Hamburg. Vom 1. Mai an gilt das Deutschlandticket. Wo man es in Hamburg bekommt, für wen es noch günstiger ist und was dabei zu beachten ist.

In wenigen Tagen beginnt im öffentlichen Nahverkehr in Hamburg und in ganz Deutschland eine neue Zeitrechnung. Dass Fahrgäste verzweifelt vor Fahrkartenautomaten stehen oder in den Tiefen einer App nach Antworten auf die Frage suchen, welches Ticket sie denn nun brauchen und was das wohl kostet, soll weitgehend der Vergangenheit angehören.

Stattdessen gilt von Montag, 1. Mai, an: Wer ein Deutschlandticket abonniert, kann für 49 Euro im Monat nicht nur das gesamte Angebot des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV) inklusive der Fähren im Hafen nutzen, sondern alle Nah- und Regionalverkehrsangebote im Bundesgebiet.

Das Deutschlandticket gilt bundesweit und kostet 49 Euro im Monat

Schüler, Studenten, Azubis, Bedürftige und Angestellte fahren sogar noch günstiger. Obwohl der Tarifdschungel damit so radikal gelichtet wurde wie nie zuvor, gibt es im Detail immer noch viele Fragen. Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten.

Wie kann man das Deutschlandticket erwerben und wie läuft der Verkauf?

Der HVV ruft dazu auf, vorrangig die App HVV Switch zu nutzen. Doch auch im Internet unter hvv.de und in den HVV-Servicestellen ist das Ticket erhältlich. Mehr als 41.000 Deutschlandtickets wurden seit dem Start am 1. April bislang allein im HVV-Gebiet verkauft. Da es sich dabei durchweg um Neukunden handelt (die Abos der Bestandskunden werden ja automatisch umgestellt), kommt der HVV nun auf rekordverdächtige 750.000 Abonnenten.

Bisherige Abo-Kunden werden automatisch auf das 49-Euro-Ticket umgestellt

Gibt es das 49-Euro-Ticket nur im Abonnement?

Ja. Das Abo ist aber monatlich kündbar, und zwar jeweils bis zum 10. eines Monats für den Folgemonat. Und: Wer sich mitten im Monat für ein Abo entscheidet, zahlt nur den anteiligen Preis für den laufenden Monat, muss allerdings mindestens für den Folgemonat mitbuchen. In der Regel ist das dennoch die günstigere Variante, denn einzelne Wochenkarten (29 Euro) oder Monatskarten (69 Euro) werden zwar auch günstiger, sind aber verhältnismäßig teurer und gelten nicht bundesweit, sondern nur im HVV-Gebiet.

Was bedeutet die Tarifreform für bisherige HVV-Abo-Kunden?

Alle rund 550.000 Kunden, die ein HVV-Abo besitzen, das bisher mehr als 49 Euro kostet, haben zum 1. Mai automatisch ein Deutschlandticket. Nach HVV-Angaben spart man damit jeden Monat bis zu 165,80 Euro. Für die mehr als 120.000 Studenten in Hamburg und dem Umland, die dank ihrer Semestertickets ebenfalls zu den HVV-Abonnenten zählen, gelten eigene Regeln (siehe unten).

Hamburger Schüler bekommen das Deutschlandticket schon für 19 Euro

Zudem gibt es auch knapp 30.000 Kunden, die bislang Abos mit räumlicher Beschränkung für weniger als 49 Euro haben – etwa eine 3-Zonen-Teilzeitkarte für 38,90 Euro – und künftig mehr zahlen müssen, dafür aber auch deutlich mehr bekommen. Diese Abos haben bis Ende August Bestandsschutz.

Wie kommen Schüler an ihre 19-Euro-Tickets?

Alle HVV-Schülertickets im Hamburger Umland, die bisher teurer als 49 Euro waren, werden automatisch umgestellt und gelten ab dem 1. Mai als Deutschlandticket. Die mehr als 200.000 Schüler und Schülerinnen in Hamburg zahlen dafür sogar nur 19 Euro, nachdem die Stadt ihnen bislang schon ein Abo für den Bereich Hamburg AB für 30 Euro angeboten hat – dieses entfällt nun. Bis 2025 strebt der Senat einen komplett kostenlosen ÖPNV für Hamburger Schüler an. Schüler mit Anspruch auf Sozialrabatt fahren schon ab 1. Mai kostenlos.

Karten für Schüler können nicht in der App bestellt werden, sondern nur online unter hvv.de oder in den Servicestellen. Dafür ist eine Schulbescheinigung erforderlich, die im Zuge der Bestellung hochgeladen werden kann.

Studierende bekommen alle nötigen Infos von ihrer Uni

Was gilt für Studierende?

Studierende, die ihr Semesterticket zum Deutschlandticket machen möchten, können es monatlich „upgraden“. Wer bisher ein Semesterticket für acht Ringe hat, zahlt 17,67 Euro Aufschlag, bei dem Semesterticket für fünf Ringe sind es 18,20 Euro.

Nach HVV-Angaben können die Studierenden das monatliche digitale Upgrade über ihre jeweilige Uni erwerben. Die Hochschulen hätten dazu alle notwendigen Informationen erhalten und seien nun aufgerufen, diese an ihre Studierenden weiterzugeben.

Profiticket: Mit Firmenzuschuss fahren Arbeitnehmer bundesweit für 25 Euro

Wie kommen Arbeitnehmer an ein Profiticket?

