Am Anfang stand nur eine Vision. Drei Männer und eine Frau - die Architekten und Projektentwickler Alexander Gerárd, Jacques Herzog, Pierre de Meuron und Jana Marko - saßen zusammen in Basel. Das war 2001. Es war der Beginn der Geschichte der Hamburger Elbphilharmonie. Und, so wird es im Rückblick deutlich, einer der ganz seltenen Zeitpunkte, an dem nicht über die Kosten und den Eröffnungstermin des Konzerthauses diskutiert wurde. Damals ging es nur um eine Vision: auf einem ehemaligen Speichergebäude im Hamburger Hafen ein Konzerthaus von Weltruhm zu errichten.
Im Juni 2003 wurde über diese Pläne erstmals öffentlich in Hamburg gesprochen. Da träumte die damalige Kultursenatorin Dana Horáková (parteilos) noch von einem "AquaDome" beim Überseequartier. Die Planer der Elbphilharmonie waren schon weiter: "Sollte die Entscheidung bis Ende 2003 fallen, kann es mit der Eröffnung im Juni 2008, zum 100. Geburtstag der Musikhalle, klappen", hieß es von den Investoren. Damals ging man von 40 Millionen Euro Kosten aus. Beides musste bekanntlich später korrigiert werden.
Zwei Jahre später - im Juli 2005 - entschied sich der Senat einstimmig für den Bau der Elbphilharmonie. Bürgermeister Ole von Beust (CDU) verkündete öffentlich seine "Begeisterung" für das Projekt und sprach von einem "wichtigen Entwurf" und einem "Wahrzeichen für die Stadt". Da rechnete der Senat noch mit einer Eröffnung des Spielbetriebs im Herbst 2009 und einer Beteiligung der Stadt von 77 Millionen Euro an den Gesamtkosten. Beides musste bekanntlich später korrigiert werden.
Was in den Jahren folgte, ist eine Abfolge von Streitigkeiten: Schon bei der Vergabe des Bauauftrags ging es hoch her. Die letzen beiden Bieter im Verfahren waren die Baukonzerne Strabag und Hochtief. Im November 2006 beantragte die Strabag eine Überprüfung des Vergabeverfahrens. Eine monatelange Verzögerung drohte. Hochtief gewann das Verfahren, Strabag zog seine Rüge zurück. Keine zwei Wochen später, Ende November 2006, folgte die nächste Hiobsbotschaft: Das Prestigeobjekt auf dem Kaispeicher A wird erstens deutlich teurer (die Stadt wollte nun 114,3 Millionen statt 77 Millionen Euro zuschießen) und zweitens später fertig als geplant - im Mai 2010 statt im Sommer 2009. Beides musste bekanntlich später korrigiert werden.
Fast schon weise wirkt aus heutiger Sicht die Forderung der GAL im Dezember 2006 nach einer Kostenkontrolle für den Bau. Trotzdem: Alle Abgeordneten gaben am 1. März 2007 ihr Ja zur Elbphilharmonie. Die symbolische Grundsteinlegung zum Baubeginn folgte einen Monat später. Geplante Eröffnung: Sommer 2010. Auch das musste bekanntlich korrigiert werden.
Was folgte, waren Diskussionen um einen sogenannten Luxus-Fußweg vom Baumwall zur Elbphilharmonie und kurz darauf eine Nachforderung der Baufirma in Millionenhöhe. Nicht nur die Diskussionen zwischen Hochtief und Stadt, sondern auch innerhalb des Senats und des Parlaments wurden schärfer.
Nun kamen die Negativmeldungen in schöner Regelmäßigkeit: Die Eröffnung des Hauses wurde auf 2011 verschoben, die Gesamtkosten stiegen von ursprünglich 187 Millionen auf zwischenzeitlich 241 Millionen Euro auf dann 323,5 Millionen Euro. Hochtief drohte mit einem Baustopp, ein Krisengipfel zwischen Unternehmen und Stadt platzte. Im Zuge dessen feuerte Bürgermeister Ole von Beust seinen Chefmanager Hartmut Wegener - damals Geschäftsführer der städtischen Realisierungsgesellschaft. Nicht die letzte Entlassung im Zusammenhang mit der Elbphilharmonie: Im März 2009 musste auch Kulturstaatsrat Reinhard Stuth (CDU) gehen.
Seit Juli 2009 fordert die SPD Akteneinsicht. Wieder ist von steigenden Kosten die Rede. Im November 2009 nennt die Kulturbehörde rund acht Millionen Euro zusätzliche Kosten für den Großen Saal und spricht von einer Eröffnung im Mai 2012.
Beides muss nun wohl korrigiert werden.