Das vom Künstler Hundertwasser gestaltete Lokal scheint gerettet. Bauprüfabteilung muss das Gebäude noch für erhaltungsfähig erklären.
Ottensen. Bei seinem Amtsantritt vor zweieinhalb Wochen versprach Reinhard Stuth, verstärkt auf den Denkmalschutz in Hamburg zu achten. Jetzt macht der neue Kultursenator mit dem von Friedensreich Hundertwasser gestalteten Stadtcafé in Ottensen den Anfang. "Ich habe mich entschieden, die Unterschutzstellung des Hundertwassercafés einzuleiten", sagte er am Freitag dem Abendblatt. Sprich: Das Lokal mit der fröhlich geschwungenen Fassade darf nicht abgerissen, sondern muss in den hier vorgesehenen Wohnungsbau integriert werden.
Voraussetzung für die Unterschutzstellung ist allerdings, dass ein Gutachten der Bezirks-Bauprüfabteilung das seit mehr als einem Jahr geschlossene Gebäude für erhaltungsfähig erklärt. An dessen Standfestigkeit hatten sich in der Vergangenheit die Geister geschieden: Anfang 2009 hatte der Bezirk einem Bebauungsplan, der neben dem Café den Bau von 60 Wohnungen vorsah, zugestimmt, weil ein Gutachten die Stabilität des Gebäudes nachgewiesen hatte. Kurz darauf wurde das Grundstück vom vorigen Besitzer weiterverkauft. Der neue Investor legte schnell ein neues Gutachten auf den Tisch; dort war von mangelnder statischer Standfestigkeit die Rede, von unzureichenden Flucht- und Rettungswegen sowie einem mangelhaften Energiestatus. Das Hundertwassercafé sollte abgerissen, stattdessen ein konventionelles Café in die geplante Bebauung integriert werden. Das wollten die Bezirkspolitiker, die sich geschlossen für einen Erhalt des Stadtcafés einsetzen, nicht akzeptieren. Sie gehen nach wie vor davon aus, dass es durch bauliche Nachbesserungen zu retten ist.
Bei ihnen stößt Kultursenator Stuth mit seinen Denkmalschutzplänen daher auf große Zustimmung. "Wir haben oft einstimmig gefordert, das Stadtcafé auf diese Weise zu erhalten", sagt Andreas Grutzeck (CDU), Vorsitzender der Bezirksversammlung Altona. Gleichzeitig habe die Stadt aber auch großes Interesse daran, dass der Wohnungsbau schnell realisiert werde. "Wir wollen", so Grutzeck, "in dieser Angelegenheit gerne als Moderator auftreten." Doch nicht nur mit dem Wohnungsbau, auch mit der Renovierung des Ottensener Stadtcafés soll es jetzt schnell gehen. "Es kann durchaus sein, dass das Café eröffnet, bevor der Wohnungsbau abgeschlossen ist", sagt Uwe Szczesny von der CDU Altona. Um das möglich zu machen, wolle man jetzt unverzüglich mit dem Investor, der Bonner Wohnbau Gesellschaft, in Verbindung treten und sich außerdem dafür einsetzen, dass entsprechende Konzessionen schnell erteilt würden.
Als Betreiber favorisieren die Bezirkspolitiker Rainer Bruns, der das Stadtcafé schon früher geführt hat. Da er momentan im Urlaub ist, war er am Freitag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Dafür aber Renate Link, die mit ihrem Unternehmen Alternativ-Bus-Reisen ebenfalls Mieterin und Mitbetreiberin des Stadtcafés war und vor Kurzem ein Bürgerbegehren zu seiner Rettung initiiert hat. "Sollte das Café tatsächlich unter Denkmalschutz gestellt werden, geht unser größter Wunsch in Erfüllung", sagt sie. "Doch bis dahin kann es noch lange dauern. Unser Bürgerbegehren läuft deshalb auf jeden Fall weiter."
Noch gilt durch das Bürgerbegehren für das Hundertwassercafé ein Planungsstopp, der jedoch am 28. Oktober endet. Mit einer sogenannten vorläufigen Unterschutzstellung will Kultursenator Stuth für einen nahtlosen Übergang in den Denkmalschutz sorgen.
Auf seiner Liste habe er noch weitere Objekte, die er jetzt nach und nach auf ihre Schutzwürdigkeit prüfe, sagt der Senator. Und: "Wir sind in Hamburg in der Vergangenheit mit Tradition und Geschichte nicht immer richtig umgegangen und haben dadurch viel verloren." Das Hundertwassercafé gehöre als kulturelles Erbe zum Gemeinwohl. Ihm soll es besser ergehen.