Hittfeld/Hanstedt. Beide Niedersachsenmeister aus dem Kreis Harburg wurden beim TSV Eintracht Hittfeld von Elida Bradel ausgebildet. Wohin ihre Reise geht.
Ganz schlecht kann die Nachwuchsarbeit beim TSV Eintracht Hittfeld nicht sein. Drei der vier Leichtathleten, die den Landkreis Harburg jetzt bei den Landeshallenmeisterschaften in Hannover vertraten, sind aus dem Seevetaler Sportverein hervorgegangen. Entsprechend stolz und glücklich war die langjährige TSV-Nachwuchstrainerin Elida Bradel auf der kleinen Tribüne im Sportleistungszentrum. Erst recht, als zwei ihrer ehemaligen und aktuellen Schützlinge bei der Siegerehrung auf der obersten Stufe des Siegerpodests standen – Landesmeister!
Elida Bradel kämpfte bei Verein und Gemeinde für eine dritte Trainingszeit
„Elli“, wie sie nur genannt wird, erzählte fröhlich von gemeinsamen Zeiten mit Alexander Bai. Schnell habe sie gemerkt, dass der talentierte Junge eine dritte Trainingseinheit in der Woche benötige. Beim Verein und bei der Gemeinde habe die Trainerin dafür gekämpft, auch am Mittwoch eine Hallenzeit zu bekommen.
Das gelang ihr schließlich, das ist bis heute so – und so profitieren auch die Jahrgänge nach dem heute 21 Jahre alten Bai von drei Trainingsmöglichkeiten pro Woche. Der talentierte Hochspringer ist aber auch ein Beispiel dafür, dass die Rahmenbedingungen in Hittfeld – so ehrlich muss man sein – ab einem gewissen Niveau an ihre Grenzen stoßen.
Für Tommy Dang ist nach dem 60-Meter-Vorlauf bereits Schluss
Alexander Bai trainiert seit einigen Jahren bei Wolfgang Striezel beim MTV Hanstedt, stieß im vergangenen Jahr in die erweiterte nationale Spitze vor, verbesserte seine Hochsprung-Bestleistung auf 2,12 Meter und verteidigte nun in Hannover erfolgreich seinen Landesmeistertitel. Auch Sprinter Tommy Dang, für den im 60-Meter-Vorlauf der Männer nach 7,47 Sekunden Schluss war, führte der Weg vor einigen Jahren von Hittfeld nach Hanstedt.
Eine dritte Spitzenathletin trägt noch das blau-gelbe Trikot des TSV Eintracht Hittfeld. Die 15 Jahre alte Lena Anochili hat aber ihre Fühler ausgestreckt, wo sie ihr Sprint- und Sprungtalent am besten weiterentwickeln kann. Hamburg war ebenso eine Option wie Hannover. Im vergangenen Jahr absolvierte sie eine Probewoche am Lotto-Sportinternat in Hannover und besuchte eine Woche lang die Partnerschule KGS Hemmingen. „Das hat mir alles gut gefallen“, erzählt die U18-Landesmeisterin über 60 Meter. Gern wäre sie im Februar aus der zehnten Klasse des Gymnasiums Hittfeld in die Landeshauptstadt gewechselt – allein es gab keinen freien Internatsplatz.
Vielversprechende Kombination aus Heim- und Stützpunkttraining
Und so praktiziert sie vorerst eine Kombination aus Heim- und Stützpunkttraining. Zwei bis drei Einheiten pro Woche trainiert Lena Anochili weiterhin bei Elida Bradel in Hittfeld, dazu zweimal (meist am Wochenende) in Hannover. Beim VfL Eintracht Hannover hat sie eine Sprintgruppe unter Leitung des ehemaligen Zehnkämpfers Maximilian Gilde gefunden. Einen zum 1. Januar möglichen Vereinswechsel hat die Hittfelderin nicht vollzogen und liegt damit auf einer Linie mit ihrem neuen Trainer.
„Lena sollte noch nicht wechseln. Wichtig ist, dass auch die Arbeit der kleineren Vereine gewürdigt wird. Mir geht es vor allem darum, dass die Jugendlichen überhaupt sprinten“, sagte Maximilian Gilde im Gespräch mit dem Hamburger Abendblatt.
Lena Anochili gewann 2022 Bronze im Weitsprung bei der U16-DM
Auf ihre Leistungen wirkt sich die Hittfeld-Hannover-Kombination positiv aus. Vor zwei Wochen steigerte Lena Anochili ihre 60-Meter-Bestzeit auf 7,76 Sekunden und erfüllte die Norm für die Deutschen Hallenmeisterschaften der bis zu drei Jahre älteren U20-Jugend Ende Februar in Dortmund. Anochili, im vergangenen Jahr Bronzemedaillengewinnerin der Deutschen U16-Meisterschaften im Weitsprung, ist 15 Jahre alt und gehört im ersten Jahr der U18-Jugend an.
