Harburg. Im hitzigen Endspiel des 55. Harburg-Pokals bringt der Bezirksligist eine 1:0-Führung gegen den Nachbarn SV Wilhelmsburg über die Zeit.
Der Sieger beim 55. Harburg-Pokal heißt Rot-Weiss Wilhelmsburg. Mit 1:0 (0:0) setzte sich das Team von der Elbinsel gegen den Nachbarverein SV Wilhelmsburg im Endspiel vor knapp 200 Zuschauern auf der Sportanlage am Alten Postweg durch. Es ist für Rot-Weiss der erste Sieg überhaupt bei diesem Traditionsturnier, und das gleich bei der ersten Finalteilnahme. Für Trainer David Berwecke dagegen war es bereits der zweite Erfolg. 2001 hatte er den Pott als Spieler mit dem FC Türkiye geholt, seinerzeit noch auf der Jahnhöhe.
Erste Finalteilnahme und erster Pokal für RW Wilhelmsburg
Überbewerten wollte der Siegertrainer den Gewinn des Vorbereitungsturniers nicht. „Ich habe nur den 27. Juli im Blick. Dann geht’s los in der Bezirksliga, die dieses Jahr sehr ausgeglichen ist. Am Ende zählt nur das Abschneiden in der Liga“, sagte Berwicke. Am ersten Spieltag hat sein Verein Heimrecht am Rotenhäuser Damm gegen die zweite Vertretung von Buchholz 08. „Der Erfolg beim Harburg-Pokal stärkt unser Selbstvertrauen und hat gezeigt, was wir erreichen können, wenn wir alle an einem Strang ziehen“, sagte David Berwecke.
Für Finalgegner SV Wilhelmsburg war es bereits das vierte Endspiel um den Harburg-Pokal, seitdem die Vereine Wilhelmsburger SV, TV Jahn und TSC Viktoria Wilhelmsburg-Veddel 2003 zum SV Wilhelmsburg fusioniert hatten. 2007 und 2012 hatte der SV Wilhelmsburg das Turnier gewonnen; 2012 war die Mannschaft gemeinsam mit Buchholz 08 zum Sieger des Turniers erklärt worden, nachdem das Endspiel wegen eines schweren Gewitters abgebrochen wurde.
Finalisten kämpfen ab 27. Juli in der Bezirksliga Süd um Punkte
Die beiden Finalisten des Harburg-Pokals 2019 spielen in der Bezirksliga Süd. Vergangenen Saison landete der SVW auf Platz fünf, RWW als Aufsteiger auf Anhieb auf drei. Alexander Pohlmann war mit 22 Toren bester Torschütze des SV Wilhelmsburg; bei Rot-Weiss, das sich insgesamt ausgeglichen präsentierte, erzielte Kushtrim Ferizi zehn Saisontreffer.
Trainer Martin Timmler (SV Wilhelmsburg) war trotz der Finalniederlage mit dem Abschneiden seiner Mannschaft beim 55. Harburg-Pokal „total zufrieden.“ Halbfinale und Endspiel kollidierten zeitlich mit einem „harten Trainingslager“. „Da waren einige Spieler naturgemäß nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte“, sagte der Trainer. Als Ausrede für die Endspielniederlage solle das aber nicht herhalten. Für die kommende Saison haben sich beide Trainer ähnliche Ziele gesteckt. „Ich hoffe, dass wir unter die ersten Fünf kommen und nichts mit dem Abstieg zu tun haben“, sagte David Berwecke. „Oben mitspielen“, will Martin Timmler.
Fünfmal zückte Schiedsrichter Tobias Nawo die rote Karte
Überhaupt nicht zufrieden waren beide Trainer mit dem, was ihre Fußballer an Härte und Nickligkeiten auf dem Kunstrasen am Alten Postweg ablieferten. Drei Platzverweise durch Gelb/Rot und eine glatte rote Karte gegen Baris Kilic (Rot-Weiss) kassierten Spieler beider Teams auf dem Feld; eine weitere Ampelkarte beförderte SVW-Spieler Nicolas Timmler von der Auswechselbank hinter die Spielplatzabsperrung.
Los gegangenen war es mit der gelb-roten Karte für Kadir Özdemir von Rot-Weiss kurz vor Ende der ersten Halbzeit. Seltsamerweise schien die personelle Schwächung die Mannschaft von Rot-Weiss Wilhelmsburg, die die Partie nur mit sieben Feldspielern beendete, eher zu beflügeln.
Yusef Mustafa erzielt per Kopfball das Tor des Tages
Fünf Minuten nach dem Seitenwechsel kamen sie auch zum entscheidenden Treffer. In einer Phase, in der das Endspiel um den 55. Harburg-Pokal auch sportlich ein würdiges Finale war, beförderte Yusef Mustafa, der Sekunden vor dem Pausenpfiff bereits den Pfosten getroffen hatte, eine Flanke von Muhammed Kiremitci mit dem Kopf ins Netz. Eine Minute später ging es bereits wieder unwürdig zu. Jetzt erwischte die Verbannung vom Spielfeld den SVW-Spieler Amir Ukshini nach Foul an Erdem Görgüc. Fünf Minuten danach musste mit Baris Kilic wieder ein Rot-Weisser das Spielfeld räumen.
Schlusspunkt des Kartenfestivals war die Ampelkarte für Veli Görgüc (Rot-Weiss) in der Nachspielzeit wegen Ballwegschlagens. Vielleicht ja aus Frust, denn er war der Unglücksrabe, der in der 80. Minute die vorzeitige Entscheidung verpasste, als er mit einem Elfmeter an SVW-Schlussmann Henrik Martens scheiterte.
Kapitän Marc Kühnast muss für die letzten Minuten ins Tor
Danach musste Martens mit einer Verletzung am rechten Knie die Segel streichen, für ihn stellte sich Kapitän Marc Kühnast zwischen die Pfosten. „Der hält genauso gut“, kommentierte Trainer Martin Timmler den ungewollten Wechsel. Henrik Martens hätte schon im Trainingslager Probleme mit dem Knie gehabt. Viel bekam der „Ersatztorwart“ des SV Wilhelmsburg nicht mehr zu tun, dessen Vorderleute an diesem Tag aber einfach die spielerischen Mittel fehlten, um ein Tor zu schießen.
Bei der Siegerehrung konnte sich Andreas Meyer vom Spielausschuss einen verbalen Seitenhieb nicht verkneifen. „Es war nicht alles schön, was wir heute auf dem Platz gesehen haben,“ sagte er. „Aber jetzt seht euch bitte wieder in die Augen. So soll es sein“, gab er den Finalisten mit auf den Weg, bevor Bernd Meyer vom Hauptsponsor Sparkasse Harburg-Buxtehude dem Siegerteam den überdimensionalen Pokal überreichte.
In den Halbfinalspielen am Freitagabend hatte sich der SV Wilhelmsburg mit 3:1 gegen den TV Meckelfeld und Rot-Weiss Wilhelmsburg mit 9:8 (2:2) nach Elfmeterschießen gegen den VfL Maschen durchgesetzt.