Heidekreis. Drei Schwestern führen mit Vater eine Blaubeer-Plantage in der Lüneburger Heide. Mit viel Enthusiasmus, innovativen Idee – und Prosecco.
„Pflegen Sie das doch mal!“, habe einmal eine ältere Dame beim Verlassen der Blaubeerplantage gesagt. Andere Besucherinnen und Besucher wiederum seien ganz verzückt von der Idee, sich auf der Plantage verlieren zu können, berichtet Kerstin Schlote. Die 35-Jährige und ihre beiden Schwestern betreiben gemeinsam mit dem Vater eine Blaubeerplantage in Wietzendorf in der Lüneburger Heide – eine sehr spezielle Plantage.
Meditation zum Runterkommen: So entspannen Sie in der Blaubeer-Plantage
Hier wachsen die Sträucher nämlich nicht, wie auf modernen Plantagen üblich, in Reih und Glied. Stattdessen stehen hier viele verschiedene, alte und neue Sorten nebeneinander und hintereinander, unter anderem Duke, Reka, auch Elisabeth. Einige Sträucher sind über zwei Meter hoch, andere näher am Boden.
Hellgrüne Blätter gibt es hier zu sehen, aber auch ganz dunkle, kleine Beeren und ganz dicke. Und wer sich traut und durch die Büsche schlägt, möchte vielleicht gar nicht mehr gehen. Die Beeren schmecken so unterschiedlich, dass man mit dem Probieren gar nicht mehr aufhören kann.
Am Sonnabend im Sommer gibt es selbstgebackenen Blaubeerkuchen
Von Mitte Juli bis Ende August ist die Plantage täglich von 9 bis 18 Uhr für Selbstpflücker geöffnet, ein Kilo kostet 4,50 Euro. Alternativ können bereits gepflückte Früchte in Schalen mitgenommen werden. Auch Blaubeer-Prosecco gibt es hier, Honig aus der eigenen Imkerei – und sonnabends gratis ein Stück selbstgebackenen Blaubeerkuchen.
Wer möchte, kann auf einem bunten Kissen Platz nehmen und sich in eine Hängematte legen. Für Kinder gibt es einen Spielplatz, der momentan allerdings neu aufgestellt wird. Wer Kerstin Schlote zuhört, während sie über die Plantage spricht, merkt schnell, dass es hier um eine Herzensangelegenheit geht.
Die ersten Blaubeersträucher wurden bereits im Jahr 1963 gepflanzt, der Familienbetrieb existiert seit 1972. Eigentlich arbeitet Schlote hauptberuflich für die Stadtverwaltung in Soltau. Um die Plantage im Sommer für Besucherinnen und Besucher öffnen zu können, nimmt sie jedes Jahr Urlaub.
Geschäftsleute pflücken Blaubeeren: Nicht zum Essen, sondern zum Abschalten
Ihre Schwestern – die eine ist Lehrerin, die andere Steuerfachangestellte, beide haben Kinder – tun es ihr gleich. Die drei wechseln sich ab, um ihrem mittlerweile 81-jährigen Vater unter die Arme zu greifen. Gegen Saisonende läuft das Pflücken dann auf Vertrauensbasis weiter, ohne dass ein Familienmitglied vor Ort ist.
Manchmal kommen auch Geschäftsleute nach Feierabend vorbei, um beim Pflücken abzuschalten, erinnert sich Kerstin Schlote. „Die wollten die Blaubeeren gar nicht“, vermutet sie. Wahrscheinlich hätten sie die Beeren später verschenkt. Viele ihrer Gäste kämen auch auf einer Fahrradtour vorbei. Mit einer Mitgliedschaft bei „Landvergnügen“, einer App, die deutschlandweit Gastgeberinnen und Gastgeber im ländlichen Raum vereint, kann vor der Plantage gecampt werden.
Blaubeeren in der Lüneburger Heide: Jeder Gast muss die Freiheit aushalten
Dabei muss jeder Gast die „Freiheit aushalten“. Ein Schild mit dieser Aufschrift empfängt jeden Ankömmling. „Man kann sich hier richtig durchwuseln und blaue Hände kriegen“, sagt Schlote. Denn die Früchte der Familie Schlote tragen wesentlich mehr des natürlichen Farbstoffs in sich als die Früchte, die es im Supermarkt zu kaufen gibt.
Gerade haben die Schwestern mit der Hilfe ihres Vaters neue Sträucher gepflanzt – eher so, wie es heutzutage üblich sei, erklärt die Mitinhaberin. Dabei pflanze man wegen der unterschiedlichen Reifezeit keine unterschiedlichen Sorten nebeneinander, und die einzelnen Sträucher nicht mehr so eng beieinander. Man kann also auch eine Menge lernen auf dieser besonderen Plantage am Rande der Lüneburger Heide.