Jetzt in Hannover qualifizierte sie sich mit einer Vorlaufzeit von 7,85 Sekunden als Schnellste für das 60-Meter-Finale und steigerte sich trotz eines eher verhaltenen Starts auf 7,80 Sekunden – den Landestitel gewann Hittfelds Talent acht Hundertstel vor Karla Humphrey (VfL Eintracht Hannover).
Oberschenkelverletzung gefährdet Start bei Jugend-DM wohl nicht
Weniger rund lief es eine Stunde später im Weitsprung. Lena Anochili hatte Probleme mit dem Anlauf und zog sich eine Muskelverletzung am linken Oberschenkel zu. Nach dem dritten Versuch beendete sie den Wettkampf (5,10 m/4. Platz) und verzichtete auf den für den zweiten Tag geplanten 200-m-Start. „Es ist wohl eine Zerrung und tut ziemlich weh. Ich glaube aber nicht, dass die weiteren Hallenstarts gefährdet sind“, sagte die 15-Jährige nach dem Wettkampf. Vor der U20-DM will sie an den Norddeutschen Hallenmeisterschaften am 4. und 5. Februar in Neubrandenburg teilnehmen.
Neubrandenburg ist auch ein Ziel von Alexander Bai, dessen Titelverteidigung auf Landesebene am seidenen Faden hing. Bei den ersten Hallenwettkämpfen war der Hochspringer vom MTV Hanstedt nicht über 1,93 m und 1,96 m hinausgekommen. „Im Training lief es grottenschlecht“, sagt er selbst. Bei den Landeshallenmeisterschaften erlaubte er sich bei der Anfangshöhe von 1,89 m einen Fehlversuch, benötigte bei 1,98 m den dritten Anlauf, kam aber nach und nach in den Wettkampf hinein.
Alexander Bai lässt sich von jungem Konkurrenten zu 2,04 Meter treiben
Vielleicht auch, weil ihn der erst 17 Jahre alte Niklas von Zitzewitz herausforderte. Als der junge Hannoveraner im ersten Versuch über 2,01 m flog, Bai hingegen riss, lag er „nur“ auf Rang zwei und sparte sich die verbleibenden zwei Versuche für die nächste Höhe auf. Auch hier fiel die Latte zunächst, ehe Alexander Bai mit seinem letzten verfügbaren Versuch doch die 2,04 Meter meisterte.
Weil er vor seinem Anlauf um absolute Ruhe in der Leichtathletikhalle gebeten hatte, war sein Jubelschrei besonders laut zu hören. Auch von Zitzewitz flog noch über 2,04 m – aber erst im dritten Versuch. Im Anschluss versuchten sich beide vergeblich an 2,06 m. Und so heißt der Landeshallenmeister auch 2023 Alexander Bai, weil er die identische Höhe im zweiten, der Konkurrent erst im dritten Versuch schaffte.
Dritte Medaille für Kugelstoßerin Leni Goldenstein aus Rottorf
„Nach den letzten Wettkämpfen war das ein Schritt nach vorn. Ich habe mich selbst überrascht und weiß nicht, wie das jetzt kam“, sagte Bai in einer ersten Reaktion. Um die B-Norm für die Hallen-DM der Erwachsenen zu erfüllen, hätte er 2,06 Meter überspringen müssen.
Nach zweimal Gold zum Auftakt gab es am zweiten Tag der Landeshallenmeisterschaften einmal Bronze für die Leichtathleten aus dem Landkreis Harburg. Im Kugelstoßen der weiblichen U18-Jugend steigerte sich Leni Goldenstein (MTV Rottorf) auf 10,57 Meter und wurde Dritte. Der Schützling von Trainer Björn Umland verbesserte seine persönliche Bestleistung mit der 3-Kilo-Kugel um 46 Zentimeter.
Kreisverbandstag mit Ehrungen am Freitag in Hittfeld
Seinen Verbandstag 2023 veranstaltet der Leichtathletik-Kreisverband Harburg-Land an diesem Freitag, 27. Januar, in der Burg Seevetal in Hittfeld. Von 19.30 Uhr an finden Ehrungen statt, unter anderen werden die in Hannover erfolgreichen Athletinnen und Athleten für ihre Leistungen des vergangenen Jahres ausgezeichnet.
Auf der Tagesordnung stehen weiterhin Jahresberichte der Vorstandsmitglieder, Wahlen und das Talentfördertraining. Die Vorsitzende Birgit Costard wird Vereinsvertreter und Gäste auch über die geplante Strukturmodernisierung der Kreise im Niedersächsischen Leichtathletik-Verband (NLV) informieren