Harburg. Da half kein Trainerwechsel mehr. Nach der 0:6-Heimpleite gegen Union Berlin müssen die U17-Fußballerinnen zurück in die Oberliga Hamburg.

Ein neuer Trainer sollte es richten bei den U17-Fußballerinnen des Harburger TB. Beim Heimspiel gegen den 1. FC Union Berlin stand der 32 Jahre alte Daniel Kaul erstmals als Coach der Bundesliga-Juniorinnen von der Jahnhöhe an der Seitenlinie. Beim Einstand erlebte er mit der 0:6 (0:3)-Heimniederlage ein kleines Debakel.

Den rechnerisch besiegelten Abstieg aus der höchsten deutschen Spielklasse wird Daniel Kaul nicht mehr abwenden können. Zum rettenden Ufer – das ist bei sechs Regelabsteigern der achte Tabellenplatz – beträgt der Abstand nun 16 Punkte, die zu holen in den verbleibenden fünf Spielen nicht möglich ist.

Verein nennt keine Gründe für Trennung von Ben Sanogo-Willers

Nach der Trennung von Ben Sanogo-Willers waren zuvor schon Frauen- und Mädchenobmann Sascha Segner und Tommy Schneider, Trainer der C-Juniorinnen, als vereinsinterne Interimslösung eingesprungen. „Wir haben beide aber nicht die erforderliche Lizenz“, begründete Segner vor dem Spiel, weshalb sie nicht weitermachen können. Zu den Beweggründen für die Beendigung des Engagement von Sanogo-Willers wollte sich Segner auf Abendblatt-Anfrage nicht äußern.

„Ich hatte nicht viel Zeit. Wir haben erst fünf gemeinsame Trainingseinheiten absolviert“, sagte Daniel Kaul nach dem 0:6 mit fränkischem Akzent. Der Industriemakler aus Lütjensee in Schleswig-Holstein, der auch die zweite Frauenmannschaft des FC St. Pauli trainiert und beim Kiezclub auch seine sportliche Zukunft als Fußballtrainer sieht, bringt reichlich Bundesligaerfahrung mit, unter anderem als Coach der U17-Bundesligamädchen des 1. FC Nürnberg.

Neuer HTB-Coach sieht seine sportliche Zukunft beim FC St. Pauli

Die Schwächen der Harburger Fußballmädchen habe er erkannt, sagt Kaul. „Aber die Maßnahmen dagegen haben in so kurzer Zeit leider nicht gefruchtet.“ Es mangelt vor allem am Selbstvertrauen, an der Kreativität und am nötigen Drang nach vorn. „Und wir müssen vielfältiger werden im Spielaufbau“. Außerdem musste er gegen den Tabellendritten aus Berlin kurzfristig drei neue langzeitverletzte Spielerinnen ersetzen.

Daniel Kaul erlebt bei seinem Trainerdebüt bei den B-Juniorinnen des HTB ein sportliches Debakel.
Daniel Kaul erlebt bei seinem Trainerdebüt bei den B-Juniorinnen des HTB ein sportliches Debakel. © Unbekannt | Günther Bröde

Die Hoffnung des Trainers, dass es bei seinem Debüt trotzdem etwas hätte werden können mit einem Punktgewinn, währte fast eine Halbzeit lang. Nach dem frühen 0:1 (8. Minute) mit der ersten Chance der Gäste traf die agilste Harburger Angreiferin Mia Jonsson zunächst nur die Querlatte. Dann scheiterte sie kurz vor der Pause mit einem Schuss aus 14 Metern an der Berliner Torhüterin, die den Ball gerade noch über die Latte lenken konnte.

Gastgeberinnen lassen gute Chancen ungenutzt und werden bestraft

Wie so oft im Fußball wurde das Auslassen eigener Möglichkeiten bestraft. In diesem Fall mit zwei weiteren Gegentoren in den letzten zwei Minuten vor dem Pausenpfiff. „In der Pause hatten wir nur zwei Optionen. Entweder aufgeben oder noch einmal alles geben. Zu verlieren hatten wir ja nichts mehr“, sagte der Trainer. Die Köpfe ließen die Harburger Nachwuchstalente zwar nicht hängen, aber von einem großen Aufbäumen war auch wenig zu spüren. Was auch der spielerischen Stärke der Gäste geschuldet war, die mit viel Selbstvertrauen den zweiten Durchgang bestritten und drei weitere Treffer, darunter einen Elfmeter, nachlegten.

Eigene Torchancen konnten sich die HTB-Mädchen in der zweiten Halbzeit nicht erspielen. „Bis zur Pause hatten wir es spielerisch versucht, aber der letzte Pass kam nie an. Nur bis zum gegnerischen Strafraum haben wir gut gespielt. Nach dem Seitenwechsel haben wir es auch mal mit langen Bällen nach vorn versucht, waren aber auch nicht erfolgreicher“, sagte Kaul. Dessen Engagement ist nur bis zum Saisonende vorgesehen.

Neuaufbau ist in Planung, Rückkehr in die Bundesliga in zwei Jahren

Darüber, wie es weitergehen soll mit dem leistungsbezogenen Fußball im Bereich der älteren weiblichen Jugend in ihrem Verein, haben der HTB-Verantwortliche Sascha Segner und Tommy Schneider klare Vorstellungen. „Mit einigen jüngeren B-Juniorinnen, die wir hoffentlich im Verein halten können, und den jetzt bei mir in der C-Jugend spielenden Mädchen werden wir versuchen, uns so schnell wie möglich in der B-Jugend-Oberliga für die Bundesliga zu qualifizieren“, hatte Schneider schon vor dem Anpfiff der Partie die Pläne für den Fall des Bundesliga-Abstiegs der B-Juniorinnen offengelegt.

Tabellenführer HSV kommt am 23. April auf die Jahnhöhe nach Harburg

Der dafür vorgesehene Zeitraum solle zwei Jahre nicht überschreiten. Und wie das häufig so ist im Spitzensport, gibt es auch für Harburgs B-Juniorinnen eventuell ein Hintertürchen, dass sich unverhofft öffnen könnte. „Wenn einer der vorderen Vereine nicht für die neue Bundesligasaison melden sollte, könnte es einen Nachrücker geben.“ Weshalb weiter gilt, was sich Daniel Kaul vorgenommen hat. „Wir wollen ab jetzt jedes Spiel gewinnen“, sagte er. Auch wenn einer der fünf noch kommenden Gegner am Sonnabend, 23. April, der Tabellenführer HSV ist (14 Uhr, Jahnhöhe).