahrestreffen der Landespressekonferenz mit 400 Gästen: Wie Peter Tschentscher und die Rathausjournalisten auf die Wahlen blicken.
Wenn die Senatorin angeregt mit Abgeordneten plaudert, der Bürgermeister mit Journalisten, die Ministerin aus dem Nachbarland mit ihren Parteifreunden aus Hamburg, und regelmäßig werden die Gesprächspartner durchgetauscht – dann ist LPK-Abend!
Das Jahrestreffen der Landespressekonferenz (LPK), der Vertretung der Rathausjournalisten, hat am Montagabend mal wieder seinem Ruf als große Kontaktbörse alle Ehre gemacht und 400 prominente Gäste ins Hotel Grand Elysée gelockt, darunter nahezu der gesamte Senat, Vertreter anderer Landesregierungen und Bischöfin Kirsten Fehrs.
In seiner Begrüßung blickte der LPK-Vorsitzende Peter Ulrich Meyer (Abendblatt) auf die bevorstehenden Wahlen zu den Bezirksversammlungen und zum EU-Parlament (beide parallel im Frühjahr 2024), die Bürgerschaftswahlen (Februar 2025) und die Bundestagswahlen (Herbst 2025) voraus: „Ein Wahl-Dreierpack also, das es in sich hat. Es ist absehbar, dass es einen Wahlkampf-Marathon geben wird, wie wir ihn noch nicht erlebt haben.“
LPK-Chef Peter Ulrich Meyer: Politiker und Journalisten sehen sich seltener
Durchaus selbstkritisch merkte Meyer an, dass Journalisten und Politiker sich seit der Corona-Pandemie seltener sähen. Zwar gebe es nicht weniger Kommunikation, aber diese habe sich, auch aufgrund neuer Abläufe in den Redaktionen, zum Teil auf die digitalen Kanäle verlagert. Der persönliche Austausch komme dabei manchmal zu kurz.
„Es geht bei den Begegnungen, die ich meine, um den interessanten, argumentativen Austausch und vielleicht auch darum, Verständnis füreinander in den unterschiedlichen Rollen, die wir in unserer Demokratie erfüllen, zu wecken“, sagte Meyer. „Wir sollten diesen Aspekt nicht aus den Augen verlieren.“ Auch daher dankte er dem Ehepaar Block, das diesen Austausch im Hotel Grand Elysée ermögliche.
Peter Tschentscher: „Das glaubt Ihnen doch kein Mensch!“
Bürgermeister Peter Tschentscher, der seine SPD kürzlich auf dem Parteitag selbst auf den Wahlkampf eingeschworen und dem LPK-Vorsitzenden damit die Vorlage geliefert hatte, griff den Hinweis umgehend auf. So kriselnd, wie Meyer die rot-grüne „Ehe“ beschrieben hatte, sei diese gar nicht. Im Vergleich zu anderen Regierungen seien die Streitigkeiten noch moderat, sagte Tschentscher und stellte zufrieden fest: „Schön, dass die Hamburger Medien so genügsam sind.“
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Dass es im Wahlkampf wie generell in der Politik mitunter holzschnittartig zugehe, wie Meyer bemerkt hatte, sei richtig. Allerdings gelte das auch für so manche Schlagzeile, so Tschentscher, der als Beispiel anführte: „Dass Hamburg jetzt Verbrechens-Hauptstadt sein soll, glaubt Ihnen doch kein Mensch!“
Zwar gebe es Probleme rund um den Hauptbahnhof, aber bei diesen und anderen Themen möge man doch bitte differenzierter miteinander umgehen. Darüber ließ sich trefflich diskutieren – die perfekte Vorlage für einen langen Abend.
„Das LPK-Jahrestreffen ist eine liebgewonnene Hamburger Tradition“, sagte Dennis Thering, Vorsitzender der CDU-Fraktion. „Hier wird mit Witz und Humor über die Politik im Rathaus Bilanz gezogen, und natürlich freue ich mich über den Austausch mit vielen bekannten und neuen Gesichtern.“