Harburg. Zur Sperrung der Autobahn kommen am Wochenende Events und Baustellen in der Innenstadt. Doch Züge und Busse rollen nicht, wie gewohnt.

Freitagabend um 21 Uhr geht es los. Nicht das Freundschaftsspiel Deutschland-Griechenland, das läuft dann schon 15 Minuten. Freitag ab 21 Uhr wird der Hamburger Süden mal wieder vom Norden abgeschnürt. Den Beginn macht die Autobahn GmbH des Bundes mit einer Vollsperrung der A7 bis Montagmorgen. Vier Stunden später steigt die S-Bahn ins Sperrkonzert ein: Sonnabend, 1 Uhr bis Sonntag, Betriebsschluss, fahren keine S-Bahnen zwischen Harburg und Wilhelmsburg. Um nach Hamburg zu kommen, bleiben Schienenersatzbusse, Regionalzüge, das lückenhafte Veloroutensystem und für Autofahrer die Elbbrücken.

Ob die Elbbrücken wirklich hilfreich sind, darf bezweifelt werden: Schon bei vergangenen Elbtunnelsperrungen staute sich hier der Verkehr zumindest sonnabends weit in beide Richtungen. Am Sonntag wird die Hamburger Innenstadt durch den Motorradgottesdienst, die Fahrradsternfahrt und rund um die Alster der Halbmarathon „Women‘s Run“ statt. Ein Durchkommen von Ost nach West durch die verbleibenden Nadelöhre am Hafenrand dürfte anspruchsvoll werden.

Nach Neugraben nur alle 10 Minuten

Der Schienenersatzverkehr bietet ebenfalls Herausforderungen: Da der ZOB bereits abgerissen wird, steht er für den Umstieg in die Busse nicht zur Verfügung. Die Ersatzbusse halten an der S-Bahn-Station Harburg Rathaus, im Abfahrtsbereich vor dem Jobcenter. Dort kommen die Busse aus Wilhelmsburg an, lassen die Fahrgäste aussteigen und nehmen an Ort und Stelle die Passagiere in Richtung Wilhelmsburg auf. Auf dem Weg dorthin halten sie noch einmal in der Moorstraße, um dort weitere Fahrgäste aufzunehmen.

Auf dem Weg von Wilhelmsburg nach Harburg wird der Ersatzbus einen Sonderhalt am Harburger Fernbahnhof einlegen, um hier Fernreisende und Regionalzugpassagiere abzusetzen und aufzunehmen. Von Harburg Rathaus aus fährt die S5 immer noch bis zur Station Harburg, sodass die Zugreisenden aus dieser Richtung angebunden bleiben. Allerdings fährt nur die S5, sodass der gewohnte 5-Minuten-Takt zwischen Harburg und Neugraben entfällt und ein Mindestens-Zehn-Minuten-Takt wird.

Eigentlich könnte man bei Straßensperrungen gut Werbung für die Bahn machen

Der Ersatzbushalt in Wilhelmsburg befindet sich wie gewohnt an der Haltestelle Inselpark. Von der Bahnsteigmitte aus liegt diese ziemlich exakt einen Drittelkilometer Fußmarsch entfernt.

„Das hätte man sicherlich alles etwas besser koordinieren können“, sagt Frank Wiesner, Verkehrsexperte und ehemaliger Harburger Bezirksabgeordneter der SPD. „Aber ich gebe zu, dass die Terminlage auch sehr herausfordernd ist. Nicht nur am kommenden Wochenende drängen sich die Großveranstaltungen. Davor waren Binnenhafenfest und Triathlon an einem Wochenende und noch davor der Schlagermove, die man in Hamburg alle noch schnell vor der Fußball-EM veranstalten will. Trotzdem halte ich es für sehr unglücklich, Autobahn und S-Bahn gleichzeitig zu sperren. Eigentlich könnte man bei Straßensperrungen gut Werbung für die Bahn machen. Nur wenn da keine fährt, ist das auch keine Werbung!“

Die Ersatzbushaltestelle Wilhelmsburger Insepark
Die Ersatzbushaltestelle Wilhelmsburger Insepark © xl | Lars Hansen

Bei den beiden größten Sperrungsakteuren Bahn und Autobahn, gibt man an, die jeweils anderen lange vorher informiert zu haben. In der Tat ist die S-Bahn-Sperrung ohnehin einer Autobahn-Baumaßnahme geschuldet: Der Vorbereitung für die A26 Ost. Nur wird der Neubau von Autobahnen nicht von derselben bundeseigenen Firma betrieben, wie die Unterhaltung und der Ausbau. Für den Neubau ist die DEGES zuständig. Ausbau, und das ist der Grund für die A7-Sperrung, ist Sache der Autobahn GmbH. Auch bei der Bahn ist es nicht ganz einfach: Die ehemals eigenständigen Unterfirmen für Schienennetz und für Bahnhöfe sind mittlerweile in der „DB infrago“ aufgegangen. Lief die Kommunikation hier vielleicht aneinander vorbei oder blieben Informationen auf der Strecke?

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Für die Harburger bleibt nur, mal wieder die Zähne zusammenzubeißen und Verzögerungen zu erdulden. Oder eben, nicht über die Elbe zu fahren. Das Wochenende bietet auch südlich der Elbe genügend Zerstreuung. Und das Wählengehen sollte man auch nicht vergessen.