Harburg. Traditionsbetrieb in Harburg muss schließen – dabei gibt es reichlich Kunden. Nun steht die ganze Ladenzeile vor dem Aus.
Anfang Juli schloss nach 124 Jahren die traditionsreiche Bäckerei Janeke an der Eißendorfer Straße. Nach zahlreichen Gerüchten bestätigt nun auch die Eißendorfer Schlachterei: Ende Oktober ist Schluss für den Handwerksbetrieb. Und auch der Raumausstatter Doobe verlässt den Standort.
Noch vor wenigen Monaten schien die Einkaufswelt in Eißendorf in Ordnung. Mit der Mischung aus Discountern, Kiosken und Einzelhändlern gab es einen bunten Geschäftemix und ein breites Angebot für viele Käuferschichten. Vor allem die Konditorei Janeke, die Schlachterei Blanck und die nahe gelegene Post brachten viel Frequenz an die Eißendorfer Straße.
Fleischermeister John Blanck in knappen Worten die Schließung seines Betriebes
Doch damit ist schon bald Schluss. „Ja, es stimmt, wir müssen leider zum Ende Oktober wegen Personalmangels schließen“, bestätigt Fleischermeister John Blanck in knappen Worten die Schließung der Eißendorfer Fleischerei. Die Entscheidung habe keinerlei betriebswirtschaftlichen Gründe, so der Inhaber gegenüber dem Abendblatt.
„Es ist einfach nicht möglich, geeignetes Personal zu finden, daher mussten wir die Reißleine ziehen. Wenn noch genügend Ware vorrätig ist, schließen wir Ende Oktober, sonst früher“, so John Blanck, der gemeinsam mit seinem Bruder Andreas die Traditionsfleischerei in vierter Generation seit 1994 führt.
Besonderes Grillfleisch zog Kunden aus ganz Harburg an die Eißendorfer Straße
Die Familie Blanck eröffnete bereits im Dezember 1898 in Krempe, Kreis Steinburg, ihr erstes Geschäft. Zum Juni 1906 eröffnete August Keuneke am Standort in Eißendorf ebenfalls eine Schlachterei, die 1935 von Heinrich und Else Blanck, geborene Keuneke, übernommen wurde. Nach 106 Jahren folgt nun das endgültige Aus für den Handwerksbetrieb an der Eißendorfer Straße, der nicht nur wegen seines besonderen Grillfleisches und einem günstigen Mittagstisch Bekanntheit erlangte und über die Grenzen Harburgs hinaus Kunden anzog.
Immerhin: Die Beschäftigten werden nach Informationen des Geschäftsführers anderweitig unterkommen. Bereits zum 1. September schließt der Raumausstatter Doobe seine Pforten. Das seit 1998 in der Eißendorfer Straße ansässige Geschäft gibt dort seinen Ladenbetrieb auf, wird aber an anderer Stelle weitergeführt.
Eißendorfer fragen sich außerdem: Was wird aus der Post?
Eißendorfer fragen sich außerdem: Was wird aus der Post? Mitte Juli hatte es einen Betreiberwechsel bei der Postfiliale an der Eißendorfer Straße gegeben. Der ehemalige Besitzer hat den gutlaufenden Kiosk mit Postfiliale an den Konzern Valora verkauft, seitdem sind die Öffnungszeiten stark eingeschränkt. Lotto Hamburg hat sich bereits zurückgezogen, die Leuchtreklame über der Tür ist provisorisch abgeklebt. „Die Probleme sind offensichtlich hausgemacht, die Preise sind enorm gestiegen und die Zeitung gibt es erst zum Mittagessen“, sagt ein verärgerter Kunde – er sei gespannt, wie lange die Post das noch mitmacht.
Nach Abendblatt-Informationen sucht der Kiosk-Konzern, er betreibt unter anderem das Backwerk und zahlreiche Bahnhofskioske, händeringend nach Personal für die Eißendorfer Filiale. Die Betriebslast liegt zurzeit auf den Schultern einer einzigen Mitarbeiterin.
Schon bei der Übernahme des Kioskes durch den neuen Besitzer hieß es von Seiten der Post, solange die Mitarbeiterin, die über alle Zertifikate verfügt an Bord bleibt kann die Postfiliale weiterbetrieben werden. Dieses Konzept scheint nicht aufzugehen, dass Geschäft ist offensichtlich, deutlich schwächer frequentiert als vor dem Betreiberwechsel.
- Harburg: Schließung der Bäckerei und Konditorei Janeke nach 124 Jahren
- Schilder-Posse: Chaotischer Baustart für die Veloroute in Eißendorf
- „Eißendorf – das löst in mir Wärme aus!“
In der Tat scheinen die Tage der kleinen Ladenzeile an der Eißendorfer Straße gezählt. Es dürfte ein Kraftakt für Stadtteilentwickler und Hauseigentümer werden, bei den aktuellen Wirtschaftsprognosen, eine adäquate und attraktive Nachnutzung für die leerstehenden Ladenflächen zu finden. Die ehemalige Budni-Filiale auf der gegenüberliegenden Straßenseite ist ein mahnendes Beispiel dafür, dass ein jahrelanger Leerstand droht. Zunächst hatte ein Sarghändler die große Einzelhandelsfläche kurzfristig angemietet. Als das Geschäft nicht funktionierte, nutzte er die Särge zur Aufzucht illegaler Marihuanapflanzen (wir berichteten).
Um die Abwärtsspirale zu stoppen, werden gute und innovative Ideen gefragt sein
Während der Coronapandemie wurde der ehemalige Drogeriemarkt vorübergehend als Testzentrum genutzt, seither steht die Fläche wieder leer. Bei der ehemaligen Bäckerei Janeke ist bisher ebenfalls nichts zu vernehmen, was auf eine schnelle Nachnutzung des Leerstandes hindeutet. Um die Abwärtsspirale zu stoppen, werden gute und innovative Ideen gefragt sein. Für die Anwohner heißt das: Geduld haben und Wege in Kauf nehmen.