Der Baukonzern verärgert die Stadt. Dem Wahrzeichen droht eine neuerliche Verzögerung. Eröffnungskonzert erst im Mai 2013?
Hamburg. Die für Mai 2012 geplante Eröffnung der Elbphilharmonie könnte sich erneut um bis zu ein Jahr verzögern. Das geht aus einem Schreiben des Baukonzerns Hochtief an die Stadt hervor. "Fest steht, dass die für Ende 2011 vorgesehene Fertigstellung nicht realisiert werden kann", heißt es in dem Brief vom 12. Januar. Und: "Mit heutigem Kenntnisstand gehen wir davon aus, dass die Gesamtfertigstellung ... Ende 2012 erreicht wird." Da danach noch der Aufbau der Orgel und Proben folgen müssen, könnte die Eröffnung erst im Mai 2013 stattfinden.
In der Kulturbehörde und der städtischen Realisierungsgesellschaft Rege wird das Schreiben des Generalunternehmers als Drohung empfunden, um im Streit um die Kosten den Druck auf die Stadt zu erhöhen. Nachdem diese für Hamburg bereits von 114 auf 323 Millionen Euro gestiegen sind, macht der Baukonzern jetzt erneut Mehrkosten von 22,4 Millionen geltend. Behörde und Rege weisen den Großteil der Forderungen zurück, halten die aktuelle Bauverzögerung von acht bis zehn Wochen für aufholbar und ärgern sich daher über das aggressive Auftreten von Hochtief.
Von Gleichgültigkeit bis Empörung: Das sagen Politiker und Künstler
Die Daten, auf deren Basis der Konzern eine mögliche Verzögerung von einem Jahr errechnet hat, kenne er nicht, sagte Rege-Chef Heribert Leutner: "Wenn es jetzt noch zu Verzügen kommen sollte, ist das Sache von Hochtief." Der Baukonzern schiebt den Schwarzen Peter dem Architektenbüro Herzog & de Meuron zu: "Wir brauchen Pläne", sagt Hochtief-Sprecher Bernd Pütter. Die lägen nicht vollständig und detailliert genug vor, daher gebe es Zeitverzögerungen. Pütter: "Wir sind auf einem kritischen Weg."
Er halte das "für reine Verhandlungstaktik", sagte Generalintendant Christoph Lieben-Seutter dem Abendblatt. Denn er kenne keine Begründung für eine Verzögerung von einem Jahr, bewerte aber den möglichen Imageschaden durch eine Verschiebung der Eröffnung höher als eine weitere Steigerung der Kosten.