Hamburg. Große Unterschiede zwischen Hamburg und Umland. Für manche ist es kostenlos, andere zahlen 49 Euro. Was gilt wo? Der Überblick.
Gleicher Tarif für alle – das verspricht das Deutschlandticket. Schluss soll sein mit Zonen und Tarifen, für 49 Euro geht es durch ganz Deutschland. Für Schülerinnen und Schüler in der Metropolregion Hamburg sind die Konditionen im 49-Euro-Ticket aber sehr unterschiedlich geregelt. Denn: Soll das Ticket für die Kinder und Jugendlichen vergünstigt angeboten werden, muss der jeweilige Kreis oder die Stadt den Zuschuss finanzieren – das Ergebnis ist ein Flickenteppich.
Und so ist das 49-Euro-Ticket in der Metropolregion im Einzelnen geregelt:
HVV Hamburg: Durch ganz Deutschland für 19 Euro
Hamburg: Sehr günstig fahren die Hamburger Schülerinnen und Schüler – denn sie müssen für das Deutschlandticket nur 19 Euro bezahlen – und können damit bundesweit im Nahverkehr und den Regionalzügen unterwegs sein. Einzige Bedingung: Kinder und Jugendliche, die in Hamburg wohnen, müssen nachweisen, dass sie zur Schule gehen. Die Länge des Schulwegs ist dafür unerheblich. Mehr als 200.000 Schülern und Schülerinnen hatte die Stadt zuvor schon ein Abo für den Bereich Hamburg AB für 30 Euro angeboten – dieses entfällt nun.
Bis 2025 strebt der Senat einen komplett kostenlosen ÖPNV für Hamburger Schüler an. Schüler mit Anspruch auf Sozialrabatt fahren schon ab 1. Mai kostenlos. Wichtig: Karten für Schüler können nicht in der App bestellt werden, sondern nur online unter hvv.de oder in den Servicestellen. Die Schulbescheinigung muss im Zuge der Bestellung hochgeladen werden. Bis zum Alter von 14 Jahren genügt ein Altersnachweis.
Segeberg: Deutschlandticket erst nach den Sommerferien
Kreis Segeberg: Anders ist die Lage im Kreis Segeberg. Er zahlt 6877 Schülerinnen und Schülern aus den Klassen 1 bis 10 im Kreisgebiet statt ihrer Schülerfahrkarte mit Beginn des Schuljahres 2023/2024 das Deutschland-Ticket – also erst nach den Sommerferien. Die Kosten dafür liegen bei 3,2 Millionen Euro. Das sind zumeist Kinder mit einem längeren Schulweg.
Leer ausgehen werden alle Schüler, die in ihrer Stadt oder Kommune zu Fuß zur Schule gehen, ebenfalls Schüler der Oberstufe, an Berufsbildungszentren oder an Privatschulen. Die Diskussion über das Deutschlandsticket für alle Schülerinnen und Schüler wird im Kreis geführt. Das würde aber eine Verfünffachung der Kosten bedeuten.
Aktuell wurde in Bad Segeberg beschlossen, das Ticket für alle Grundschüler zu finanzieren, die innerhalb der Stadt weiter als zwei Kilometer zur Schule fahren – derzeit sind 99 Schülerinnen und Schüler betroffen.
Wer kurzen Schulweg hat, zahlt zwischen 24,50 und 42,50 Euro
Die Gemeinde Tangstedt (Kreis Stormarn) beschloss kürzlich ein Sonderbudget von 10.000 Euro, aus dem Grundschulkinder die Monatskosten für eine Ein-Zonen-Karte (jeweils 34 Euro) auf Antrag erstattet bekommen können. Das ist insbesondere an die Familien gerichtet, die weniger als zwei Kilometer entfernt von der Schule wohnen.
In Norderstedt und Henstedt-Ulzburg hingegen gibt es keinerlei Zuschüsse für Schülerinnen und Schüler zum ÖPNV-Ticket. Unterm Strich gilt generell im Kreis Segeberg: Wer nicht wegen eines langen Schulwegs ein kostenloses Schülerticket bekommt, zahlt den regulären Satz für eine Schülerfahrkarte – zwischen 24,50 und 42,50 Euro. Schülerinnen und Schüler, die mit Deutschlandticket bundesweit unterwegs sein wollen, zahlen regulär 49 Euro.
