Hamburg. Im jugoslawischen Bürgerkrieg floh Sinischa Balaz aus der zerstörten Stadt Vukovar. Über den Weg vom Flüchtling zum Erzbistum Hamburg.
Vom Flüchtling aus Kroatien zum Flüchtlingskoordinator im katholischen Erzbistum Hamburg. Das ist der Bericht von Sinischa Balaz: „Ich bin aus meiner kroatischen Heimatstadt Vukovar geflohen, als ich Mitte 20 war. Bestimmt haben Sie den Namen Vukovar schon einmal gehört, damals Anfang der 1990er- Jahre, als es mit dem Zerfall Jugoslawiens zu einem verheerenden Bürgerkrieg kam. Meine Stadt an der Grenze zu Serbien wurde im kroatischen Unabhängigkeitskampf schwer zerstört. Viele Menschen starben.
Ich dagegen hatte das Glück, eine neue Heimat in Deutschland zu finden, obwohl aller Anfang schwer war. Anfangs fühlte ich mich entwurzelt. Zunächst konnte ich auf der Basis eines Touristenvisums in Deutschland bleiben, dann erhielt ich die Duldung und schließlich eine Arbeitserlaubnis. Die ersten Jobs hatte ich bei McDonalds, im Zolllager des Hamburger Flughafens und dann in der Hamburger Flüchtlingshilfe.
Flüchtlinge: Wichtig ist es, die deutsche Sprache zu lernen
Meine pädagogische Ausbildung in der Heimat und das Studium der Sozialen Arbeit in Hamburg ebneten mir den Weg zur Caritas im Norden. Dort arbeite ich jetzt als Referent für Migration/Integration und als Diözesaner Flüchtlingskoordinator im Erzbistum Hamburg mit dem Mariendom als Wahrzeichen. Weil ich selbst Flüchtling war, kann ich mich sehr gut in das Leben von Migranten hineinversetzen.
Wichtig ist, offen für Neues zu sein. Man muss die deutsche Sprache lernen und etwas dafür tun, dass man nicht am Rande der Gesellschaft bleibt, sondern teilnimmt.
Mit unserer Migrationsberatung unterstützen wir Geflüchtete bei der Orientierung und sozialen Stabilisierung. Wir initiieren, steuern und begleiten gemeinsam mit den Geflüchteten ihren Integrationsprozess und zeigen auch die Möglichkeiten und Chancen auf.
Caritas bietet behördenunabhängige Beratung für Asylverfahren an
Besonders freue ich mich darüber, dass wir jetzt bei der Caritas mit einem neuen Angebot Geflüchteten zur Seite stehen können. Es geht um die unabhängige Asylverfahrensberatung. Diese behördenunabhängige Beratung soll sicherstellen, dass Schutzsuchende über den Sinn und Zweck sowie den Ablauf des Asylverfahrens informiert und dabei beratenund unterstützt werden, so sieht es das Bundesinnenministerium vor. Meine Beobachtung ist: Diese Beratungen werden von den Geflüchteten in Hamburg gut angenommen. Bislang haben wir dafür zwei Vollzeitstellen geschaffen, zwei weitere kommen dazu. Sie werden insbesondere vulnerable Flüchtlingsgruppen in den Blick nehmen, also beispielsweise Menschen, die Opfer von Folter oder Missbrauch geworden sind.
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Wir bei der Caritas machen all diesen Menschen Mut. Ich kann es aus eigener Erfahrung nur bestätigen: Die deutsche Sprache zu lernen, ist der erste Schlüssel der Integration. Wir leben hier in einer Demokratie und sind frei. Das ist ein großes Geschenk. Wir freuen uns immer, wenn wir sehen, dass die Geflüchteten ihre Chancen nutzen.“
(Aufgezeichnet von Edgar S. Hasse)