Eine Bürgerinitiative, die den Erhalt das Cafés fordert, hat mehr als 2000 Unterschriften für einen Bürgerentscheid im Rathaus Altona abgegeben.

Hamburg. Der von einem Wohnungsbau-Investor angekündigte Abriss des legendären Hundertwasser-Cafés in Ottensen ist vorerst gestoppt. Eine Bürgerinitiative, die den Erhalt das Stadtcafés fordert, hat mehr als 2000 Unterschriften für einen Bürgerentscheid im Rathaus Altona abgegeben: Dort werden die Unterschriften nun geprüft, sollten es mehr als 1850 gültige sein, gilt für die Verwaltung ein dreimonatiger Planungsstopp. Allerdings dürfte die Prüfung noch einige Tage in Anspruch nehmen. Im weiteren Verfahren müssten die Initiatoren für einen erfolgreichen Bürgerentscheid rund 5800 Unterschriften zusammen bekommen.

Nach Einschätzung des SPD-Bezirkspolitikers und Bauexperten Wolfgang Kaeser bedeutet ein möglicher erfolgreicher Bürgerentscheid, dass weder eine Abrissgenehmigung erteilt werden kann, noch dürfe es eine Baugenehmigung für die weiteren Vorhaben des Investors geben. Die Bezirksverwaltung kommt jedoch zu einer anderen Einschätzung: Danach kann einem Eigentümer nicht vorgeschrieben werden, wie er ein Gebäude nutzt. „Der Bürgerentscheid läuft im Prinzip ins Leere“, so ein Verwaltungs-Sprecher.

Der Ausgang des Bürgerentscheids dürfte daher noch für einige Diskussionen sorgen. Denn die Ziele der Bürgerinitiative werden im Bezirk Altona weitgehend von der Kommunalpolitik unterstützt. „Wir fühlen uns vom Investor hintergangen“, hieß es mehrfach von Altonaer Kommunalpolitikern.

Tatsächlich erscheint die jüngere Geschichte recht winkelreich: So gehörten Gebäude und Grundstück an der Behringstraße 42 ursprünglich dem Landesbetrieb Krankenhäuser (LBK), der es aber schon lange nicht mehr selbst genutzt hatte und es dem Café-Betreiber Rainer Bruns vermietet hatte. Im Zuge der LBK-Privatisierung wurden Haus und Grund 2006 von der Stadt an die ICE Immobilien Consulting und Entwicklung GmbH verkauft. Allerdings zu einem günstigen Preis, weil das von dem Künstler Friedensreich Hundertwasser gestaltete Café und der angeschlossene Bruns-Betrieb „Alternativ Busreisen“ erhalten bleiben sollten. Kaufsumme: 1,15 Millionen Euro. Nach dem Kauf wurde Cafébetreiber Rainer Bruns dennoch gekündigt. Wegen eines Formfehlers im Mietvertrag, wie er sagt. Wegen Mietschulden, wie die Investoren sagen.

Lange verhandelte in der Folge der Bezirk mit ICE, um den Mietvertrag zu verlängern und den Bestand des in Hamburg einzigartigen Cafés zu retten. Anfang dieses Jahres verabschiedete der Bezirk dann einen Bebauungsplan, der es erst rechtlich möglicht machte, dass rund 60 bis 70 neue Wohnungen direkt neben dem Café gebaut werden. Verbunden ist mit dem Bebauungsplan ein städtebaulicher Vertrag, der den Erhalt des Hundertwasser-Cafés sichern soll.

Als der Bezirk Altona dann den Bauvorbescheid erteilte, verkaufte der Investor ICE das Gelände allerdings flugs weiter. Möglicherweise mit einem kräftigen Aufschlag auf den Schnäppchenpreis von 1,15 Millionen Euro. Nun argumentiert der neue Eigentümer aber, das Gebäude sei marode, die Statik gefährdet. Doch das nimmt ihm in der Politik kaum einer ab. „Wir wollen jetzt dazu ein Gutachten“, so SPD-Politiker Kaeser.