Wie berichtet, können Arbeitnehmer das Deutschlandticket bundesweit als Profiticket schon für 34,30 Euro erwerben. Voraussetzung ist außer einem Verbundrabatt auch ein Arbeitgeberzuschuss von mindestens 25 Prozent oder 12,25 Euro pro Monat. Arbeitgeber, die ihren Zuschuss auf 21,55 Euro erhöhen, können ihren Mitarbeitenden auch ein „Profiticket Premium“ für 25 Euro anbieten.

Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) hofft, dass das Deutschlandticket viele Menschen zum Umstieg auf Busse und Bahnen bewegt.
Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) hofft, dass das Deutschlandticket viele Menschen zum Umstieg auf Busse und Bahnen bewegt. © Michael Rauhe

Wichtig: Wer bereits ein Profiticket hat, erhält laut HVV über seinen Arbeitgeber einen Link oder einen QR-Code und kann das neue Ticket auf dem Handy in der Wallet oder als Webticket speichern. Wenn sich der Arbeitgeber noch nicht gemeldet hat, sollte das in den kommenden Tagen geschehen. Arbeitnehmer, die erstmals ein Profiticket haben möchten, sollten ihren Arbeitgeber darauf ansprechen.

Gilt das Profiticket auch für Mitarbeiter der Stadt?

Hier wird es knifflig. Den 77.000 direkt bei der Stadt Beschäftigten, also vor allem in Ämtern und Behörden, bei Polizei und an Schulen, wird aus Kostengründen zunächst kein Profiticket mehr angeboten. Die rund 20.000 bisherigen Ticketbesitzer würden dennoch viel Geld sparen, so der Senat, denn ihr HVV-Abo sei bislang deutlich teurer gewesen.

Zehntausenden Beschäftigten bei den öffentlichen Unternehmen der Stadt, vom UKE über die Energieunternehmen und die Saga bis zur Stadtreinigung, wird dagegen ein Profiticket angeboten. Die CDU kritisiert diese Ungleichbehandlung. Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) verspricht, im Rahmen der bundesweiten Tarifverhandlungen für die Länder-Beschäftigten im Herbst eine einheitliche Lösung anzustreben.

Auch Azubis und Bedürftige erhalten einen Rabatt auf das 49-Euro-Ticket

Welche Vergünstigungen erhalten Azubis?

Sie bekommen ein bundesweit gültiges „BonusTicket“: Mit Arbeitgeberzuschuss wird der Preis bei 29 Euro im Monat liegen. Für dieses Ticket benötigt man einen Ausbildungsnachweis, und es kann nur in den HVV-Servicestellen bestellt werden. Alle Azubi-Tickets, die bisher teurer als 49 Euro waren, werden automatisch ab dem 1. Mai ein Deutschlandticket – alle günstigeren Tickets bleiben bis zum 31. August gültig.

Wie funktioniert der Sozialrabatt?

Der von der Stadt finanzierte Sozialrabatt steigt zum 1. Mai von bisher 24,80 Euro auf 30 Euro pro Monat. Damit können Personen, die existenzsichernde Leistungen erhalten, für 19 Euro pro Monat bundesweit den Nahverkehr nutzen. Nach einer Studie der Technischen Universität Hamburg ist das bundesweit das günstigste Angebot. Berlin bietet zwar ein Sozialticket für 9 Euro an – dieses gilt aber nur in der Hauptstadt.

Wichtig: Wer Anspruch auf den Sozialrabatt hat, kann sein Deutschlandticket zwar online unter hvv.de bestellen, der Antrag auf den Rabatt muss aber in einer HVV-Servicestelle abgegeben werden. Dort ist das einseitige Formular auch erhältlich – außerdem unter hvv.de, beim Jobcenter sowie in den Bezirksämtern.

Senioren fordern Vergünstigungen auch auf Einzelfahrscheine und Tageskarten

Bis wann muss man das Ticket bestellt haben, damit es am 1. Mai gültig ist?

Über die HVV Switch App gekaufte Deutschlandtickets sind sofort (bzw. ab dem 1. Mai) gültig. Wer das Deutschlandticket beim HVV online als Chipkarte bestellt, erhalte umgehend per E-Mail eine Startkarte, mit der sofort (bzw. ab dem 1. Mai) gefahren werden kann, so der Verkehrsverbund. Die Chipkarte werde dann einige Tage später per Post zugestellt. Gleiches gelte für die Bestellung in der Servicestelle.

Was gilt für Senioren?

Alle bestehenden Senioren-Abos, die laut HVV bisher zwischen 54 Euro (Hamburg AB) und 120,90 Euro (Gesamtnetz) kosten, werden zum 1. Mai auf das bundesweit gültige Deutschlandticket zum Preis von 49 Euro reduziert. Das ist zwar eine Verbesserung, doch sehr viele ältere Nutzer beklagen, dass sie gar kein Abo benötigen, da sie nur gelegentlich den ÖPNV nutzen. Im Vergleich zum 49-Euro-Ticket seien ihnen die Einzeltickets aber zu teuer.

Werden auch Einzelfahrscheine und Tageskarten günstiger?

Das ist zunächst nicht geplant. Dennoch plane man, zukünftig „auch das Angebot der Einzel- und Tageskarten grundlegend zu reformieren“, so ein HVV-Sprecher. Ziel sei eine Vereinfachung der Tarife. Wann und inwiefern das umgesetzt wird, sei aber noch offen.

Wer kommt für die Kosten des Deutschlandtickets auf?

Bund und Länder tragen zunächst pro Jahr je 1,5 Milliarden Euro der Mehrkosten. Allein für Hamburg bedeutet das bis 2025 zusätzliche Ausgaben von rund 500 Millionen Euro.