Peter Krämer plädiert dafür, die Steuer für Privatvermögen von 0,6 auf einen Prozent zu erhöhen. Angela Merkel betreibe “Klientelpolitk der FDP“.
Hamburg. Der Hamburger Reeder und Millionär Peter Krämer hat die geplante Streichung des Elterngeldes für Hartz-IV-Empfänger als skandalös kritisiert und stattdessen die Wiedereinsetzung der Vermögensteuer verlangt. „Wir haben in Deutschland eine absolute soziale Schieflage“, sagte Krämer der Nachrichtenagentur dpa. Statt die Ärmsten noch stärker zu belasten, sollte der Staat vielmehr die Reichen in die Pflicht nehmen.
Der 59-jährige Chef der Tankschiff-Reederei Chemikalien Seetransport GmbH gilt als Querdenker unter den deutschen Reedern. Unter anderem setzt er sich seit Jahren für Afrika und das Kinderhilfswerk Unicef ein . Krämer sagte, schon 2005 habe er die Wiedereinführung der Vermögensteuer angemahnt. Seiner Meinung nach sollte sie aber von 0,6 auf einen Prozent erhöht werden und nur für Privatvermögen gelten. Betriebsvermögen sollte aus Rücksicht auf die Arbeitsplätze im Mittelstand nicht besteuert werden.
„In Frankreich zahlen alle Vermögensteuer – und keiner meckert darüber.“ Dabei würden dort etwa bei einem Vermögen von 15 Millionen Euro sogar 2,5 Prozent fällig. „Das heißt, sie wirkt sich echt vermögensmindernd aus, wenn Sie die derzeitigen Zinssätze auf Staatspapiere berücksichtigen.“ Neben der Vermögensteuer sollten nach Krämers Ansicht auch die Abgaben auf Erbschaften und Schenkungen deutlich angehoben werden.
Mit Blick auf den Berliner Koalitionsstreit sagte Krämer: „Die Frage ist, will Frau Merkel weiter die Klientelpolitik der FDP mitmachen, oder versteht sich die CDU wieder neu als christliche Volkspartei?“ Doch nicht nur wegen der christlichen Soziallehre sollte die Kanzlerin von einer noch stärkeren Belastung der Armen absehen.
Auch aus ökonomischen Gründen sei das Streichen des Elterngeldes für Hartz-IV-Empfänger unsinnig. „Wenn Sie die ärmeren Bevölkerungsschichten stärker belasten, führt das automatisch zu einer Schwächung der Binnennachfrage.“ Bei den Reichen dagegen mache es keinen Unterschied, ob sie etwas mehr oder weniger Geld besäßen: „Ich kaufe das, was nötig ist“, sagte Krämer.
Der Hamburger Reeder ermutigte die Gewerkschaften zu mehr Widerstand. „Ich wünsche mir tatsächlich, dass die Gewerkschaften, die sich sehr verantwortungsvoll für die Belange der sozial Schwachen und für die Belange der Arbeitnehmer einsetzen, sich noch stärker profilieren.“ Denn die Spaltung der Gesellschaft nehme inzwischen Formen an, die nicht mehr tragbar seien. „Ich will keine Vorstadtbrände wie in Frankreich haben“, sagte Krämer.
Krämer wollte nicht ausschließen, dass sowohl der Dollar als auch der Euro und der japanischen Yen in den nächsten Jahren abgewertet werden könnten. „Kein Staat mit diesen Währungen kann jemals seine Staatsschulen zurückzahlen“, ist sich Krämer sicher. Deshalb sei eine Abwertung zum Beispiel auf 40 Prozent der Guthaben und auf 60 Prozent der Schulden wahrscheinlich. „Dann stellt sich die Verteilungsfrage aber noch viel, viel schärfer.“ Denn dann würden alle weniger besitzen, jedoch würde eine solche Abwertung die Geringverdiener und Armen viel härter treffen, wenn es keinen sozialer Ausgleich gibt, sagte Krämer.