Hanstedt/Tostedt. Alexander Bai vom MTV Hanstedt gewinnt in Hannover den Hochsprung der Männer. Medaille trotz schwieriger Vorbereitung auch für Lucy Seute.

Vor drei Wochen hätten Aktiver und Trainer nicht damit gerechnet, dass Alexander Bai wieder die Zwei-Meter-Marke knacken könnte. „Im Training lief es gar nicht gut. Da hat er meistens nur 1,90 Meter geschafft, maximal 1,95 Meter“, erzählt Trainer Wolfgang Striezel vom MTV Hanstedt. Vor allem der Anlauf bereitete seinem Schützling Probleme.

Bestimmt auch eine Auswirkung der Tatsache, dass das Duo nur einmal pro Woche in einer „echten“ Leichtathletikhalle mit Kunststoffbelag und Spikes trainieren konnte. Und selbst diese Einheiten in der Hamburger Halle an der Krochmannstraße waren nur möglich, weil der Niedersachse Bai eine Mini-Trainingsgruppe mit der für den SC Poppenbüttel startenden Janina Lange bildet.

In der Vorwoche Vierter der norddeutschen Meisterschaften in Berlin

„Wir mussten den Anlauf verändern. Alex macht jetzt keine Auftaktschritte mehr, sondern steht an seiner Ablaufmarke. Acht Schritte von dort bis zum Absprung sind geblieben“, berichtet Striezel. Offensichtlich hat die Veränderung dem 20 Jahre alten Hittfelder so viel Sicherheit gegeben, dass er bei den nur zwei Hallenwettkämpfen dieses Winters gute Höhen ablieferte. Vor einer Woche wurde er mit 2,02 Meter Vierter der norddeutschen Hallenmeisterschaften in Berlin (das Abendblatt berichtete), nun holte er sich in Hannover den Titel des Landeshallenmeisters von Niedersachsen und Bremen im Hochsprung der Männer.

Der fast zwei Meter lange Bai wurde auf dem Weg zum Sieg stark von der Konkurrenz gefordert und präsentierte sich nervenstark. Als die Latte bei seinem ersten Versuch über 2,01 m fiel und Konkurrent Nico Hesse (Werder Bremen) auf Anhieb darüber flog, war klar, dass Alexander Bai auch die nächste Höhe von 2,04 Meter würde meistern müssen. Allerdings benötigte er nach einem weiteren Fehlversuch sogar den dritten und letzten Anlauf, um mit übersprungenen 2,01 Meter überhaupt in der Konkurrenz zu bleiben.

Erst fast ausgeschieden, dann im ersten Versuch über die nächste Höhe

Danach hatte er jede Menge Adrenalin im Körper. Bai überwand im ersten Versuch die 2,04 Meter. „Damit hat er der Konkurrenz den Zahn gezogen“, so Striezel. Hesse konnte nicht mehr antworten und wurde Vizemeister. Rang drei ging mit 1,98 Meter an Fynn Hülsiggensen (Hannover 96). Der Sieger versuchte sich anschließend dreimal vergeblich an 2,07 Meter.

Ebenfalls eine sehr gute Leistung bot der zweite Hochspringer des MTV Hanstedt. Der 16 Jahre alte Maximilian von Lossow steigerte seine persönliche Bestleistung gleich um sieben Zentimeter auf 1,81 Meter. Das bedeutete den vierten Platz in der männlichen U18-Jugend. Viele, viele Monate hatte von Lossow mit wachstumsbedingten Knieschmerzen zu kämpfen gehabt. Nun endlich ist er schmerzfrei.

Maximilian von Lossow steigert sich um sieben Zentimeter auf 1,81 Meter

„Maxi ist technisch sehr gut gesprungen und hat ungefähr die Höhe geschafft, die auch Alexander in diesem Alter gesprungen ist“, lobte Wolfgang Striezel. Der Trainer unterzieht sich an diesem Mittwoch einem Eingriff am Knie und steht seiner Hanstedter Trainingsgruppe in den kommenden Wochen nur eingeschränkt zur Verfügung. „Bis zum Beginn der Sommersaison im Mai haben wir aber viel Zeit“, sagt der 73-Jährige.

