Finkenwerder. Mit einer Defensivtaktik kommt der Bezirksligist im Oddset-Pokal gegen Oberligist FC Süderelbe zum Erfolg.

Deshalb sind Pokalspiele so beliebt – jedenfalls bei den Fußballfans. Ein Spiel mit 19 Treffern bekommt man ja nicht alle Tage zu sehen. Auch wenn es ein 10:9 nach Elfmeterschießen war, nachdem beide Teams weder in den regulären 90 Minuten noch in den 30 Minuten Verlängerung getroffen hatten. Mit diesem Ergebnis setzte sich der Bezirksligist TuS Finkenwerder gegen den Oberligaverein FC Süderelbe in der ersten Runde des Oddsetpokals durch – und sorgte für eine dicke Überraschung.

Nicht immer sind Pokalspiele bei Vereinen willkommen, weil sie entweder sehr früh vor Beginn der Punktspiele angesetzt werden oder in den späteren Runden den Rhythmus stören. Und dann ist noch die Gefahr allgegenwärtig, dass sich ein klassenhöherer Verein gegen einen vermeintlichen Underdog blamiert. Für das Erstrundenspiel um den Pokal des Hamburger Fußball-Verbandes am Finksweg trifft das alles nicht zu. Der FC Süderelbe war einfach nicht in der Lage, die spielerische Überlegenheit in Treffer umzumünzen.

Die Gastgeber des TuS Finkenwerder warfen in die Waagschale, was sie zu bieten hatten: leidenschaftlichen Kampf. Sie stellten ein Abwehrbollwerk auf, wie es Süderelbes Trainer Markus Walek noch nicht erlebt hatte. „Die haben mit Mann und Maus verteidigt. Da standen zehn Mann ganz tief in der eigenen Hälfte und wir haben auf dem ungewohnten Hartplatz keine Mittel gefunden, diese Abwehr zu knacken.“ Trotz gefühlter 90 Prozent Ballbesitz. Die beste Möglichkeit hatte Franics Gyimah in der 90. Minute, als er nach einer Ecke einen wuchtigen Kopfball direkt auf Finkenwerders Torhüter Christian Meyer zielte.

Da wird das Spiel zur Nebensache. Auf der Elbe neben dem Hartplatz am Finksweg zieht die Cap San Sounio, ein Containerriese aus Singapur, vorbei
Da wird das Spiel zur Nebensache. Auf der Elbe neben dem Hartplatz am Finksweg zieht die Cap San Sounio, ein Containerriese aus Singapur, vorbei © Katrin Beyer

Finkenwerder wäre fast in der Verlängerung erfolgreich gewesen, als Süderelbe Nico Reinecke die „Notbremse“ gegen Eric Rolf ziehen musste. Dafür gab es Rot. Was für Walek eine Mauertaktik war, nannte sein Gegenüber Denis Zepcan eine „geschlossene Mannschaftsleistung von der ersten bis zur 120. Minute“. Und vor allem: Die Taktik war aufgegangen. Auf dem engen Trainingsplatz des TuS Finkenwerder wäre sowieso kein schönes Fußballspiel möglich gewesen. Am Ende war es ausgerechnet Eric Rolf, der den entscheidenden Elfmeter zum 10:9 verwandelte. Vorher hatte Vasco Zawada für Süderelbe nicht getroffen. Alle 22 Fußballer mussten am Punkt antreten, bis die Entscheidung gefallen war.

So groß der Jubel und die Freude beim TuS Finkenwerder, so sehr ärgerten sich die Süderelbe-Oberligakicker über das frühe Pokal-Aus. Markus Walek: „Da hat uns ein Außenseiter ein Bein gestellt. Das passt ein wenig zur Saisonvorbereitung, in der es extrem hakt.“ Gemeint sind diverse Verletzungen, an der Spitze drei Kreuzbandrisse oder -anrisse während der Vorbereitungsspiele, und jetzt im Pokal die rote Karte. Zu allem Überfluss musste der aus der dritten türkischen Liga geholte Haydar Cekerdik seine Fußballkarreire aus gesundheitlichen Gründen beenden.

In den Kampf um den Klassenerhalt geht darüber hinaus ohne im Abstiegskampf so bewährte Oberligaspieler wie Dennis Lohmann, Samuel Louca, Anton Lasko, Boris Shtarbev, Klaas Kohpeiß und Mehdi Jaoudat, die allesamt zu Hamburger Spitzenvereinen gewechselt sind.

Aber auch Finkenwerders Trainer Denis Zepcan sieht sein Team trotz des Pokalerfolgs in der neuen Saison allein wegen des kleinen Kaders im Abstiegskampf. Zuletzt konnte zumindest noch Thees Köhn reaktiviert werden.