Hamburg. Außerdem seien die Fachkräfte ungleich über die Regionalen Bildungs- und Beratungszentren verteilt. Was der Senat bislang getan hat.

Es zählt mittlerweile zu den gesicherten Erkenntnissen aus der Corona-Pandemie, dass Schülerinnen und Schüler nicht zuletzt aufgrund der langen Phasen der Schulschließungen einen erhöhten psychologischen Beratungs- und Unterstützungsbedarf haben. Anfang Mai hatte Schulsenator Ties Rabe (SPD) angekündigt, dass zehn der knapp 20 Psychologen, die im Rahmen des Bundesprogramms „Aufholen nach Corona“ befristet eingestellt wurden, nunmehr dauerhaft von der Stadt Hamburg beschäftigt werden – und zwar in den regionalen Bildungs- und Beratungszentren (ReBBZ). Dort sollen sie ihre Hilfe allen Schülern, Familien und Lehrkräften anbieten.

Aus der Senatsantwort auf eine Kleine Anfrage der Linken-Bürgerschaftsfraktionschefin Sabine Boeddinghaus, die dem Abendblatt vorliegt, ergibt sich, dass an den 13 ReBBZ insgesamt derzeit rechnerisch 74,75 Psychologinnen und Psychologen beschäftigt sind.

Allerdings sind die Stellen ungleich auf die sieben Bezirke verteilt: 20,53 Stellen entfallen auf den größten Bezirk Wandsbek. Dagegen fallen Harburg mit 7,51 Stellen und Mitte mit 12,2 Stellen deutlich ab. Die Bezirke weisen zwar weniger Einwohner auf, sind aber insgesamt wirtschaftlich schwächer und haben einen höheren Anteil an Schulen mit dem niedrigen Sozialindex 1 und 2. Die ReBBZ in den Bezirken Nord, Eimsbüttel, Altona und Bergedorf haben jeweils zwischen acht und neun Psychologenstellen.

Linke kritisiert, dass in Hamburg die Wartelisten für Therapieplätze zu lang seien

„Die ReBBZ unterstützen die Schulen dabei, die ständig anwachsenden sozialen Aufgaben zu bewältigen. Seit der Corona-Krise sind dese Aufgaben noch einmal deutlich gestiegen“, sagt Boeddinghaus. „Die Wartelisten für Therapieplätze sind unverantwortlich lang, die Zahlen für Schulabsentismus sind hoch und die Zahl der temporären Lerngruppen auch. Umso mehr erschrecken mich die relativ niedrig angesetzten Stellen in den Beratungsabteilungen der ReBBZ. Zudem sind sie äußerst ungleich verteilt – und das geht dann zulasten der betroffenen Schüler, ihrer Eltern und der Fachkräfte“, sagt die Schulpolitikerin.

Die ReBBZ sind aus den früheren Förder- und Sprachheilschulen hervorgegangen. Die Zentren, die in Bildungs- und Beratungsabteilungen unterteilt sind, unterrichten und erziehen Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf in den Bereichen Sprache und Lernen dauerhaft in Klassenverbänden. Dabei wird der erste allgemeinbildende Schulabschluss (früher Hauptschulabschluss) und gegebenenfalls der mittlere Schulabschluss angeboten.

Es gibt auch temporäre Lerngruppen, um Schülerinnen und Schüler in ihrer emotionalen und sozialen Entwicklung zu stabilisieren. Die ReBBZ beraten außerdem Schüler, Eltern, Lehrkräfte in Krisensituationen, bei Gewaltvorfällen und eskalierten Konflikten oder bei Schulpflichtverletzungen und arbeiten häufig eng mit anderen Institutionen und auch den allgemeinbildenden Schulen zusammen.

In den 13 ReBBZ werden knapp 2000 Schülerinnen und Schüler unterrichtet

Laut Senatsantwort gibt es an den ReBBZ insgesamt 554 Vollzeitstellen für Lehrkräfte, Psychologen sowie Sozialpädagogen und Erzieher. „Die Zahl der Mitarbeitenden in den Beratungsabteilungen wurde vor Kurzem erst erhöht, um die zusätzlichen Bedarfe nach den pandemiebedingten Schulschließungen erfüllen zu können“, teilt der Senat in seiner Antwort mit. In den Bildungsabteilungen der ReBBZ erfolgen die Personalzuweisungen pauschal auf der Basis der Zahl der unterrichteten Schülerinnen und Schüler.

Insgesamt werden in den Klassenstufen eins bis zehn sowie den Vorschulklassen der ReBBZ rund 1800 Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Hinzu kommen 22 temporäre Lerngruppen mit 156 Jungen und Mädchen. In den Beratungsabteilungen der ReBBZ gibt es „ein Personalkontingent, welches unter Berücksichtigung des Sozialindexes der allgemeinen Schulen in der Zuständigkeitsregion berechnet und jährlich bei Bedarf angepasst wird“, wie der Senat erläutert.

Die Linke fordert den Senat zu einer „ergebnisoffenen Bedarfsanalyse“ auf

„Seit Jahren berichten Kinder- und Jugendpsychologen und -psychologinnen, schulische Beratungsdienste, Sozialarbeiter und Familien selbst von der Not vieler Kinder“, sagt Sabine Boeddinghaus. Die Linke fordert den Senat auf, eine ergebnisoffene Bedarfsanalyse für die ReBBZ zu erstellen und „entsprechend notwendige Stellen zu schaffen“.

Schule sei im Alltag und im Leben junger Menschen ein wichtiger sozialer Ort. „Doch dann muss die Schule auch in der Lage sein, neben verlässlicher Bildungsarbeit mit Beratungs- und Unterstützungsangeboten angemessen auf die Bedürfnisse der Schüler und Schülerinnen zu reagieren“, sagt Sabine Boeddinghaus.