Harburg. Nach kurzer Vorbereitung ist der Aufsteiger kaum eingespielt. Warum sich der Harburger TB keine Gedanken um den Klassenerhalt macht.
Zweites Spiel in der B-Juniorinnen-Bundesliga, zweite klare Niederlage für die U17-Fußballerinnen vom Harburger Turnerbund (HTB). Nach dem 0:6-Auftakt beim Magdeburger FFC vor einer Woche gab es für die Aufsteigerinnen bei der Heimpremiere ein noch deutlicheres Ergebnis: gegen die Spielvereinigung Aurich hieß es am Ende 0:7. Deutlich ist schon jetzt: Die Trauben in der neuen Liga hängen hoch.
Allerdings sind die Gäste aus Ostfriesland auch ein Schwergewicht der U17-Bundesliga. In der vergangenen Saison feierten sie die Meisterschaft in Staffel Nord/Nordost und unterlagen im Endspiel um die deutsche Meisterschaft mit 1:2 gegen Bayer 04 Leverkusen.
Aurich stand vergangene Saison im Endspiel um die deutsche Meisterschaft
So war die U17 aus Aurich von Beginn an das spielbestimmende Team auf der Jahnhöhe und ging nach fünf Minuten in Führung: Nach einer Ecke kam Lucy Marleen Minne frei zum Kopfball. Aurich machte weiter Druck, nach weiteren fünf Spielminuten stand es bereits 0:2. Marie Ernst setzte sich nach einem Pass in die Schnittstelle entschlossen gegen Egnatia Gashi und HTB-Spielführerin Lara Linn Marckmann durch und ließ auch Torfrau Melina Aldag keine Chance (11.).
Die Hausherrinnen taten sich schwer, eigene Kombinationen über mehrere Stationen aufzuziehen. Einen einzigen Konter über die linke Seite schloss Eyleen Fechter ab (18.), allerdings ohne Torerfolg. Dann waren wieder die Gäste am Drücker. Erst vergab Janne Buck noch aus fünf Metern, als ein Ball durch den Fünfer rutschte (25.). Dann nahm die HTB-Torfrau Sophia Schalke den Ball gerade noch vom Fuß (27.).
0:4 zur Halbzeit – erstes Heimspiel auf der Jahnhöhe ist früh entschieden
„Ja, wohin?“, merkte Eyleen Fechter bei einem Einwurf weit in der eigenen Hälfte an. Die Auricher stellten alle Räume zu. So war der dritte Gegentreffer für die HTB-Juniorinnen die logische Folge. Nach einer Bogenlampe in den Fünfmeterraum vollendete Ernst per Kopfball (30.). Kurz vor der Pause ein zu kurzer Abschlag, Aurich spielt direkt in die Spitze, Sophia Schalke erzielt freistehend den 0:4-Pausenstand. Wie so häufig in dieser Partie waren die HTB-Spielerinnen gedanklich nicht schnell genug. Offensichtlich sind sie noch nicht in der Bundesliga angekommen.
In der zweiten Halbzeit machte Aurich mit dem Toreschießen weiter. Schalke setzte sich vehement über links durch, Eva Simonsen drückte den Querpass am zweiten Pfosten zum 0:5 ein (44.). Wie auch in der ersten Halbzeit verhinderte HTB-Torfrau Melina Aldag noch einige Gelegenheiten. Etwa in der 50. Minute, als sie gegen die frei durchgebrochene Lucy Marleen Minne hielt. Schließlich auch sie gegen Minne beim 0:6 chancenlos (60.).
Aus dem 26er-Kader gehören zwölf Spielerinnen dem Jahrgang 2009 an
Die Auricherinnen nahmen jetzt den Fuß vom Gas, die Harburgerinnen spielten sich mehrfach in die gegnerische Hälfte. Nach einer Ecke wurde das Engagement schließlich mit aufmunterndem Applaus von den Zuschauern belohnt. Allerdings setzte Lina Brühl mit einem schönen Schuss in den Winkel noch den Schlusspunkt zum 7:0-Endstand für die Favoritinnen.
