Ungeachtet der Krise und laufender Sanierung schüttet die HSH Nordbank für 2010 Gelder an Manager und einfache Mitarbeiter aus.
Hamburg. Die HSH Nordbank will ihren Mitarbeitern für das Jahr 2010 trotz laufender Sanierung Bonuszahlungen zukommen lassen. Einfache Mitarbeiter sollen etwa ein bis anderthalb Monatsgehälter bekommen. Managern stehen deutlich höhere Zahlungen zu, die bis zu 75 Prozent des Gesamtgehalts ausmachen können, wie Personalchef Stefan Brügmann am Freitag in Hamburg mitteilte.
Brügmann lehnte es ab, genaue Zahlen über die Höhe der Boni zu nennen. Auch die Gesamtsumme wurde nicht veröffentlicht.
Der Personalchef sagte, bei den Managern würden die Boni nicht auf einen Schlag ausgezahlt, sondern über bis zu vier Jahre gestreckt. Die Boni können so nachträglich gekürzt werden, falls sich Entscheidungen der Manager nachträglich als falsch erweisen und Geschäfte schiefgehen. Zu der Frage, ob einzelne Manager mehr als 500.000 Euro pro Jahr verdienen, sagte Brügmann, das sei „nicht unsere Sorge“.
Die HSH Nordbank ist die Landesbank der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein. Sie geriet ab 2008 in die Krise, so dass die Länder das schlingernde Geldhaus 2009 mit drei Milliarden Euro frischem Eigenkapital und zehn Milliarden Euro Garantie stützen mussten.
Die HSH erklärte weiter, als Erfolg der Sanierung sei in dieser Woche die erste Garantie-Milliarde an die Länder zurückgegeben worden. Die Bank spart dadurch 40 Millionen Euro pro Jahr, weil die Garantien mit 4 Prozent verzinst worden waren. 9 Milliarden Euro Garantien bleiben bestehen.
Die HSH Nordbank war 2010 nach zwei Jahren mit Milliardenverlusten wieder in die Gewinnzone zurückgekehrt. Der Nettogewinn 2010 lag bei 48 Millionen Euro, wie das Geldinstitut schon früher mitgeteilt hatte. Im Vorjahr war noch ein Fehlbetrag von 743 Millionen Euro aufgelaufen. Allerdings errechnete sich die Bank den Gewinn nach dem Buchhaltungsstandard IFRS. Nach den strengeren deutschen Regeln des Handelsgesetzbuchs ist die Bank weiter in den roten Zahlen.
Die Bilanzsumme fiel von 174 Milliarden Euro 2009 auf 151 Milliarden Euro 2010 und soll noch weiter sinken.
Die HSH Nordbank gehört zu 85,5 Prozent den Ländern Hamburg und Schleswig-Holstein. Die restlichen Anteile liegen bei den Sparkassen Schleswig-Holsteins und Finanzinvestoren um den Anleger J.C. Flowers. Am 1. April übernimmt der Investmentbanker Paul Lerbinger die Führung der Bank, nachdem sein Vorgänger Dirk Nonnenmacher nach mehreren Skandalen das Vertrauen der Eigner verloren hatte.
Lesen Sie auch den Abendblatt-Bericht von Andreas Dey (11. März):
Die HSH Nordbank hat ihrem Chefjustiziar Wolfgang G. gekündigt. Das Institut bestätigte einen Bericht von "Spiegel Online", wollte sich aber zu Details nicht äußern. Nach Abendblatt-Informationen wurde dem Juristen fristgerecht zum 30. September gekündigt. Begründet wird das "Spiegel Online" zufolge mit dem Verdacht auf Pflichtverletzungen im Fall "Shisha": Das ist der HSH-interne Codename für einen Rechtsstreit mit einem türkischen Reeder. G. soll unter anderem ein umstrittenes Gutachten (Kosten: 1,5 Millionen Euro) und eine Rechnung an die Sicherheitsfirma Prevent über 3,5 Millionen Euro als korrekt abgezeichnet haben, obwohl der vereinbarte Erfolg ausgeblieben war. Der Reeder fordert nach wie vor rund 80 Millionen Dollar von der HSH.
Deren Haupteigentümer, Hamburg und Schleswig-Holstein, nahmen die Kündigung von G. zur Kenntnis: "Das ist eine Entscheidung der HSH", sagte der Sprecher der Hamburger Finanzbehörde, Daniel Stricker. "Aber wir haben durchaus die Erwartung, dass die Bank bei dieser Personalentscheidung wirklich richtig liegt." Hintergrund: Die Staatsanwaltschaften in Hamburg und New York ermitteln wegen ungerechtfertigter Kündigungen zweier HSH-Manager. In beiden Fällen musste die HSH zurückrudern und Millionen-Abfindungen zahlen - und in beiden Fällen ist auch Wolfgang G. im Visier der Ermittler. Daher war er bereits seit August 2010 von der Bank freigestellt.