Maschen. Mit Geld aus Berlin und Kreativkraft aus Wilhelmsburg: Bewohner werten ihr Zentrum auf – und feiern am Sonntag den nächsten Schritt.

Die Pop-Up-Box war schon mal ein großer Hit: Die hölzerne Tiny Town Hall am Ende des Maschener Dorfplatzes ist, seit sie vor einem Jahr eröffnet wurde, konstant von irgendjemandem belegt, mal als kurzfristiger Verkaufsraum, mal als Treffpunkt für Gesprächsgruppen, als vorübergehendes Dorfcafé oder was Maschener Menschen sonst so in den Sinn drängt.

Jetzt soll, quasi von hier aus, der nächste Schritt zur Belebung des Maschener Zentrums gestartet werden: „Grünes Ma(s)chen“; quasi Urban Gardening auf dem Dorf. Los geht es am Sonntag mit der Aktion „Tanzen und Pflanzen“.

Mit Kreativkraft aus Wilhelmsburg: Salsa tanzen und Beete bepflanzen in Maschen

Ab 15 Uhr verwandeln sich die Flächen bei der Popup-Box und das Beet am Dorfhaus in eine kreative Bühne für Tanz und Natur, auf der rhythmische Musik und tatkräftige Gartenarbeit Hand in Hand gehen. Die gemeinsame Neubegrünung des Hochbeets geht einher mit einem Salsa-Kurs für Anfänger. Wer die Schritte bereits beherrscht und den Schwung schon in der Hüfte hat: Umso besser – Diese Menschen können gleich lostanzen.

Hans-Günter Bruhn und Maire Cordts üben schon einmal Tanzschritte.
Hans-Günter Bruhn und Maire Cordts üben schon einmal Tanzschritte. © HA | Lars Hansen

Unter der Anleitung von Edwuin Hander Rios Morales können alle Anfänger und Anfängerinnen unkompliziert einsteigen. Es wird allerdings nicht nur das Tanzbein geschwungen, sondern auch gemeinsam Pflanzen eingebuddelt, die das Grün im öffentlichen Raum zu neuem Leben erwecken. Ob mit Spaten in der Hand oder im Takt der Musik im Blut: Alle sind eingeladen, aktiv mitzumachen, die Erde zu bewegen und den Platz vor dem Dorfhaus neu zu gestalten.

Maschen lebenswerter machen – durch nachhaltige Garten- und Grünflächenpflege

Die Veranstaltung ist Teil des umfassenden Projekts „Grünes Ma(s)chen“, das Maschen durch nachhaltige Garten- und Grünflächenkonzepte lebenswerter machen will. Es ist ja nicht so, dass es keine Grünflächen gäbe: Das Beet, das Sonntag bepflanzt wird, war ja schon mit Pflanzen versehen.

Ortsbürgermeisterein Angelika Tumuschat-Bruhn freut sich im September 2023 über den neuen Pop-Up-Treff in der Maschener Ortsmitte.
Ortsbürgermeisterein Angelika Tumuschat-Bruhn freut sich im September 2023 über den neuen Pop-Up-Treff in der Maschener Ortsmitte. © HA | Lars Hansen

Nur, dass diese traurig und verkümmert aussahen. „Der Standort in diesem Beet war für diese Pflanzen nicht geeignet“, sagt Martha Starke vom Team der Wilhelmsburger Zinnwerke aus Hamburg, das die Dorfkernaufwertung plant und koordiniert, und gräbt einen kümmerlichen Strauch aus. „Deshalb pflanzen wir hier Sonntag etwas anderes.“

„Dass die Sträucher hier nicht gut wachsen, heißt ja nicht, dass sie nirgendwo gut wachsen. Wir pflanzen sie anderswo wieder ein.“

Martha Starke
Kreativprojektmacherin, Zinnwerke

Die Pflanzen, die ihre Mitwirkerin Maire Cordts und Freiwillige – wie der Gemeinde-Wirtschaftsbeauftragte Michael Mammis oder der Maschener Grünen-Politiker Hans-Günther Bruhn – hier jetzt herausnehmen, werden nicht etwa weggeworfen. „Dass sie hier nicht gut wachsen, heißt ja, nicht dass sie nirgendwo gut wachsen. Wir pflanzen sie an einem geeigneteren Standort wieder ein“, sagt Starke.

Stadtbegrünung folgt, wie Architektur, den Moden. In den 1970er-Jahren revolutionierten Bodendecker und mehrjährige Stauden den bis dahin blumenbeetlastigen Look der Städte.

Heute wirken sie altbacken. Die einzige neue Mode, die in Maschens Gemeindegrün einzog, war eine schreckliche: Die Rabatte zwischen Dorfplatz und Supermarktparkfläche ist ein Schotterbeet, das lediglich durch Selbstaussaat und Nichtbekämpfung einiger Pflanzen ein wenig Leben zeigt. Dieses soll als nächstes gerettet werden.

Urban Gardening im Hamburger Süden: „Geht darum, Menschen zusammenzubringen“

Die angesagten Brummwörter des Stadtgärtnerns sind „Klimaresilienz“, Schwammstadt“, „Biodiversität“, „Naschgarten“ oder „Permakultur“; und für fast jedes haben die Maschen-Grün-Macher ein Projekt und ein Beet im Auge. „Dabei geht es aber nicht darum, dass wir hier etwas anlegen und das dann von alleine bleibt oder nicht“, sagt Zinnwerker Marco Loredo, „es geht darum, die Menschen an diesem Ort zusammenzubringen.“

Mit Hinweisschildern wird auf die sonntägliche Aktion aufmerksam gemacht.
Mit Hinweisschildern wird auf die sonntägliche Aktion aufmerksam gemacht. © HA | Lars Hansen

Für viele Maschener ist die Schulstraße nämlich ein Ort, den sie zum Einkaufen ansteuern, um dann schnell wieder zu verschwinden. Die Popup-Box hat daran schon ein wenig geändert. Das Grünprojekt soll noch mehr dazu beitragen. Nicht nur, dass Menschen zusammenkommen, um die einzelnen Beete anzulegen, sondern die Maschener sollen auch Beetpatenschaften übernehmen. Die Maschener Grünen haben sich die erste Schirmherrschaft gesichert, die örtliche SPD die zweite und auch für weitere gibt es bereits Interessenten.

Popup-Gärten als Modell: So wird Grüngestaltung für Menschen begreifbar

„Die kleinen Popup-Gärten dienen dabei als reale Testfelder und machen unterschiedliche Konzepte für nachhaltige, pflegeleichte und zukunftsweisende Grüngestaltung für die Menschen begreifbar“, sagt Maire Cordts. „Das gibt ihnen vielleicht auch Mut und Inspiration, im eigenen Garten neue Konzepte umzusetzen.“

Mehr zum Thema

Ein buntes Programm, bestehend aus Vorträgen, Workshops und Aktionen, begleitet die Entwicklung der Gärten und lädt die Maschenerinnen und Maschener vor Ort ein, sich theoretisches Wissen und praktische Fähigkeiten anzueignen. Mehr Informationen zum Programm gibt es auf der Projektwebseite www.schulstrasse-maschen.de