Hamburg. Finanz- und Schulsenator ziehen Bilanz: Im vergangenen Jahr wurden 139 Projekte im Schulbau abgeschlossen. Kritik von den Linken.
Die Stadt Hamburg hat im vergangenen Jahr rund 383 Millionen Euro in den Schulbau investiert. Dies teilten Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) und Bildungssenator Ties Rabe (SPD) bei einer Pressekonferenz am Mittwoch mit, bei der die beiden zur Finanzbehörde gehörenden Bauunternehmen Schulbau Hamburg (SBH) und Gebäudemanagement Hamburg GmbH (GMH) ihre Bilanz für das Jahr 2021 vorstellten. Demnach wurden 139 Projekte im Schulbau abgeschlossen.
SBH und GMH bewirtschaften nach Angaben der Behörden im Schulbau eine Gebäudefläche von rund drei Millionen Quadratmetern. Nach Abzug von Abrissen seien im vergangenen Jahr rund 19.000 Quadratmeter Fläche neu dazugekommen. Außerdem habe es zahlreiche Sanierungsarbeiten gegeben, die zu einer Verbesserung des Gebäudezustands insgesamt geführt hätten.
Schule Hamburg: Neubau-Ziel der Behörde bleibe umsetzbar
Abgeschlossen wurden im vergangenen Jahr unter anderem die Neubauten an der Geschwister-Scholl-Stadtteilschule, an der Stadtteilschule Lohbrügge, am Wilhelm-Gymnasium und an der Grundschule Stübenhofer Weg. Das 2019 formulierte Ziel der Schulbehörde, angesichts der steigenden Schülerinnen- und Schülerzahlen bis 2030 mehr als 40 neue Schulgebäude zu bauen, bleibe weiter aktuell und umsetzbar, sagte Schulsenator Rabe am Mittwoch. Nur im Bereich Rahlstedt könnten noch mehr Kinder hinzukommen, als erwartet – dort würden die formulierten Schulbauziele eventuell angepasst, so Ties Rabe.
Der Gebäudezustand der Schulgebäude habe sich in den vergangenen zehn Jahren stetig verbessert, hieß es am Mittwoch. 2013 gab es für die teilweise kaputten und zerfallenen Schulen in Hamburg im Schnitt die Note 3,5, wenn es um Aspekte wie Gebäudequalität, Richtwerte zum Energiesparen und mehr geht. „Wir wollen nicht nur neu bauen, sondern auch die Qualität der bestehenden Gebäude verbessern“, so Schulsenator Rabe. Bis zu diesem Jahr wurde der Schnitt auf die Note 2,5 angehoben, mehr als die Hälfte der Schulen sind dabei inzwischen Neubauten der vergangenen zehn Jahre und frisch sanierte Häuser.
Rabe: "Besonderes Augenmerk" legen wir auf Nachhaltigkeit
„Ein besonderes Augenmerk legen wir auf die Nachhaltigkeit beim Schulbau“, so der Schulsenator weiter. „Hohe Bau- und Energiestandards, Gründächer und Fotovoltaikanlagen gehören mittlerweile zum Standard bei jedem neuen Schulgebäude.“ Zusammen mit dem öffentlichen Unternehmen Hamburg Energie Solar wurden erste Pilotanlagen mit Fotovoltaik und Gründachflächen auf Hamburger Schulen realisiert. Diese Zusammenarbeit soll bis 2023 ausgebaut werden, geplant sind rund 30 weitere Fotovoltaikanlagen auf Schuldächern.
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Im Hochschulbau soll bis Ende der 2030er-Jahre eine ähnliche Verbesserung der Gebäudequalität wie an den Schulen angestrebt werden, so Finanzsenator Dressel am Mittwoch. Für den Hochschulbau ist neben der GMH auch die städtische Sprinkenhof GmbH zuständig.
Ein weiterer Fokus der GMH liegt auf dem Bereich Sport: Zwölf bezirkliche Sporthallen werden in diesem Jahr an die GMH übergehen. In den kommenden Jahren sollen außerdem der Olympiastützpunkts Alter Teichweg neu gestaltet sowie das Landesleistungszentrum Hockey neu gebaut werden. Weitere Sportprojekte seien in Vorbereitung.
GMH entwickelt serielles Gebäude für Hochschulen in Holzbauweise
Um die Bauten und Sanierungen des vergangenen Jahres auch unter den erschwerten Bedingungen der Corona-Krise und den Auswirkungen des Ukraine-Krieges fortsetzen zu können, wurden verschiedene Maßnahmen ergriffen: Dazu gehören modular gebaute Hamburger Klassenhäuser, die in 21 Wochen gebaut und an die individuellen Bedürfnisse der Schulen angepasst werden können. Seit dem Start des Programms 2020 sind zwölf dieser Häuser realisiert worden – weitere neun sollen bis Ende 2022 folgen. Zusätzlich entwickelt die GMH derzeit ein serielles Gebäude für Hochschulen in Holzbauweise.
Unterstützt werden die Projekte von SBH und GMH mit Mitteln aus dem Hamburger Wirtschaftsstabilisierungsprogramm (HWSP). Mit über 160 Millionen Euro sind knapp 20 Prozent des insgesamt 900-Millionen-Euro-Volumens in den Bildungsbau geflossen, wie Finanzsenator Dressel am Mittwoch sagte.
Diese Förderung ermöglichte es unter anderem, im vergangenen Jahr kurzfristig neue Projekte zu planen: So werden aktuell das Dach des Elektrohochhauses der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) am Berliner Tor sowie Forschungsgewächshäuser der Universität Hamburg saniert. Außerdem werden Brandschutzmaßnahmen in der Staats- und Universitätsbibliothek umgesetzt.
Schule Hamburg: „Quadratmeter statt Qualität“ – Kritik kommt von der Linksfraktion
Sabine Boeddinghaus, bildungspolitische Sprecherin der Linken-Fraktion in der Bürgerschaft, äußerte sich am Mittwoch kritisch zur Vorstellung der Schulbauprojekte: „Preisgekrönte, glänzende Fassaden können nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Hamburger Schulbau in seiner Substanz marode ist“, so Boeddinghaus. „Die Beanstandungen des Rechnungshofs über intransparente Preisbildung und die Finanzierung eines Verwaltungswasserkopfs stehen nach wie vor unbeantwortet im Raum. Von der vor zwei Jahren versprochenen Sanierungswelle in der Zeit der Schulschließungen ist bis heute nichts zu sehen.“ Es fehle ein pädagogisches Konzept des Schulbaus, der von der „überholten Vorstellung des Frontalunterrichts wegkommt“ und eine „zeitgemäße Bildung für das 21. Jahrhundert“ ermöglichen werde, so Boeddinghaus: „Anstatt um Qualität scheint es nur um Quadratmeter zu gehen.“
Nach Angaben der Schulbehörde stehen die nächsten Fertigstellungen im Schuljahr 2023/24 an: Dann sollen die Bauten der Stadtteilschule in der Neuen Mitte Altona, die Stadtteilschule Kirchwerder und die Grundschule Baakenhafen in der HafenCity abgeschlossen sein. Auch in diesem Jahr sollen noch neun Klassenhäuser fertiggestellt und übergeben werden, dabei handelt es sich nach Angaben der Schulbehörde vor allem um Grundschulen.