Stormarn: Monats- und Abofahrkartenangebote werden umgestellt
Kreis Stormarn: Mit der Einführung des Deutschland-Tickets zum 1. Mai wurden im Kreis Stormarn regelhaft alle Monats- und Abofahrkartenangebote oberhalb des Preises von 49 Euro auf dieses umgestellt. Das betrifft auch die über die Kreise finanzierten Listenfahrkarten für alle anspruchsberechtigten Schüler der Klassenstufen 1 bis 10. Weil dadurch jedoch ein Ungleichgewicht zu Fahrkartenangeboten unterhalb von 49 Euro entsteht, die ihren aktuellen Preis und Geltungsbereich behalten, sollen nun alle gelisteten Schüler mit Beginn des Schuljahres 2023/24 das Deutschlandticket erhalten.
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„Die Maßnahme wird vorbehaltlich der Zustimmung des Kreistags zwischen den am gemeinsamen Schülerfahrkartenverfahren OLAV beteiligten Kreisen Stormarn, Segeberg, Herzogtum Lauenburg und Pinneberg koordiniert und dann zeitgleich umgesetzt“, sagt Björn Schönefeld, ÖPNV-Experte der Kreisverwaltung. Die Umstellung auf das D-Ticket soll für alle anspruchsberechtigten Schüler in Stormarn noch vor der Sommerpause beschlossen werden. Die jährlichen Mehrkosten betragen für den Kreis im laufenden Jahr 325.000 Euro. Ab 2024 wären es 780.000 Euro pro Jahr.
Die preisreduzierten SchulSpezial-Tickets für Schüler der Klassen 11 bis 13 sowie Berufsschüler, die einen allgemeinen Schulabschluss absolvieren, sollen ebenfalls aufs Deutschlandticket umgestellt werden. Sie müssen aber weiterhin einen Eigenanteil von 29 Euro übernehmen. Die FDP-Kreistagsfraktion fordert hier allerdings eine Neuregelung.
Keine vergünstigten Deutschlandtickets für niedersächsische Schüler
Harburg & Süden: Wer sich im südlichen Hamburger Umland Hoffnung auf Aufstocker-Fahrkarten und neue Sonderrabatte für Schülerinnen und Schüler gemacht hat, wird enttäuscht. Weder kostenlose noch vergünstigte Deutschlandtickets wird es zunächst für diejenigen geben, deren Wohnort in Niedersachsen liegt – hier muss man den vollen Preis zahlen. Allerdings gibt es für Schüler ab der 11. Klasse mit Wohnort in Niedersachsen HVV-Schülertickets, die preislich im Abo zwischen 34 Euro und 44,50 Euro liegen. Ohne Abo zwischen 41,40 Euro und 54,20 Euro. Gewartet wird auf ein landesweites Niedersachsen-Ticket.
Im Landkreis Lüneburg profitieren Schüler in Einzelfällen bereits jetzt von der bundesweiten Zeitkarte: Das sei bei Inhabern von HVV-Cards der Fall, die in einem anderen Landkreis oder in Hamburg zur Schule gehen und daher Tickets für das Gesamtgebiet des HVV (5 Ringe) besitzen. „Dies betrifft meist Berufsschülerinnen und -schüler. Diese erhalten automatisch auch das deutschlandweit gültige 49-Euro-Ticket“, so eine Sprecherin.
Niedersachsen will frühestens 2024 Rabatte für Schüler einführen
Frühestens ab 2024 will Niedersachsen eine eigene Fahrkarte mit Rabatten für Schüler einführen. Zu welchen Konditionen, ist unklar. Zur Diskussion steht auch, ob das Monatsticket deutschlandweit oder lediglich auf niedersächsischem Gebiet gültig sein soll.
Im Ende 2022 ausgehandelten Koalitionsvertrag hatte die Landesregierung festgelegt, ein sogenanntes 29-Euro-Ticket auf den Weg zu bringen. „Derzeit wird geprüft, ob und wie das Ticket als Rabattierung zum D-Ticket ausgestaltet werden kann“, heißt es dazu aktuell auf der Website des Verkehrsministeriums. Ob die Landkreise Harburg, Stade und Lüneburg ihre Schülerfahrkarten künftig mit dem Deutschlandticket koppeln, bleibt offen.