- HTB-Mädchen fehlen gegen den HSV nur Zentimeter
- Das Unentschieden fühlt sich an wie eine Niederlage
- HTB-Juniorinnen am Anfang einer schwierigen Saison
Nach der Partie stand Harburgs Trainer Tommy Schneider lange mit seinen jungen Spielerinnen im Kreis, um das Spiel zu analysieren. „Wir haben einen sehr jungen Kader“, sagte Schneider, der gemeinsam mit Daniel Kaul und Pierre Hupke das Trainerteam bildet. So sind im 26er-Kader gleich zwölf Spielerinnen des jüngeren Jahrgangs 2009. Nach der vergangenen Saison verließen mit Amelie Tepper (nach Aurich) und Hannah Wyßuwa (Wolfsburg) zwei Leistungsträgerinnen das Team.
Wiederaufstieg stand Anfang Juli fest. Schwierig, neue Spielerinnen anzusprechen
Erschwerend kam hinzu, dass der direkte Wiederaufstieg in die Bundesliga erst am 1. Juli und damit sehr spät feststand. „Da war es schwierig, Spielerinnen anzusprechen“, sagte Daniel Kaul. Immerhin konnten sechs Neuzugänge für die Mission Bundesliga gewonnen werden. Berücksichtigt man auch noch die Sommerferien, blieb bis Saisonstart sehr wenig Zeit für eine zielgerichtete Vorbereitung. „Wir laufen jetzt hinterher“, sind sich die Trainer einig. „Wir wollten uns nicht verstecken“, war die Devise.
Tommy Schneider setzt darauf, dass die junge Mannschaft schnell Erfahrungen sammelt, lernt und umsetzt. Ein großes Plus habe die Mannschaft insofern dass ein Teil der Spielerinnen bereits seit den F-Juniorinnen zusammen spiele. Das Trainerteam ist überzeugt, dass ihr Team durch Leidenschaft und Trainingsfleiß den Anschluss schafft. „Viele sind mit dem Kopf noch nicht in der Bundesliga angekommen“, beschreiben sie eine der Baustellen.
DFB schafft U17-Bundesligen im Zuge der Förderung des Mädchenfußballs ab
Ob nun Fluch oder Segen: Mit dem Abstieg wird der Harburger TB in dieser Saison nichts zu tun haben. Von der kommenden Saison 2024/2025 an wird es eine Bundesliga für U17-Fußball-Juniorinnen nicht mehr geben. Der DFB wird sie im Zuge der Förderung des Mädchenfußballs abschaffen. Scheinbar gehen aus der U17-Bundesliga nicht genügend Nationalspielerinnen hervor.
Anstelle des bisherigen Bundesligaformats mit drei regionalen Staffeln sollen alternative Wettbewerbe eingeführt werden. Angedacht ist auch, Förderleistungszentren einzurichten. Zudem wird auf der DFB-Internetseite auf den gemischtgeschlechtlichen regionalen Spielbetrieb verwiesen.
Auch der Nachwuchs vom HSV und Eimsbüttel spielt höchste Klasse
„Schade für die Mädchen, dass ihre höchste Spielklasse abgeschafft wird“, heißt es aus dem Harburger Trainerteam. Auch wenn es nicht um den Klassenerhalt geht, haben sich Spielerinnen und Trainer dennoch Ziele gesetzt. Der Harburger TB will am Saisonende so dastehen, dass er in normalen Spielzeiten den Klassenerhalt geschafft hätte.
Darüber hinaus will man nicht die schlechteste von drei Hamburger Mannschaften (noch Hamburger SV und Eimsbütteler TV) sein. Dafür trainieren die Mädels dreimal pro Woche auf der Jahnhöhe.