Hamburg. Ömer O. raste im Mercedes gegen Pfeiler. Junge Frau starb. Gericht vergaß, Haftakten zuzustellen. Familie des Opfers ist erleichtert.
Der als AMG-Raser aus Finkenwerder bekannt gewordene Ömer O. sitzt endlich in Haft. 16 Monate muss der Unfallfahrer nach dem tödlichen Verkehrsunfall am 2. Weihnachtsfeiertag 2019 nun absitzen. Die Familie der getöteten Jule äußert sich erleichtert.
Junge Frau stirbt bei Raser-Unfall in Hamburg – Zwillingsschwester schwerst verletzt
Er war deutlich zu schnell auf der Ortsumgebung von Finkenwerder unterwegs, die Reifen seines AMG-Boliden waren abgefahren, und es gab keine Bremsspuren.
Bei dem Unfall auf der Straße An der Alten Süderelbe raste der damals 24-Jährige ungebremst in eine Leitplanke. Die auf dem Rücksitz schlafende Jule Koßmann (†20) bezahlte die Raserei mit ihrem Leben. Ihre Zwillingsschwester Antonia Koßmann und der Fahrer wurden bei dem Unfall schwer verletzt. Vor allem Antonia leidet, so die Familie, immer noch erheblich unter den Unfallfolgen, körperlich wie psychisch.
Amtsgericht Harburg verhängte Gefängnisstrafe
Vom Amtsgericht Harburg wurde Ömer O. im Juli 2023, dreieinhalb Jahre nach dem tödlichen Unfall, zu 18 Monaten Haft verurteilt, zwei Monate galten wegen der langen Verfahrensdauer bereits als verbüßt. Außerdem musste O. für 24 Monate seinen Führerschein abgeben.
Echte Reue zeigte er weder im Prozess noch später. Direkt nach der eigenen Entlassung aus dem Krankenhaus saß er wieder hinter dem Steuer und raste erneut. „Sie sind ein notorischer Raser“, begründete der Amtsrichter damals knapp das Urteil. Seine Ausbildung hätte er noch zu Ende machen dürfen, danach sollte er spätestens zum Jahresbeginn seine Haftstrafe antreten.
Doch erneut kam es zur Verzögerung. Das zuständige Amtsgericht in Harburg vergaß schlicht, die Gerichtsakten zum Haftantritt an die Staatsanwaltschaft weiterzugeben – eine Justizpanne. Erst nach entsprechenden Berichten im Abendblatt Ende Mai reichte das Gericht die Unterlagen schließlich weiter. Danach ging anscheinend alles ganz schnell.
Wie die Staatsanwaltschaft am Dienstagvormittag auf Nachfrage mitteilte, sitzt Ömer O. seit Mitte Juni ein. „Der Verurteilte hat sich am 18.6.24 selbst zum Haftantritt gestellt“, teilt Oberstaatsanwältin Liddy Oechtering mit.
Familie der getöteten Jule reagiert erleichtert
Viereinhalb Jahre musste die Opferfamilie warten, jetzt sitzt der AMG-Raser für 16 Monate in Haft. Tat und Leid sind im Familienalltag immer noch allgegenwärtig. „Wir für uns sind jetzt erleichtert, dass es endlich so weit ist, dass er im Knast ist und seine Strafe absitzt und sich vielleicht Gedanken macht, was er uns damit angetan hat“, sagt Michael Koßmann dem Abendblatt stellvertretend für die Opferfamilie.
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Bewältigung der Trauer könne man es aber nicht nennen, nur Erleichterung, teilt er, sichtlich um Worte ringend, mit. Bleibe zu hoffen, dass Ömer O. die Zeit im Gefängnis nutzt und über sein Fahrverhalten und echte Reue nachdenkt.