Gerichtsvollzieher vollstreckte Räumungsklage. Entsetzt musste Betreiber Rainer Bruns zusehen, wie die Einrichtung aus dem vom österreichischen Künstler Friedensreich Hundertwasser gestalteten Restaurant getragen wurde.
Hamburg. Noch Anfang des Jahres schien das legendäre Hundertwasser-Café in Ottensen (Bezirk Altona) gerettet – jetzt steht die Zukunft offenbar wieder auf dem Spiel. Am Dienstag fuhren Lkw und der Gerichtsvollzieher vor, um eine Räumungsklage zu vollziehen. Entsetzt musste Betreiber Rainer Bruns zusehen, wie die Einrichtung aus dem vom österreichischen Künstler Friedensreich Hundertwasser gestalteten Restaurant rausgeräumt wurde. Bis kurz vor dem Räumungstermin hatte er vor Gericht noch versucht, eine einstweilige Verfügung durchzubekommen. Auch die Altonaer Bezirkspolitik hatte wochenlang mit dem Investor verhandelt, um den Mietvertrag doch noch zu verlängern. „Wir fühlen uns hier vom Investor ausgetrickst“, sagt die GAL-Fraktionschefin Geschehe Boehlich.
Tatsächlich hatte die Bezirksversammlung nach langen Verhandlungen Anfang des Jahres einen Bebauungsplan verabschiedet, der es dem Investor Wohnbau GmbH in Bonn ermöglicht, an der Behringstraße etwa 130 neue Wohnungen direkt neben dem Café zu bauen. Das Unternehmen hatte zuvor das Grundstück gekauft. Verbunden war mit dem Bebauungsplan ein städtebaulicher Vertrag, der den Erhalt des Hundertwasser-Cafés sichern sollte, das dem neuen Wohnkomplex eigentlich im Wege steht. Der Haken: Damit war nicht automatisch auch der Betrieb durch Bruns gesichert, der das Café seit elf Jahren betreibt. „Wie es weiter geht, weiß ich jetzt auch nicht, ich bin fassungslos“, sagt er.
Die Wohnbau GmbH kündigte unterdessen an, dass das Café für die Dauer der Bauarbeiten für den Wohnungskomplex geschlossen bleibe und dann in einen Neubau „integriert“ werden solle. Geplant sei ein neuer Küchentrakt sowie eine moderne Dämmung. Die Bezirkspolitiker bleiben jedoch skeptisch, ob das Café tatsächlich erhalten bleibt. GAL-Fraktionschefin Boehlich: „Wir werden da jetzt ein wachsames Auge drauf haben.“ Die Erfahrungen mit solchen Erhaltungs-Zusagen seien im Bezirk eben nicht die besten, so die Politikerin. Einen ähnlichen Fall habe es in Blankenese am Süllberg schon einmal gegeben – und dann sei plötzlich ein Bagger "ausgerutscht" und das Gebäude sei angeblich nicht mehr zu retten gewesen.