Harburg. Feuer in historischer Altstadt trifft beliebtes Restaurant. Brandermittler am Morgen vor Ort. Was Gäste am Abend vor dem Brand erlebten.
Die Bilder vom Morgen nach dem Brand gehen zu Herzen. Fast 400 Jahre sind die alten Fachwerkhäuser auf der Nordseite der Lämmertwiete alt. Sie gehören zum Ältesten, das Harburg zu bieten hat – sie verleihen der kleinen Ausgehmeile im Hamburger Süden ihren besonderen Zauber.
Ausgerechnet hier, im beliebten Restaurant „Caspari“, war in der Nacht zum Donnerstag ein Feuer ausgebrochen, das sich rasant ausbreitete.
Feuer in Harburger Altstadt: Restaurant in der Lämmertwiete brennt lichterloh
Am Morgen nach dem Brand kommt noch einmal die Feuerwehr vorbei und kontrolliert die Räume mit einer Wärmebildkamera. Das Problem liege in der historischen Zwischendecke, heißt es von den Experten. Zwischen den Holzbohlen sei damals Stroh und Torf eingeschoben worden – dieses Material speichert die Wärme.
Doch den schlimmsten Anblick bietet Restaurantpächter Kiomars Ashtarany. Früh am Morgen steht er am Brandort, kämpft sichtlich mit den Tränen. Mit den wartenden Journalisten sprechen möchte er nicht – zu frisch seien die Erinnerungen der vergangenen Nacht. „Vielleicht in der kommenden Woche“, sagt er.
Feuerwehr Hamburg: 60 Rettungskräfte kämpfen gegen die Flammen
Was war passiert? Mittwochabend um 23.20 Uhr bekommt die Feuerwehr den Alarm: Aus einem Restaurant in der beliebten Feiergasse mit ihren historischen Häusern dringt dichter schwarzer Rauch.
Schon beim Eintreffen des ersten Löschzugs erhöht der Einsatzleiter wegen der starken Brandrauchausbreitung und der historischen Bausubstanz die Alarmstufe. Immer mehr Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr und der freiwilligen Feuerwehren rücken an. In der Spitze bekämpften 60 Feuerwehrleute die Flammen und den Rauch im Caspari.
Restaurantgäste berichten von einem Stromausfall kurz vor Mitternacht
Unter Atemschutz und ohne Sicht kämpfen sich die Feuerwehrleute zum mutmaßlichen Brandherd, einem Elektroverteilerkasten im Erdgeschoss durch. Dieser ist schnell gelöscht, allerdings hat sich der Brand bereits auf das Treppenhaus und die Zwischendecke ausgebreitet, wie Einsatzleiter Roland Behlau später erklärt.
Da das Treppenhaus durch den Brand nicht mehr benutzt werden kann, startet die Brandbekämpfung im Obergeschoss mit Steckleitern über ein Fenster in der Lämmertwiete. Von der Buxtehuder Straße aus, wird eine erste Drehleiter in Stellung gebracht. Später kommen weitere Drehleitern und ein Teleskopmastfahrzeug hinzu. So kann verhindert werden, dass sich das Feuer über das Dach auf andere historische Fachwerkhäuser ausbreitet.
Feuerwehr Hamburg: Historisches Fachwerkhaus kann gerettet werden
Ein Mann, der im Obergeschoss des Nachbarhauses wohnt, kann vor dem Rauch in Sicherheit gebracht werden. Ein Feuerwehrmann hat weniger Glück, er verletzte sich am Knie und wird dem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht.
Gegen 4.45 Uhr war der Einsatz laut der Leitstelle der Feuerwehr beendet. Das historische Fachwerkhaus, in dem sich das beliebte Restaurant befindet, konnte in großen Teilen gerettet werden. Dennoch ist der Sachschaden groß. Die Sanierung des Gebäudes wird vermutlich Monate dauern. Gerade in den Sommermonaten ist das Caspari wegen der Außengastronomie besonders gut besucht.
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Während der dramatischen Löscharbeiten war die Lämmertwiete gut besucht. Das Halbfinalspiel der Fußball-EM hatte viele Gäste angezogen. Die meisten von ihnen verhielten sich vorbildlich und halfen den Gebäuderettern, Stühle und Tische im Außenbereich der Lokale beiseite zu räumen. Dadurch konnte auch eine Drehleiter in der Lämmertwiete in Stellung gebracht werden.
Nach Abendblatt-Informationen haben die letzten Gäste noch um 23.15 Uhr in dem Restaurant gesessen und etwas getrunken. Dann folgte ein kurzfristiger Stromausfall – danach sei das Personal gekommen und hätte sie aufgefordert, wegen des Brandgeruches das Lokal sofort zu verlassen.