Harburg. Wenige Beschwerden von Fahrgästen,Fahrbetrieb läuft überraschend ohne Probleme. Diese kleinen Anfangsschwierigkeiten gab es.

40.000 Fahrgäste nutzten den Harburger ZOB vor seiner Schließung täglich. 26 Buslinien verkehrten dort und nicht wenige davon im 10-Minuten-Takt. Seit fast zwei Wochen ist alles anders: Der ZOB wird abgerissen und größer neu gebaut. 25 Linien – Ausnahme ist die 153, die zur S-Bahn-Station Wilhelmsburg umgeleitet wird – werden über die Haltestelle Harburg-Rathaus umgeleitet. Für die Fahrgäste, aber auch für das Buspersonal ist das eine Herausforderung. Chaos wurde befürchtet. Nach zwei Wochen zeichnet sich jedoch ab: Das Chaos blieb aus.

„Bei solchen Umstellungen gibt es immer Probleme, besonders in den ersten Tagen“, sagt Christoph Kreienbaum, Pressesprecher der Hamburger Hochbahn AG, die die Buslinien in Harburg betreibt. „Aber es waren weniger, als wir befürchtet hatten.“

Ein Teil der Busse ist bereits seit Monaten umgeleitet

Bei den Aushängen in der S-Bahn-Station musste nachgebessert werden, was aber innerhalb weniger Tage auch geschah. Was besonders ärgerlich war: Ausgerechnet am ersten Tag waren am S-Bahnhof Harburg Rathaus die wichtigsten Rolltreppen außer Betrieb. Dass nur ein Teil der S-Bahn-Rolltreppen funktioniert, kennen Fahrgäste allerdings auch schon vom alten ZOB. Und: Weil die Hochbahn Druck machte, und nicht etwa „nur Fahrgäste“, hatte die Deutsche Bahn die erste Rolltreppe schon am Ende des Tages wieder in Bewegung.

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Ein Teil der Busse ist bereits seit Monaten umgeleitet, weil nicht nur der ZOB, sondern der gesamte Kreuzungsbereich, an dem er liegt, erneuert wird und die Hannoversche Straße Einbahnstraße war. Alle Busse in Richtung Wilstorf und weiter waren betroffen und sind es jetzt mangels ZOB auch weiterhin. Die Kommunikation dieser ersten Umleitung war nicht optimal verlaufen und hatte verwirrte Fahrgäste hinterlassen. „Daraus haben wir gelernt“, sagt Christoph Kreienbaum. „Diesmal haben wir früher und klarer kommuniziert.“

Faltblätter im Hemdentaschen- (oder auch Handyhüllen-)Format wurden viele Tage vorher verteilt, erstmals auch mit der Möglichkeit, ihren Inhalt in vielen Sprachen abzurufen. Die Aushänge waren klarer und übersichtlicher gestaltet, in den S-Bahnen erfolgten Ansagen. Das hat sich ausgezahlt: „Von den Fahrgästen sowie den Kolleginnen und Kollegen vor Ort gab es bisher fast ausschließlich positives Feedback“, sagt Kreienbaum.

Schwere Bagger beißen die Kupferplatten vom alten Dach des Busbahnhofes ab.
Schwere Bagger beißen die Kupferplatten vom alten Dach des Busbahnhofes ab. © HA | Lenthe-Medien/Reimer

Am ZOB verkehrten in der Spitze bis zu 150 Busse stündlich, die nun alle rund um die Haltestelle Harburg-Rathaus ein- und abfahren. Auch bei der Hochbahn war man im Vorwege nicht völlig sicher, ob das ohne Rückstaus auf der Wilstorfer Straße oder dem Harburger Ring funktionieren könnte, doch bisher hat die Busleitstelle keine größeren Staus registriert. Die umgeleiteten Linien sind pünktlich, heißt es bei der Hochbahn.

Wer zur Fernbahn will, hat jetzt einen beschwerlichen Weg

Analysiert man genauer, bemerkt man auch, dass ein Großteil der Busse ohnehin immer schon an der Station Harburg Rathaus hielt und nur wenige Linien, die meisten davon auch mit wenigen stündlichen Abfahrten, hinzugekommen sind. Deshalb hält sich der zusätzliche Druck auf das System in Grenzen. Hinzu kommt, dass der Weg durch die Wilstorfer Straße zum Harburger Ring für die Busfahrer nicht nur 600 Meter, sondern auch fünf Ampeln weniger aufweist, als die alte Runde um den ZOB.

Ganz ohne Haken ist die Umstellung dennoch nicht. So ist der barrierefreie Weg zwischen Bus und Bahn oft lang, mindestens aber kompliziert und sein oberer Aufzug etwas versteckt an der Seitenwand einer Shisha-Bar gelegen, wo ihn kaum jemand suchen würde, der nicht weiß, wo dieser Aufzug ist. Und auch, wenn es in den sozialen Medien Harburgs m Vorwege der Umleitung mehr Bedenken gab, als hinterher Beschwerden, gab es doch einige kritische Bemerkungen:

„Es ist eine Zumutung, nun mit Koffer zum Fernbahnhof zu gelangen beziehungsweise zurück“, schildert eine Harburgerin in der Kommentarfunktion des Hochbahn-Blogs. Busfahrgäste, die zur Fernbahn wollen, müssen jetzt von Harburg Rathaus eine Station mit der S-Bahn fahren und am Bahnhof erneut umsteigen. „Fahrstuhl und Rolltreppen zwischen S-Bahnhof und Fernbahnhof Harburg sind erfahrungsgemäß immer wieder defekt. Man hätte doch wenigstens einen Bus von Rathaus zum Harburger Bahnhof weiter fahren lassen können, damit man mit Koffer nicht erst hinab zu S-Bahn und wieder hinauf zum Bahnhof. Ältere Personen können ihre Koffer nicht kilometerlang rollen“

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Währenddessen hat der Abriss des ZOB begonnen. Davor fließt – noch – der Verkehr. Das wird sich ab Anfang Juli ändern: Von Anfang Juli bis Mitte September wird die Hannoversche Straße vor dem alten ZOB gesperrt. Nur eine einzige Fahrspur bleibt, als Einbahnstraße von Ost nach West. Auch die Hauptzufahrt des Phoenix-Centers ist dann nicht nutzbar. Lediglich die Ein- und Ausfahrt Wilstorfer Straße steht zur Verfügung. Für die Busse heißt das: Das flotte Durchkommen in der Wilstorfer Straße ist dann erst einmal passé.