Harburg. Sieger des Architektenwettbewerbs für den Umbau steht fest. Hochbahn-Sprecher kündigt an: Der Entwurf wird auch so umgesetzt.
Die Pläne für die Erweiterung des Harburger Busbahnhofs nehmen konkrete Formen an. Der Sieger des Architektenwettbewerbs steht fest und der Entwurf wird auch umgesetzt, kündigte Hochbahn-Sprecher Christoph Kreienbaum am Dienstag an.
Der Siegerentwurf des Büros Blunck + Morgen sieht ein 4200 Quadratmeter großes Gründach vor, das auch die neue Businsel überspannt, um welche das alte Rondeel erweitert wird. Die ersten Arbeiten beginnen im kommenden Jahr. Richtig ernst wird es ab 2023. Dann geht die gesamte Busanlage für fast zwei Jahre außer Betrieb. Das Verkehrskonzept, mit dem dieser Ausfall kompensiert werden soll, wurde noch nicht vorgestellt. Es befindet sich noch in der finalen Feinabstimmung und soll im Herbst vorgestellt werden.
Bis zu 40.000 Fahrgäste steigen hier pro Tag ein
Bis zu 40.000 Fahrgäste steigen hier pro Tag ein, aus oder um, in der Spitzenzeit kommen bis zu 150 Busse pro Stunde an oder fahren ab, 22 Buslinien im Tagesverkehr und sieben Buslinien im Nachtverkehr: die Busanlage Harburg befindet sich täglich im Hochleistungsbetrieb. Ähnliche Zahlen weisen nur noch die Anlagen an den Stationen Altona und Wandsbek Markt auf. Die in den achtziger Jahren errichtete Anlage ist allerdings damit auch an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit gestoßen. Ihre Leistungsfähigkeit muss aber noch gesteigert werden, denn schon jetzt und ohne forcierte Verkehrswende übersteigt die Nachfrage nach öffentlichem Nahverkehr in Spitzenstunden das mögliche Busangebot.
Die Lösung der Hochbahn sieht dafür eine schmale Businsel, die tangential zum bestehenden Rondeel auf der Hannoverschen Straße liegen soll. Die Busse, deren Linien vom Harburger Osten in den Harburger Westen und umgekehrt den Bahnhof passieren, sollen künftig diese Insel anfahren und nicht mehr, wie bisher eine Runde um den Busbahnhof drehen müssen.
Diese kann nämlich aufgrund des großen Verkehrs auf der Anlage und der Ampel an der Ausfahrt bis zu drei Minuten dauern. „Die Zeitersparnis ist die eine Sache“, sagt Projekt-Architekt Volker Schmidt von der Hochbahn, „dazu kommt dann aber auch noch, dass wir ohne die Runde im engen Rondeel auch größere Busse einsetzen können – unsere 21 Meter langen XL-Gelenkbusse. Die kommen im Rondeel nicht um die Kurven.“
Das Rondell einfach umzubauen, kam nicht infrage. Der Harburger Busbahnhof ist eine überdachte Betonplatte, die selbst quasi das Dach der unterirdischen Bahnhofsanlage bildet, unter dem sich Gänge, Werkstätten, Lagerräume und Parkplätze befinden. Nur die jetzige Fahrbahn ist dabei so konstruiert, dass darauf Busse fahren können. Die Fußgängerbereiche der Mittelinsel halten auch nur das Gewicht von Fußgängern aus.
Hochbahn kontert Kritik der Politiker zur Gefahr für Fußgänger
Weil für die Tangential-Businsel, die von den Bussen übrigens im Linksverkehr angefahren werden muss, auf der Hannoverschen Straße eine Fahrspur wegfällt und die verbleibende Auto-Spur in Richtung Westen zwischen dem Rondell und der neuen Businsel verläuft, hatte es scharfe Kritik aus der Bezirkspolitik gegeben. Fahrgäste, die nicht von der Businsel aus den dort vorhandenen Niedergang in Richtung S-Bahn nehmen, sondern nur oberirdisch die Buslinie wechseln wollen, würden auch oberirdisch die Straße queren und dadurch gefährdet, fürchten die Politiker. Das gilt auch für mobilitätseingeschränkte Fahrgäste, weil diese mangels Fahrstuhls auf die oberirdische Querung angewiesen sein werden.
Frank Steinhorst, Bereichsleiter Infrastruktur bei der Hochbahn und Jurymitglied im Architektenwettbewerb sieht diese Gefahr durch das durchgehende Dach abgemildert. „Wir denken, dass dies einen psychologischen Effekt auf die Autofahrer haben wird“, sagt er. „Die Autofahrer werden wahrnehmen, dass sie sich in einer Busanlage befinden und nicht auf einer Durchgangsstraße und sie werden deshalb entsprechend vorsichtiger fahren.“
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Der Siegerentwurf heißt dementsprechend „Ein Dach für die Stadt“. Neben der Form – die Fläche wird nahezu quadratisch sein, sieht der Entwurf auch Aspekte des nachhaltigen Bauens vor, zum Beispiel dadurch, dass die Dachfläche begrünt wird – und darunter viel Holz als Baustoff zum Einsatz kommt. „Eine gute Akustik und hoher Benutzungskomfort vermitteln dem Fahrgast, dass er im Mittelpunkt steht“, heißt es in der Jury-Begründung für den ersten Platz.
Während Umbaus wird Harburger ZOB außer Betrieb sein
Während des eigentlichen Umbaus wird der Harburger ZOB außer Betrieb sein. Parallel dazu finden in der Nähe weitere einschneidende Straßenbauarbeiten statt: Die komplizierte Kreuzung aus den beiden Straßenbrücken über die Eisenbahnstrecke, der B 73 sowie der Moorstraße und Hannoverschen Straße, der so genannte „Doppelknoten“, wird saniert und die Moorstraße so umgebaut, dass sie die Veloroute 11 aufnehmen kann. Direkt am Doppelknoten wird zeitgleich auch noch das Harburger Fahrradparkhaus realisiert. Wo da noch Busse halten sollen, kann auch Architekt Volker Schmidt nicht sagen. „Das Verkehrskonzept ist noch in der Abstimmung“, sagt er, „letztlich wird es darauf hinauslaufen, dass in der Bauzeit der Haupt-Umsteigepunkt zwischen Bus und S-Bahn der Bahnhof Harburg Rathaus sein wird.“
Damit zeichnet sich der nächste Konflikt mit der Bezirkspolitik ab: Zwar ist von allen Bushaltestellen am Bahnhof Harburg Rathaus aus die S-Bahn gut zu erreichen, das Umsteigen zwischen Buslinien ist allerdings mit weiten Wegen und oft einem Wechsel der Straßenseiten über den Harburger Ring verbunden.