Ebenfalls nicht unter den besten Rahmenbedingungen konnte sich die zweite Spitzenathletin aus dem Kreis Harburg auf die Hallenmeisterschaften vorbereiten. Nach dem Brandschaden an der Sporthalle der Erich-Kästner-Realschule können die Leichtathleten des MTV Tostedt, die gemeinsam mit dem TuS Jahn Hollenstedt die LG Kreis Harburg-West bilden, nur eine Stunde pro Woche in einer großen Halle trainieren. Dazu kommt eine Trainingszeit in den Max-Schmeling-Hallen in Hollenstedt.

Hürdensprinterin Lucy Seute trainiert auch im Winter unter freiem Himmel

Um den Hürdensprint halbwegs wettkampfnah vorzubereiten, trafen sich Sprinterin Lucy Seute und Trainerin Angela Schirner meist freitags auf der renovierten Sportanlage Düvelshöpen unter freiem Himmel. Weitere zeitliche Einschränkungen bringen der Job der 20 Jahre alten Seute im Corona-Testzentrum in Tostedt und ihre Vorbereitungen auf den Zulassungstest zum Medizinstudium mit sich.

Lucy Seute (LG Kreis Harburg-West) hat den Weitsprung für sich entdeckt. In Hannover landet die 20-Jährige mit 5,36 Meter auf dem vierten Platz.
Lucy Seute (LG Kreis Harburg-West) hat den Weitsprung für sich entdeckt. In Hannover landet die 20-Jährige mit 5,36 Meter auf dem vierten Platz. © imago images/Beautiful Sports | BEAUTIFUL SPORTS/Flatemersch via www.imago-images.de

„Trotzdem haben wir auf eine persönliche Bestzeit und vielleicht sogar auf die Qualifikation für die deutschen Meisterschaften gehofft“, so Trainerin Schirner. Bei ihrem dritten Platz im 60-Meter-Hürdensprint der Frauen (8,88 Sekunden) fehlten Lucy Seute letztlich drei Hundertstel zum Hausrekord und 13 Hundertstel zur DM-Quali.

Landestrainerin und Landesverband ignorieren Trainer-Anregung

„Viele Trainer hatten sich Vor- und Endlauf gewünscht. Gerade Hürdensprinter brauchen einen zusätzlichen Lauf zum Einrollen. Das haben die Landestrainerin und der NLV aber abgelehnt. Stattdessen gab es Zeitläufe“, äußerte Angela Schirner Kritik am Niedersächsischen Leichtathletik-Verband (NLV). Einverstanden war die Trainerin mit der sauberen Hürdentechnik ihrer Athletin, Luft nach oben gibt es in der Startphase.

Lob gab es für Seutes Leistung am ersten Tag der Landeshallenmeisterschaften im Sportleistungszentrum in Hannover. Da verbesserte sie zum einen ihre zwei Jahre alte Bestzeit über 60 Meter flach um acht Hundertstel auf 7,94 Sekunden (11. Platz) und schnupperte zum anderen an einer Medaille.

Bai und Seute wollen im Sommer zu den deutschen Junioren-Meisterschaften

Im Weitsprung der Frauen, den die junge Tostedterin in den zurückliegenden Monaten für sich entdeckt hat, führte sie bis zum vierten Durchgang mit 5,36 Meter. Dann zogen noch drei Springerinnen vorbei. Bronze verpasste Lucy Seute nur aufgrund des schlechteren zweitbesten Versuchs gegenüber der weitengleichen Ann-Kathrin Schmidt aus Braunschweig.

Für die Sommersaison streben sowohl Alexander Bai als auch Lucy Seute die Qualifikation für die deutschen U23-Meisterschaften an, die am 23. und 24. Juli im Bochumer Stadtteil Wattenscheid ausgetragen werden.

Weitere Kreis-Ergebnisse: Hochsprung Frauen: 3. Jennifer Soetebier 1,60 m; Männliche U18: 800 m: 5. Paul Ring 2:04,15 min., 8. Julian Diener (alle LG Nordheide) 2:07,27 min.