Buchholz. Handball-Luchse Buchholz 08-Rosengarten starten mit drei Neuzugängen und sehr jungem Team in neue Zweitligasaison. Welches die Ziele sind.
Wenn Anja Rossignoli mit ihrem angenehmen Südtiroler Akzent, der leicht an Schwyzerdütsch erinnert, von ihrem sportlichen Weg erzählt, kann man sich nicht vorstellen, dass sie sich nicht problemlos in jede Mannschaft integrieren könnte. Doch eine wie sie zu finden, scheint nicht so einfach. „Seit Januar hatten wir einige Torhüterinnen im Probetraining. Anja hat uns sehr überzeugt. Mit ihrer tollen Art passt sie perfekt in unser Team“, sagte Geschäftsführer Sven Dubau über den dritten und letzten Neuzugang der Handball-Luchse Buchholz 08-Rosengarten für die Saison 2023/2024.
Den Verantwortlichen des Frauen-Zweitligisten ist es wichtig, dass eine Spielerin nicht von der Leistung, sondern auch menschlich ins Team passt. „Die Stimmung innerhalb der Mannschaft macht ungefähr 50 Prozent der Gesamtleistung aus“, sagt Vorjahres-Kapitänin Svea Geist, die voraussichtlich Mannschaftsführerin bleiben wird. Die Wahl steht noch aus.
Karriereende: Torhüterin Mareike Vogel und Rückraumspielerin Sarah Lamp
Nach dem Karriereende von Torhüterin Mareike Vogel (37) und Rückraumspielerin Sarah Lamp (32) ist Geist mit ihren 25 Lenzen die zweitälteste im 16 Spielerinnen umfassenden Zweitligakader. Nur die Norwegerin Hanne Nilson Morlandsto ist zwei Jahre älter. Nicht mehr zum Team gehören auch Linksaußen Cara Reiche, die sich fest dem Erstligisten Buxtehuder SV angeschlossen hat, und Co-Trainerin Heike Axmann, von dem sich die Handball-Luchse aus wirtschaftlichen Erwägungen getrennt hatten (das Abendblatt berichtete).
Mareike Vogel wird ihre Expertise fortan als Mitglied im Trainerinnen-Team einbringen. Neuzugänge auf dem Spielfeld sind Rechtsaußen Amelie Gabriel, die zuletzt mit der U19-Nationalmannschaft den elften Platz bei der Europameisterschaft in Rumänien belegte, Lucia Kollmer (beide vom Buxtehuder SV), die nach einem Kreuzbandriss noch einige Monate ausfallen wird, und eben Torhüterin Anja Rossignoli, die zuletzt zwei Jahre für Yellow Winterthur in der Ersten Liga der Schweiz spielte. Alle Genannten haben in der Nordheide Zweijahresverträge unterschrieben.
Rossignoli kam erst mit 15 Jahren zum Handball, vorher Leichtathletin
„In meiner Familie haben sie alle Handball gespielt“, erzählt Rossignoli, die zunächst sieben Jahre lang der Leichtathletik den Vorzug gab. Als sich in der vom Vater trainierten Mannschaft beim SSV Brixen beide Torhüterinnen verletzten, stellte sie sich im Alter von 15 Jahren erstmals ins Handballtor. Der Vater übernahm die Ausbildung der begabten Keeperin. Nach Einsätzen in der ersten und zweiten Liga Italiens gelang ihr mit 19 Jahren der Sprung in die A-Nationalmannschaft.
Die letzten zwei Jahre spielte Rossignoli für Yellow Winterthur, erreichte jeweils die nationalen Play-offs und qualifizierte sich im vergangenen Jahr für den European Cup. „Jetzt wollte ich den Verein wechseln, und die Bundesliga war mein Ziel. Wenn nicht jetzt, wann dann“, sagte die 1,78 Meter große und 23 Jahre alte Keeperin, warum sie das Angebot trotz der 1000 Kilometer Distanz zwischen ihrer Heimat Brixen und der Nordheide angenommen hat. Gemeinsam mit der ein Jahr jüngeren Niederländerin Danique Trooster wird die Südtirolerin das internationale Torhüterinnen-Duo bilden.
Niederlande und Italien: Luchse mit internationalem Torhüterinnen-Duo
Insgesamt stehen die Handball-Luchse vor einer erneut herausfordernden Saison in der 2. Bundesliga. Trotz des guten sechsten Platzes 22/23 geht der Blick tabellarisch zunächst nach unten. „Bloß nicht in den Abstiegskampf geraten“, sagt Geschäftsführer Sven Dubau. Wie schnell das gegebenenfalls passieren kann, erlebten die Buchholzerinnen in den ersten Monaten dieses Jahres, als sich die Haupttorschützinnen Levke Kretschmann und Wiebke Meyer verletzten und in neun Spielen ohne dieses Duo nur zwei Siege gelangen.
„Wir wollen verletzungsfreier bleiben als im Vorjahr und arbeiten dafür mehr vorbeugend“, sagt Svea Geist. Weiteres Ziel sei, innerhalb eines Spiels nicht mehr so starke Schwankungen zu haben. „Das kommt auch mit der Erfahrung“, sagt Trainer Dubravko Prelcec, der in seine sechste Saison bei den Luchsen geht. „Zum Beispiel wissen die Mädels jetzt, wie Levke und Wiebke ticken.“
Diesmal vier Absteiger aus der 2. Bundesliga, es könnten auch fünf werden
Warum der Blick eher nach unten als nach oben geht, liegt daran, dass es am Saisonende vier Absteiger geben wird. Der Tabellenzwölfte, also der Fünftletzte der 2. Liga, muss sich zudem in einer Relegation gegen einen Drittligameister behaupten. Alles Auswirkungen der Tatsache, dass die 1. Bundesliga nach dieser Saison von 14 auf zwölf Mannschaften reduziert wird.
- Handball-Luchse trennen sich von Co-Trainerin Heike Axmann - aus Geldnot
- So finden Sportlerinnen das perfekte Match
- Levke Kretschmann: Starkes Comeback nach neun Wochen Pause
Daher steigt nur der Zweitligameister auf, der Vizemeister hat nicht (wie zuletzt) die Chance über die Relegation. „Die 2. Liga ist stark und viele Vereine haben personell aufgerüstet. Wir sollten uns erstmal darauf fokussieren, schnell Punkte zu sammeln und wegzukommen vom zwölften Platz. Ich traue uns deutlich mehr zu“, sagte Dubau, der einige weitere Ziele für die neue Spielzeit formulierte.
Weitere Ziele: Mehr Zuschauer, größerer Anschlusskader, Jugendzertifikat
So möchte er den Zuschauerschnitt von zuletzt 340 pro Partie in der Nordheidehalle gern Richtung der 400er-Marke steigern, das Pay-TV-Angebot bei Heimspielen ausbauen, den Anschlusskader mit Talenten aus der Region von aktuell drei auf mindestens sechs Spielerinnen erhöhen und innerhalb der kommenden fünf Jahre die Bedingungen des DHB-Jugendzertifikats erfüllen. Über allem steht sicherlich das Ziel, den Bundesliga-Spielbetrieb finanziell zu sichern.
Die ersten Spiele der Handball-Luchse in der Nordheidehalle: Dienstag, 15. August, 19.30 Uhr: Testspiel gegen Buxtehude II; Dienstag, 22. August, 19.15 Uhr: Saisoneröffnung gegen Buxtehuder SV; Mittwoch, 30. August, 19.30 Uhr: DHB-Pokal gegen Werder Bremen; Sonnabend, 9. September, 19 Uhr: erstes Punktspiel gegen Kurpfalz Bären