In der Hansestadt wurden 2009 insgesamt 4.186 Baugenehmigungen erteilt. Auch in Schleswig-Holstein gibt es einen deutlichen Zuwachs.

Hamburg. In Hamburg sind im vorigen Jahr Baugenehmigungen für 4.186 neue Wohnungen erteilt worden, elf Prozent mehr als 2008. Auf Bundesebene lag das Plus nach Angaben des Statistikamtes Nord nur bei 1,9 Prozent. Für Etagenhäuser mit mehr als zwei Wohnungen (2.408 Baugenehmigungen) betrug die Steigerung in Hamburg sogar 16 Prozent. Auch die Baugenehmigung von 1.267 Ein- und Zweifamilienhäusern lag zehn Prozent über dem Wert von 2008. Die Baukosten im Neubau betrugen knapp 540 Millionen Euro, fast zwölf Prozent mehr als 2008. Meist wurden die Wohnungen von Unternehmen gebaut (56 Prozent), seltener von privaten Bauherren (32 Prozent).

Überhaupt erlebte die Hansestadt in 2009 einen regelrechten Ansturm auf Wohneigentum. Kapitalanleger kauften alles, was der Markt hergab – quer durch alle Stadtteile. Mittelgroße Eigentumswohnungen waren die Favoriten, sündhaft teure Luxusobjekte dagegen weniger gefragt. Die Erfolg verwöhnte Elbmetropole bleibt ihrem Image treu. Sie ist beliebt und sie ist sündhaft teuer. Nirgends ist das so deutlich zu spüren wie auf dem Immobilienmarkt, der 2009 vor allem den hanseatischen Maklern Freude bereitete. Denn Wohneigentum wurde ihnen förmlich „aus der Hand gerissen“ – trotz stetig steigender Preise.

Der große Immobilienatlas - so teuer ist Wohnen in Hamburg

So manches Unternehmen blickt deshalb auf eines der besten Jahre seiner Geschichte zurück. „Vor allem im ersten Halbjahr war das Interesse der Kapitalanleger enorm“, sagt Frank Stolz, der bei Grossmann & Berger für das Neubaugeschäft zuständig ist. „Am häufigsten wurden Wohneinheiten zwischen 60 und 120 Quadratmeter gefragt.“ Neubauprojekte wie etwa an der Bogenallee, laut Stolz „gefühltes Harvestehude“, seien „rasant schnell“ über das Internet verkauft worden. Zehn Wohnungen monatlich gegenüber zwei Wohnungen monatlich zu normalen Zeiten.

Mangelnde Alternativen bei der Geldanlage und die Angst vor Inflation haben der Hansestadt einen regelrechten Ansturm auf gute Immobilien beschert. Einige sehen auch für 2010 noch keine Beruhigung. „Wir haben noch nie so ein Geschäft gemacht wie in den ersten zehn Wochen dieses Jahres“, sagt ein Makler. Dabei dürfte jedoch ein differenzierter Blick gut tun. „Im absoluten Luxussegment haben wir schon im zweiten Halbjahr 2009 eine eher abwartende Haltung der Kunden gespürt“, erklärt Tom Kirst von Dahler&Company. „Da ist die Unsicherheit der allgemeinen Wirtschaftslage deutlich geworden.“ So hat Dahler&Company das meiste im Preissegment zwischen 400.000 Euro und einer Million Euro verkauft.

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Manche Objekte der hanseatischen Makler waren weniger als eine Woche auf dem Markt, kleinere Kaufsummen um 150.000 Euro wurden sogar bar bezahlt, berichten Makler. Ob Neubau oder Bestand, mit Wasserblick oder ohne, Szene-Viertel oder Peripherie – Interessenten gab es für alles, was der Markt zu bieten hatte.

Zum Herunterladen: Immobilienpreiskarte Ein- und Zweifamilienhäuser

„Wir hätten noch viel mehr verkaufen können, wenn es denn genug Immobilien gegeben hätte“, sagt Stefan Berner von Gladigau Immobilien. „Aber, wer nicht verkaufen musste, hat das auch nicht getan.“ Nicht selten haben potenzielle Verkäufer ihre Angebote wieder vom Markt zurückgezogen. „Was hätten sie auch sonst mit ihrem Geld anfangen sollen“, so Berner. „Solange die Zinsen so niedrig sind, wird es auch weiterhin eher Engpässe geben.“

Die gibt es schon allein aufgrund der demografischen Entwicklung: Bis 2025 soll die Bevölkerung in der Hansestadt jährlich um vier Prozent wachsen. Schon heute wohnen 1,77 Millionen Menschen in der Stadt – die teilweise händeringend Wohnraum suchen. Denn mit 1,3 Prozent Leerstand gibt es so gut wie keine freien Wohnungen.

Dabei wird gebaut wie verrückt: in Altona entsteht ein neuer Stadtteil mit 1900 Wohnungen, in Lokstedt wird ein familienfreundliches Quartier mit 600 neuen Wohnungen aus dem Boden gestampft, in St. Georg entstehen auf dem „Alstercampus“ 100 zusätzliche Wohnungen und auch die Hafencity wächst kontinuierlich weiter. Dennoch fehlt der Stadt Wohnraum – vor allem günstiger. In Eppendorf, Winterhude, Rotherbaum, Harvestehude, Uhlenhorst – rund um die Alster ist selbst in so genannten B-Lagen nichts mehr unter 3500 Euro je Quadratmeter zu bekommen.

Auch in Schleswig-Holstein wird wieder mehr gebaut

Der Trend hat auch die Schleswig-Holsteiner erfasst, sie bauen wieder mehr Häuser. Insgesamt wurden dort im vergangenen Jahr laut Statistikamt Nord Baugenehmigungen für gut 8000 Wohnungen erteilt und damit elf Prozent mehr als 2008. Die Menschen im Norden zieht es dabei vor allem in Ein- und Zweifamilienhäuser. In diesem Bereich wurden 2009 knapp 4600 Bauvorhaben genehmigt (plus 16 Prozent). In Mehrfamilienhäusern lag der Zuwachs nur bei knapp 1 Prozent (2670 genehmigte Wohnungen). Die insgesamt geplanten Baukosten erreichten eine Höhe von gut 920 Millionen Euro. Die meisten Wohnungen werden von privaten Auftraggebern gebaut (57 Prozent).

In Mecklenburg-Vorpommern ist Rostock am gefragtesten

In Mecklenburg-Vorpommern ragt vor allem Rostock als beliebter Wohn- und Arbeitsort positiv heraus. "Die Nachfrage nach Häusern und Wohnungen in der Hansestadt hat zuletzt deutlich zugelegt", sagte Bauminister Volker Schlotmann (SPD) am Mittwoch beim 8. Rostocker Immobilientag. Die größte Stadt Mecklenburg-Vorpommerns biete eine gute Lebensqualität. Zur Infrastruktur hätten auch umfangreiche Fördermittel von EU, Bund, Land und Kommune beigetragen, die vor allem in die Erneuerung der Innenstadt investiert worden seien.

Zwischen 1991 und 2009 flossen 206 Millionen Euro aus verschiedenen Städtebau-Programmen in die acht Sanierungsgebiete der Warnow-Stadt. In den kommenden Jahren gehöre die Entwicklung der teils noch brachliegenden Flächen vor der östlichen Stadtmauer zu den Prioritäten. Dort entsteht das neue Wohn- und Geschäftsviertel „Karavelle-Quartier“. Etwa 600 Wohnungen und ein eigener „Uferpark“ sollen auf dem Areal der Holzhalbinsel an der Warnow entstehen.