Hamburg. Um viele Hamburger für das Deutschlandticket zu begeistern, bietet die Stadt Vergünstigungen an. Doch nicht alle profitieren davon.
Es soll „die größte Tarifreform seit der Gründung des HVV“ einleiten und vor allem eines sein: einheitlich. Das zumindest behauptet die Hamburger Verkehrsbehörde zur Einführung des Deutschlandtickets, das ab dem 1. Mai bundesweit im Nah- und Regionalverkehr gültig ist.
Zudem will Hamburg laut Klimaplan seine CO2-Emissionen bis 2030 um 70 Prozent gegenüber 1990 reduzieren. Das Deutschlandticket könnte also einen entscheidenden Beitrag dazu liefern, dass sich mehr Hamburger für einen Umstieg auf den ÖPNV entscheiden.
49-Euro-Ticket: Keine Vergünstigung für Hamburger städtische Beschäftigte
Um die Hamburger zusätzlich zum vom Bund beschlossenen Betrag in Höhe von 49 Euro finanziell zu entlasten, bietet die Stadt bestimmten Gruppen Vergünstigungen an. Schüler und Menschen, die existenzsichernde Leistungen beziehen, zahlen nur 19 Euro und Azubis mit dem Bonusticket 29 Euro. Arbeitnehmer privater Firmen zahlen zudem über einen Arbeitgeberzuschuss maximal 34,30 Euro.
Bei ihren eigenen rund 77.000 Beschäftigten macht die Stadt aber offenbar eine Ausnahme. Diese gehen bei Vergünstigungen leer aus, wie der Senat auf Anfrage mitteilte. „Beschäftigte der Stadt Hamburg haben bislang zwischen 88 und 213 Euro für ihr HVV-Großkunden-Abo aufgewendet, schon jetzt ergibt sich mit den 49 Euro für ein bundesweit gültiges Ticket eine riesige Ersparnis“, sagte Finanzsenator Andreas Dressel (SPD). Mit mehr als 500 Millionen Euro beteilige sich Hamburg bereits „in einem erheblichen Umfang an den Kosten der Einführung des Deutschlandtickets“.
Deutschlandticket: Potenzielle Vergünstigung soll im Herbst verhandelt werden
Ob Hamburg für Beschäftigte der Stadt noch weitere Zuschüsse gewähren kann, werde der Senat in den anstehenden Tarifverhandlungen im Herbst diskutieren, „um möglichst für alle Beschäftigen von Bund und Ländern eine Lösung für ein Deutschland-Ticket zu erreichen“, so Dressel. Auch Hamburg wolle weitere Anreize zum Umsteigen und zur Fachkräftegewinnung bei der Stadt setzen – „aber man muss alles auch bezahlen können.“
Dennis Thering, Vorsitzender der CDU-Fraktion nennt dieses Vorgehen „einen schlechten Witz“. Zwar seien kostengünstige Busse und Bahnen für alle Hamburger „das beste Mittel, um Leute zum Umstieg zu bewegen.“ Dass der Senat bei den eigenen Mitarbeitern hier aber nicht als Vorreiter vorangeht, sei „skandalös“. Ebenso, dass der Senat die potenzielle Vergünstigung an die Tarifverhandlung koppeln will.
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Auch Heike Sudmann, verkehrspolitische Sprecherin der Linken nennt es „schäbig“, wenn der Senat einen Arbeitgeberzuschuss „mit den dringend notwendigen Tariferhöhungen im öffentlichen Dienst verrechnen will“. Die Folgekosten des umweltschädlichen Autoverkehrs in Hamburg müssten ohnehin überwiegend von der öffentlichen Hand ausgeglichen werden.