Nach diversen Affären um die HSH Nordbank bleiben die Kunden aus. Geldinstitut will staatliche Milliardengarantien reduzieren.
München/Hamburg. Die umstrittene Sicherheitsfirma Prevent steht nach ihrer Verwicklung in Affären um die HSH Nordbank kurz vor der Pleite. Das Unternehmen habe einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht in München gestellt, sagte gestern ein Firmensprecher und bestätigte einen Bericht der "Süddeutschen Zeitung".
"Wir machen zu, es ist aus", so der Sprecher. Die Berichterstattung über Prevent und die HSH-Affären habe dazu geführt, dass die Kunden ausblieben. Die Filiale Hamburg war bereits 2010 geschlossen worden. Prevent-Chef Peter Wiedemann sagte, die drohende Pleite liege "vor allem an der schlechten Zahlungsmoral der Hauptschuldnerin", ohne die HSH zu nennen. Von etwa zehn Millionen Euro, die Prevent bei der HSH abgerechnet hatte, halte die Landesbank noch 800 000 Euro zurück. Die Nordbank wollte das laufende Verfahren nicht kommentieren.
Prevent war in eine Affäre mit dem Codenamen Shisha verwickelt. In einem millionenschweren Rechtsstreit mit einem türkischen Reeder hatte die Nordbank Prevent eingeschaltet, damit die Firma Lobbyarbeit leiste. Bei einem zwischenzeitlich positiven Urteil erhielt Prevent mehr als drei Millionen Euro Erfolgsprämie. Doch schließlich verlor das Geldinstitut den Prozess und fordert das Honorar nun zurück.
Prevent soll auch in die dubiose und von der HSH inzwischen bedauerte Entlassung des Vorstands Frank Roth verwickelt gewesen sein. Ein Ex-Mitarbeiter der Firma hatte zunächst behauptet, Roths Büro verwanzt und in seinem Namen belastendes Material verschickt zu haben, diese Aussage aber später zurückgezogen. Die Staatsanwaltschaft geht zudem dem Verdacht nach, dass Prevent-Mitarbeiter Kinderporno-Spuren im Büro eines New Yorker HSH-Managers gelegt haben sollen. Der Mann wurde fristlos entlassen. Wie im Fall Roth musste die HSH den offensichtlich vorgetäuschten Skandal mit einer nachträglichen Abfindung in Millionenhöhe "bezahlen".
Wegen der Affären muss auch HSH-Chef Dirk Jens Nonnenmacher Ende März gehen. Obwohl keine Beweise gegen ihn vorliegen, war er für verlustreiche Geschäfte ebenso in Mitverantwortung genommen worden wie für die Intrigen und Spitzeleien. Die Umstände, unter denen Prevent von der HSH engagiert wurde, werden nach Abendblatt-Informationen auch von der Bankenaufsicht BAFin gerügt. Nach einer monatelangen Sonderprüfung in der Bank hat sie jetzt einen 300-Seiten-Bericht vorgelegt. In ihm wird kritisiert, dass "die Regelungen der Bank zum Beschaffungsprozess nicht ausreichend und in einigen Punkten nicht konsistent waren", teilte die HSH gestern mit. Der Vorstand habe seine Pflichten aber nicht verletzt.
Unterdessen kommt die Sanierung der HSH voran. Die Garantien des staatlichen Bankenrettungsfonds SoFFin von einst 17 Milliarden Euro sollen bis Mitte 2012 auf null zurückgefahren werden. Und die Garantien der HSH-Eigentümer Hamburg und Schleswig-Holstein sollen noch in diesem Quartal von bislang zehn auf neun Milliarden Euro reduziert werden.