Harburg. Wer keinen Garten hat, muss Obst oft teuer im Supermarkt kaufen. Doch viele Früchte können kostenlos geerntet werden. Wir verraten, wo.
Sie leuchten dunkelrot-schwärzlich, zergehen im Mund und geben jeder Marmelade den Extra-Schuss Aroma: Brombeeren. Die kleinen Vitaminbomben haben aktuell Saison – und trotzdem sind sie im Supermarkt nicht gerade günstig zu haben.
Doch es muss nicht immer Supermarkt sein: Allerlei Obstsorten – Äpfel, Birnen, Quitten, sogar Haselnüsse wachsen an überraschenden Stellen im Harburger Straßennetz und dürfen von allen Obstfans geerntet werden dürfen. Wer solche Bäume und Sträucher entdeckt oder finden will, kann auf dem Portal mundraub.org vorbeischauen.
Online-Plattform verrät Ernte-Spots: Hier gibt‘s Beeren und Äpfel kostenlos
„mundraub.org“ ist die größte deutschsprachige Plattform für die Entdeckung und Nutzung essbarer Landschaften“, ist auf der Internet-Plattform zu lesen. Eingetragen werden nur Bäume, Sträucher und Kräuter, deren Früchte und Nüsse Gemeingut sind, die Ernte also keine Eigentumsrechte verletzt. Zu den Regeln gehört, dass behutsam mit den Gewächsen und der Natur in der Umgebung umgegangen wird. Außerdem sollte nur für den Eigenbedarf gepflückt werden.
Auf der Mundraub-Karte der potenziellen Ernteorte dominieren in der Harburger City die Haselnussbäume. Sie wurden meist als Straßenbäume gepflanzt – und zum Teil, wie zwei Exemplare an der Harburger Schloßstraße, im Zuge von Bauarbeiten schon wieder gerodet. Viele Eintragungen stammen aus dem Jahr 2017 und sind zum Teil veraltet. Doch das meiste Obst lässt sich tatsächlich leicht finden.
Wilde Brombeeren an der Unterelbestraße und am Bostelbeker Hauptdeich
Zum Beispiel die üppige „Auslage“ der wilden Brombeeren entlang der Unterelbestraße und am Bostelbeker Hauptdeich. Die Fruchtruten sind gut bestückt und hängen schwer herunter. Brombeeren liefern reichlich Vitamin C und andere gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe. Einige Beeren sind bereits schwarz, und es sieht so aus, als sei hier sogar schon geerntet worden.
Aufmerksame Brombeerfans können an vielen Stellen im Bezirk fündig werden – die stachligen Sträucher sind hier gut vertreten. Zum Beispiel am Neuländer Hauptdeich in Höhe des Schöpfwerks Neuland und weiter östlich. Diese Bereiche sind bei Mundraub noch nicht eingetragen. Und im Harburger Binnenhafen ist nur der Beerenwildwuchs am Lotsekai verzeichnet.
Äpfel statt Kirschen – manchmal irrt das Online-Portal auch
Sehr bald werden Äpfel reif. Hier ist das Gratis-Angebot in Harburgs City nicht so üppig wie die Bezahlware auf dem Wochenmarkt. An der Seehafenstraße, zwischen der Blohmstraße und dem Ziegelwiesenkanal, reifen überraschenderweise Äpfel heran – bei mundraub.org ist ein Kirschbaum eingetragen.
Am Wendekreis der Niemannstraße, eine Wohnstraße unweit der Technischen Universität (TUHH), stehen zwei Apfelbäume, die nur sehr kleine Früchte entwickeln. Die Sorte wird auf der Karte nicht angegeben. Auch ein Blick in das Hamburger Straßenbaumkataster hilft nicht weiter. Dort steht: Malus/Apfelbaum, Pflanzjahr 1989, Art unbekannt.
Online-Suche ermöglicht es, sich auf bestimmte Sorten zu konzentrieren
Das bei mundraub.org eingetragene Apfelbäumchen auf dem Gelände der TUHH, im Bereich des Zugangs Gazertstraße, ist von Wildwuchs umgeben und der gesamte Bereich eingezäunt. Also weitersuchen. Wer sich nur für die Harburger Obstbäume interessiert, kann auf der Fundort-Karte Beerensträucher, Kräuter und Nüsse ausblenden. Schnell wird deutlich, dass vor allem Kirschen eingetragen sind. Aber auch Birnen und Mirabellen sind zu finden. Neben den Äpfeln.
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Wem die Sucherei zu viel wird, kann sein Glück auf Streuobstwiesen versuchen. Am Ohrnsweg wurde im Herbst 2020 eine Obstwiese unweit des geplanten neuen Quartiers Fischbeker Reethen angelegt, die hauptsächlich für die Bewohner der Sandbek-Siedlung gedacht ist.
Achtung: Diese Obstbäume im Hamburger Süden sind kein Gemeingut
Am Rande des Neubaugebiets Vogelkamp Neugraben wurden ebenfalls Streuobst-Bäume gepflanzt. Die rund 200 Bäume alter Obstsorten (Äpfel, Birnen, Kirschen, Pflaumen, Quitten) werden zukünftig vom NABU Hamburg betreut werden.
Rund 90 alte und nachgepflanzte Hochstammbäume wachsen am Jakobsberg östlich der A1 in Wilhelmsburg. Die Obstwiese wird durch die Stiftung Ausgleich Altenwerder und den BUND betreut. Hier gibt es allerdings keine Selbstbedienung: Auf Anfrage können Gruppen, etwa Schulklassen, im Herbst zum Ernten zum Jakobsberg kommen und die unterschiedlich Sorten probieren. E-Mail-Kontakt: g.bertram@stiftung-ausgleich-altenwerder.de.
Ebenfalls in Wilhelmsburg, am südlichen Ende der alten Trasse der Wilhelmsburger Reichstraße, betreut die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald eine Obstwiese. Sie lag einige Jahre brach, wird jetzt aber wieder gepflegt. Anfang September 2023 wurden dort heimische Blühpflanzen eingesät und die Wiese eingezäunt.