Buchholz. In den letzten Sekunden geben Zweitligafrauen von Buchholz 08-Rosengarten mindestens einen Punkt aus der Hand. Kurpfalz Bären feiern.
Wirklich fassen, was wenige Sekunden zuvor passiert war, konnten die Spielerinnen der Handball-Luchse es nicht. Eben noch hatten sie einen Auftaktsieg in der neuen Saison der 2. Frauen-Bundesliga zum Greifen nah – jetzt standen sie komplett ohne Punkt da. Entsprechend leer schweiften die Blicke durch die Nordheidehalle, die sich in Windeseile leerte – da waren nur die feiernden Gäste der Kurpfalz Bären aus Ketsch und der eigene Fanclub, der die Mannschaft aufzubauen versuchte. In diesem Augenblick ein schwieriges Unterfangen.
Handball-Luchse haben bei 24:24 Ballbesitz 27 Sekunden vor dem Ende
24:24 stand es gut eine Minute vor der Schlusssirene. Nach einer Auszeit ihrer Trainerin versuchten die Gäste, mit einem (womöglich letzten) erfolgreichen Angriff einen möglichen Punktgewinn abzusichern. Doch die Schiedsrichter entschieden auf Schrittfehler. Plötzlich hielten die Handball-Luchse alle Trümpfe in der Hand. Sie nahmen etwas Zeit von der Uhr, Trainer Dubravko Prelcec legte 27 Sekunden vor Schluss die grüne Karte auf den Zeitnehmertisch.
Nach der Besprechung nahm sich Torjägerin Levke Kretschmann (4 Tore) – wer sonst – zwölf Sekunden vor dem Ende einen Wurf, der abgeblockt wurde. Der Ball prallte zu Gästespielerin Mireia Torras Parera, die per erfolgreichem Tempogegenstoß auf 25:24 für Ketsch stellte. Immerhin reagierten die Gastgeberinnen blitzschnell, kamen nach der schnellen Mitte noch zu einem Abschluss. Allerdings parierte die Bären-Torhüterin diesen letzen Wurf von Jasmina Rühl. Aus, Schluss, vorbei, verloren!
Abpraller landet bei Kurpfalz Bären – Tempogegenstoß zum 24:25-Endstand
„Wenn Levke in so eine Situation kommt, dann muss sie werfen“, sagte Luchse-Trainer Prelcec nach der Partie. „Was nicht passieren darf, ist, dass der Abpraller beim Gegner landet.“ Auch er selbst nahm sich nicht von Kritik aus. „Vielleicht habe ich die Auszeit etwas zu früh genommen.“
Insgesamt war es ein spektakulären Saisonauftakt. Den Gastgeberinnen wurden Defensivprobleme auf den Außen zum Verhängnis. „Wir haben ihr Testspiel in Oldenburg und Pokalspiel gegen Werder analysiert und uns vor allem auf Abschlüsse über Außen vorbereitet“, sagte Gästetrainerin Franziska Steil. Eine Taktik, die vor allem in der Anfangsphase exzellent aufging. Reihenweise überwanden die Werferinnen der Kurpfalz Bären die Luchse-Torhüterinnen Anja Rossignoli und Sophie Löbig von Links- oder Rechtsaußen.
Erhebliche Defensivprobleme auf beiden Außenpositionen
Teilweise betrug der Rückstand vier Tore. Erst bei 9:9 (17.) waren die Handball-Luchse wieder im Spiel, beim Seitenwechsel stand es 15:15. Danach hatte meistens die Prelcec-Sieben knapp die Nase vorn, konnte vor 264 Fans aber zu keinem Zeitpunkt für eine Vorentscheidung sorgen. Etwa zehn Minuten vor Schluss mussten sie nach einer unnötigen Zeitstrafe gegen Antonia Pieszkalla und einem Abwehrfoul von Hanne Nilsen Morlandsto sogar in doppelter Unterzahl spielen.
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„Heute haben wir gesehen, dass Levke Kretschmann ein Spiel nicht allein gewinnen kann“, sagte Dubravko Prelcec. Auffällig war, dass nach der mäßigen Anfangsphase bei vielen Spielerinnen Spannung und Selbstvertrauen verloren gingen. „Da fehlte plötzlich auch Kraft und die Köpfe gingen nach unten“, sah der Trainer.
Nächste anspruchsvolle Aufgabe am Sonnabend beim HC Rödertal
In der aktuellen Trainingswoche muss er sein Team schnell wieder aufrichten und vorbereiten auf die nächste anspruchsvolle Aufgabe am kommenden Sonnabend, 16. September, um 18.30 Uhr auswärts beim HC Rödertal. Die Sächsinnen unterlagen zum Auftakt 29:35 bei Werder Bremen.
Tore für die Luchse: Jasmina Rühl (5), Levke Kretschmann, Antonia Pieszkalla (beide 4), Hanne Nilsen Morlandsto (4/3), Luisa Hinrichs (3), Svea Geist (2), Anna Ansorge und Finja Harms (beide 1)