Finkenwerder. Zum Lotto-Pokal-Auftakt unterliegt der Bezirksligist dem DFB-Pokal-Teilnehmer mit 1:4. Was sich Trainer Jean-Pierre Richter wünscht.
„Teutonia zählt zwar nominell zu den Amateurvereinen, dort herrschen aber professionelle Strukturen. Wir dagegen sind nur ein kleiner Dorfverein. Uns fehlt es an allem, wir tragen nicht einmal einheitliche Hosen“, beschrieb Trainer Jean-Pierre Richter vom TuS Finkenwerder die unterschiedlichen Voraussetzungen der Mannschaften, die sich am Sonnabend in der ersten Runde im Hamburger Lotto-Pokal auf dem Grandplatz am Finksweg gegenüberstanden.
„Darauf, dass wir nur mit drei Toren verloren haben, können wir stolz sein“, sagte der TuS-Trainer nach der 1:4 (1:2)-Heimniederlage gegen den Regionalligaverein FC Teutonia 05 Ottensen von der anderen Elbseite. Dabei hätten die Gegensätze zwischen den Pokalgegnern größer kaum sein können.
„Dorfverein“ muss auf staubigem Hartplatz hinterm Deich trainieren
Auf der einen Seite der TuS Finkenwerder, dessen Rasenplatz im Uhlenhoff-Stadion noch für mehrere Wochen gesperrt ist und dessen Fußballer auf einem kleinen und bei trockenem Wetter staubigen Hartplatz „hinterm Deich“ trainieren. Am frühen Morgen des Pokaltages hatte der Trainer höchstpersönlich die Linien am Finksweg gekreidet. Auf der anderen Seite der Vorjahresvierte der Regionalliga Nord und der wohl stärkste Gegner in der ersten Pokalrunde.
Der Titelverteidiger hatte eine Woche zuvor den Hamburger Supercup gegen den TSV Sasel gewonnen und spielt in knapp drei Wochen – konkret am Sonnabend, 12. August, um 15.30 Uhr – in der ersten Runde des DFB-Pokals im Millerntorstadion gegen den Bundesligisten Bayer 04 Leverkusen.
Gastgeber verkürzen kurz vor der Pause durch Leon Grbev auf 1:2
Und so nahm das Spiel in Finkenwerder den erwarteten Verlauf. Bereits in der vierten Minute drückte Teutonias Neuzugang Serkan Dursun den Ball zum 0:1 über die Linie. Doch wer einen Sturmlauf der Gäste erwartete, wurde eines Besseren belehrt. Bis kurz vor der Pause ließ Finkenwerder nichts mehr zu. Im Gegenteil – nach einem Foul an Erik Rolf rollte der Ball über die gegnerische Torlinie und die Zuschauer bejubelten den Ausgleich. Doch da hatte der Schiedsrichter schon gepfiffen.
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„Ja, er hat uns den Vorteil genommen, aber er hat zeitnah gepfiffen“, nahm Richter den Unparteiischen in Schutz, der sich so einiges aus den Reihen der Zuschauer anhören musste. Erst kurz vor der Pause kamen die Gäste zum zweiten Treffer. Durch einen zweiten Neuen: Michael Igwe. Noch vor der Pause durften die Fans des TuS Finkenwerder auf dem Hügel vor dem Vereinshaus und an der Seitenlinie endlich dann doch ungetrübt feiern. Quasi mit dem Pausenpfiff traf Leon Grbev zum 1:2-Halbzeitstand.
Richter: „Waren der eklige und unbequeme Gegner, der wir sein wollten“
In der teilweise nicklig geführten zweiten Halbzeit mit der einen und anderen Rudelbildung vermochten die Bezirksliga-Fußballer des TuS Finkenwerder das Spiel nicht mehr zu drehen, kassierten stattdessen zwei weitere Gegentreffer; den letzten erst in der Schlussminute. „Wir haben alles reingeschmissen, aber irgendwann war der Tank leer. Und wir waren der eklige und unbequeme Gegner, der wir sein wollten“, sagte „Jonny“ Richter, der in seiner Trainerkarriere schon die Oberligavereine FC Süderelbe, SC Victoria und TuS Dassendorf trainiert hat.
Im September vergangenen Jahres stieg Jean-Pierre Richter beim TuS Finkenwerder ein. „Ich bin auf Finkenwerder geboren, groß geworden und lebe hier. Hier hilft man sich. Der TuS ist mein Jugendverein, und als ich in einer sportlich schwierigen Situation gefragt wurde, ob ich helfen kann, hab ich natürlich zugesagt“, begründet er das Engagement bei einem vergleichsweise kleinen Verein.
Bezirksligasaison startet viermal auswärts – Ziel ist der Klassenerhalt
In die neue Saison der Bezirksliga Süd geht TuS Finkenwerder mit einem Kader von 26 Spielern. Das sportliche Ziel von Jean-Pierre Richter ist ganz klar der Klassenerhalt – und ein besserer Start als vergangene Saison, die letztlich auf dem zehnten Tabellenplatz unter 14 Mannschaften abgeschlossen wurde. Allerdings muss Finkenwerder aufgrund der andauernden Sperrung des Uhlenhoff-Stadions die ersten vier Partien alle auswärts bestreiten. Das erste Heimspiel ist angesetzt für Sonnabend, 26. August, um 12 Uhr gegen FC Teutonia 05 II.
„Ich kann nur dazu beitragen, dass sich die jungen Spieler ständig weiterentwickeln“, sagt Richter. „Und dass es am Ende zum Klassenerhalt reicht“. Im Übrigen wolle er sich so lange engagieren, „wie es passt. Ich habe keinen Vertrag,“ sagte Finkenwerders aktueller Trainer. Mit der Generalprobe für die neue Saison war Jean-Pierre Richter trotz der Niederlage schon einmal zufrieden.