Hamburg. Viele unbegleitete, minderjährige junge Menschen werden erwartet. Der Kinder- und Jugendnotdienst ist ohnehin schon stark belastet.

Der Kinder- und Jugendnotdienst (KJND) an der Feuerbegrstraße in Hamburg-Alsterdorf steht vor immensen Herausforderungen. Nicht nur Kinder aus schwierigen Verhältnissen und sogenannte „Systemsprenger“ fordern die Pädagogen: Für den Herbst erwartet die Sozialbehörde erneut einen enormen Zuwachs an unbegleiteten, minderjährigen Flüchtlingen, die im KJND zusätzlich untergebracht werden müssen.

Momentan leben 1308 unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge in Hamburg. Doch diese Zahl wird ansteigen, da ist man sich sicher. Und wieder müssen die Kinder und Jugendlichen auch auf dem Gelände an der Feuerbergstraße versorgt werden. Erneut. Denn schon in der Vergangenheit war die Einrichtung stark überbelegt, mussten jugendliche Flüchtlinge in Zelten untergebracht werden. Ein Szenario, das sich wohl in diesem Jahr wiederholen wird.

Kinder- und Jugendnotdienst Hamburg: „Wir suchen händeringend Kapazitäten“

Der Kinder- und Jugendnotdienst steht seit Wochen im Fokus, seitdem Mädchen aus der Einrichtung Patienten und ihre Mütter in der Notaufnahme im Allgemeinen Krankenhaus Altona bedroht und attackiert hatten.

Petra Lotzkat, Staatsrätin der Sozialbehörde in Hamburg, erwartet für den Herbst erneut einen Zustrom an unbegleiteten, minderjährigen Flüchtlingen, die auch wieder in Zelten auf dem Gelände des Kinder- und Jugendnotdienstes in Hamburg-Alsterdorf untergebracht werden müssen.
Petra Lotzkat, Staatsrätin der Sozialbehörde in Hamburg, erwartet für den Herbst erneut einen Zustrom an unbegleiteten, minderjährigen Flüchtlingen, die auch wieder in Zelten auf dem Gelände des Kinder- und Jugendnotdienstes in Hamburg-Alsterdorf untergebracht werden müssen. © Senatskanzlei Hamburg | Senatskanzlei Hamburg

Egal, ob Kinder, die aus Hamburger Familien in Obhut genommen werden und eine Zeitlang in die Unterkunft an der Feuerbergstraße kommen, oder ob es unbegleitete minderjährige Flüchtlinge sind: Das Problem ist, dass diese Kinder nur sehr schleppend in weiterführende Einrichtungen vermittelt werden können.

„Bei beiden Gruppen ist die Vermittlung in Anschlussmaßnahmen der Jugendhilfe schwierig“, sagt Sozialstaatsrätin Petra Lotzkat im Abendblatt-Gespräch. Bedeutet: Es gibt einfach zu wenige Einrichtungen für diese Kinder und Jugendlichen. Die Lage in Hamburg ist dramatisch: „Der Landesbetrieb Erziehung und Beratung schafft in unserem Auftrag immer wieder neue Einrichtungen zur Versorgung der minderjährigen Schutzsuchenden, aber wir suchen händeringend weitere Flächen und auch Kapazitäten bei freien Trägern.“ Es gibt in Hamburg demnach nur wenige Einrichtungen von freien Trägern, die junge unbegleitete Flüchtlinge im Winter aufnehmen können.

Feuerbergstraße Hamburg: Wieder werden junge Menschen in Zelten wohnen

Und so wird es auch in diesem Jahr dazu kommen, dass die jungen Flüchtlinge voraussichtlich wieder provisorisch auf dem Gelände der Feuerbergstraße untergebracht werden müssen. „Wir bereiten uns darauf vor, dass wir im Herbst notfalls auch wieder die Turnhalle nutzen oder Zelte aufstellen müssen und wir denken darüber nach, weitere Einrichtungen zu eröffnen“, so Lotzkat. Es mangelt vor allem an geeigneten Immobilien.

Fündig wurde die Stadt Hamburg in Eimsbüttel. Dort an der Bismarckstraße sollen im Herbst 30 junge unbegleitete Flüchtlinge in der ehemaligen AOK-Fläche in einem Wohnhaus unterkommen. Es werden ausschließlich junge Männer sein, die unter anderem aus Syrien, Afghanistan, der Ukraine oder auch aus Marokko kommen werden.

Mit den Bewohnerinnen und Bewohnern des Hauses soll noch diesen Monat ein Infoabend stattfinden. Zur Information der anliegenden Nachbarn wird es in der ersten Julihälfte eine Informationsveranstaltung geben.

Flüchtlinge in Hamburg: 48 Minderjährige ziehen ins Studentenwohnheim ein

Auch an der Cuxhavener Straße in Hausbruch ist ein weiterer Standort in Planung. Im ehemaligen Studentenwohnheim sind 48 Plätze vorgesehen. „Der Mietvertrag mit dem Studentenwerk läuft zum Ende des Jahres aus, die Nicht-Verlängerung ist bereits vor einem Jahr kommuniziert worden“, so Petra Lotzkat.

In Harburg ist zudem eine Einrichtung in der Jutestraße in Harburg geplant. Dort sollen voraussichtlich ab diesem Sommer bis zur 60 unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge untergebracht werden.

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Wie hoch der Andrang an unbegleiteten, minderjährigen Flüchtlingen im Herbst sein wird, kann nicht genau benannt werden: „Eine genaue Prognose ist nicht möglich. Erfahrungsgemäß steigen die Zahlen flüchtender Menschen ab den Frühjahrs-/Sommermonaten aufgrund der besseren Witterungsbedingungen auf den Fluchtrouten an und erreichen zum Herbst/Winter ihren jährlichen Höhepunkt.“