Harburg. Gebäude stand schon länger leer, nun haben die Arbeiten begonnen. Wie viele Menschen hier Zuflucht finden sollen und woher sie kommen.
In dem ehemaligen Verwaltungsgebäude der Firma Hansewerk Natur – einst HeinGas – in der Straße Am Radeland hinter den Gleisen der Unterelbe-Bahn sollen Geflüchtete untergebracht werden: Angekündigt war das bereits für das Frühjahr. Nur geschehen war bislang nichts. Bis jetzt. Mittlerweile wird das Haus für Bewohner hergerichtet. Im vierten Quartal, also ab Oktober, soll es bezogen werden.
Das teilte Verwaltungsdezernent Dierk Trispel am Dienstag dem Hauptausschuss der Bezirksversammlung mit. Er gab damit auch nur eine Information der Behörde für Arbeit, Gesundheit, Soziales, Familie und Integration (BAGSFI) weiter. Das Bezirksamt selbst plant keine Unterkünfte, sondern berät bestenfalls bei der Planung. Auf den Rat hören muss die Sozialbehörde nicht.
Neue Flüchtlingsunterkunft für Harburg: Woher die Bewohner vornehmlich kommen
Laut Behörde sollen hier zwischen 130 und 150 Geflüchtete einziehen. Vornehmlich sollen es ukrainische Familien sein. Sie werden im vorderen Teil des Gebäudekomplexes wohnen. Im hinteren Teil werden Verwaltung, Technik und Beratung ansässig. Das Gelände dahinter, das von diversen Vereinen für Kulturveranstaltungen genutzt wird, soll, entgegen ursprünglicher Absichten, nicht mehr für die Unterkunft herangezogen werden, teilte Trispel mit.
Als die BAGSFI die Umwandlung des Gaswerks-Gebäudes im vergangenen Jahr ankündigte, hatte sie damit die Bezirkspolitik überrascht. Diverse Abgeordnete empörten sich über das intransparente Vorgehen.
Die kleine Siedlergemeinschaft kümmert sich um die Geflüchteten in ihrem Quartier
In der unmittelbaren Nähe gibt es bereits seit Ende 2015 eine Unterkunft. Entgegen zuerst aus der Anwohnerschaft geäußerten Befürchtungen, ist diese unauffällig und gut in die Nachbarschaft integriert – was auch an der Nachbarschaft liegt: Die kleine Siedlergemeinschaft Bostelbek kümmert sich um die Geflüchteten in ihrem Quartier. Die neuen Pläne sieht man allerdings skeptisch. „Irgendwann sind auch unsere Kapazitäten erschöpft“, sagte Jasmin Garlipp, Vorsitzende der Siedlergemeinschaft „Am Radeland“ im Herbst.“
- Wie wird man Flüchtlingskoordinator in der Kirche?
- Flüchtlinge: Zurück ins Kriegsgebiet? So entscheiden sich Ukrainerinnen
- Flüchtlinge: Müssen Kinder und Jugendliche in Zelten leben?
Eine offizielle Anhörung der Bezirksversammlung zu der Unterkunft hat es noch nicht gegeben, und es ist wohl auch keine geplant. Die Unterkunft soll nach den Regeln des Gesetzes zum Schutz der öffentlichen Sicherheit und Ordnung (SOG) eingerichtet werden. Dabei wird die Anhörung übersprungen. Die BAGSFI wäre allerdings auch bei einer Anhörung nicht verpflichtet, auf Erkenntnisse oder Bedenken Rücksicht zu nehmen.