Harburg. Betreiber ziehen die Reißleine. Erneut schließt ein Geschäft in der früheren Einkaufszeile. Doch in einem der leeren Läden tut sich was

Die schlechten Nachrichten aus der oberen Eißendorfer Straße reißen nicht ab. Nachdem im vergangenen Jahr ein Geschäft nach dem Anderen die lokale Einkaufszeile verließ, trifft es nun den ansässigen Bioladen - bereits Ende April ist nach fast 42 Jahren Schluss. Doch es gibt auch Hoffnung für einige der leergeräumten Traditionsgeschäfte.

Bioladen in Eißendorf hat den Räumungsverkauf bereits gestartet

Bioläden sind in Harburg rar gesät, in den letzten Jahren sind es sogar noch weniger geworden. Und dass, obwohl immer mehr Menschen auf biologische und regionale Kost achten. Für die kleinen, meist inhabergeführten Geschäfte ist es trotzdem ein schwieriges Marktumfeld. Längst haben Bioketten und Supermärkte das Potential der biologischen Lebensmittel erkannt und bieten sie neben konventionell produzierten Lebensmitteln an.

42 Jahre lang gab es den Bioladen an der Eißendorfer Straße.
42 Jahre lang gab es den Bioladen an der Eißendorfer Straße. © LENTHE-MEDIEN | LENTHE-MEDIEN

„Die Menschen glauben, dass die Supermärkte günstiger sind als wir, aber wir halten jeden Preis mit“, sagte Maryam Mohemkar, Inhaberin von Bio Specials & Kaffee in der Eißendorfer Straße noch im Januar, als das Abendblatt erstmals über die Krise der Bioläden in Harburg berichtete.

„Die allgemeine Preissteigerung hat dazu geführt, dass wir aufgeben müssen.“

Damals hoffte das engagierte Betreiberpärchen Maryam Mohemkar und ihr Ehemann Majid Faramarzi noch, dass bereits schwierige Geschäft in die Gewinnzone führen zu können und nahmen mit einem Paketshop der Post ein weiteres Geschäftsfeld hinzu. Bis zuletzt bangten die Beiden, „doch wir haben es einfach nicht geschafft“, bilanziert Majid Faramarzi. „Die allgemeine Preissteigerung und damit weniger Kundschaft haben letztlich dazu geführt, dass wir aufgeben müssen“, sagt der Geschäftsmann etwas traurig.

Beide seien vor allem den Stammkunden dankbar, „durch sie konnten wir immerhin 19 Monate durchhalten“. Am Ende habe man aber die Reißleine ziehen müssen, die Ersparnisse sind aufgebraucht und man wolle sich finanziell nicht ruinieren. Der Bioladen befindet sich seit dem vergangenen Wochenende im Ausverkauf, alle Artikel sind bis zu 50 Prozent reduziert. Um die Zukunft macht man sich keine Sorgen, „wir werden dann wieder, als Angestellte arbeiten, gehen“, so die Bioenthusiasten.

Weiterer Leerstand bleibt den Eißendorfern erspart. Geschäft mit internationalen Produkten eröffnet

Immerhin ein weiterer Leerstand bleibt den Eißendorfern erspart. Ein afghanischer Lebensmittelhändler werde die Ladenfläche übernehmen und dort seine internationalen Produkte feilbieten. Auch die Post bleibe mit ihrem Paketshop am Standort.

Neues Leben für die alte Eißendorfer Fleischerei. Traditionsgeschäft war in ganz Harburg beliebt

Nach 115 Jahren schloss die Fleischerei Blanck Mitte September des vergangenen Jahres ihre traditionelle Handwerksfleischerei in der Eißendorfer Straße. Seither steht das Ladengeschäft, ebenso wie die benachbarte Bäckerei Janeke, leer. Wie das Abendblatt exklusiv erfuhr, wird zumindest in den Räumen des Schlachters wieder ein neuer Betrieb einziehen. „Wir planen eine süße Backwarenproduktion“, erklären die beiden Jungunternehmer, während die Renovierungsarbeiten laufen.

Neues Leben für die alte Eissendorfer Fleischerei - im Herbst wollen zwei Jungunternehmer dort süßes Gebäck produzieren.
Neues Leben für die alte Eissendorfer Fleischerei - im Herbst wollen zwei Jungunternehmer dort süßes Gebäck produzieren. © LENTHE-MEDIEN | LENTHE-MEDIEN

Im Herbst sollen dort Zimtschnecken und anderes Gebäck industriell gefertigt vom Band laufen. Ein Ladengeschäft für die Eißendorfer-Kundschaft sei aber zunächst nicht geplant. Noch ist die neue Produktionsstätte eine Baustelle, mit viel Muskelkraft wird die rustikale Einrichtung der Schlachterei entsorgt.

Aktuell laufen die Renovierungsarbeiten in der ehemaligen Fleischererei.
Aktuell laufen die Renovierungsarbeiten in der ehemaligen Fleischererei. © LENTHE-MEDIEN | LENTHE-MEDIEN