Neugraben. Nach fünf Jahren am Polizeikommissariat 47 geht Uwe Rehmke in Pension. Was er alles erlebt hat und woher er seine Nachfolgerin kennt.
Knapp fünf Jahre lang leitete Polizeioberrat Uwe Rehmke das Polizeirevier in Neugraben. Am Mittwoch übergab der 60-Jährige symbolisch den Schlüssel für die Wache an seine Nachfolgerin Daniela Schönefeld. Mit 120 Beamtinnen und Beamten ist das Polizeikommissariat 47 ihre erste Dienststellenleitung. Schönefeld ist 45 Jahre alt.
Im Alter von nun 60 Jahren geht der verdiente und über die Ortsgrenzen Neugrabens hinaus beliebte Polizeichef in den Ruhestand. Der Vater einer Patchwork-Familie mit vier Töchtern und einem Sohn pendelte fast täglich mit der Bahn aus der Wahlheimat Kiel in sein Revier im Hamburger Südwesten. „Immer in Uniform“, wie er mal erzählte.
Traumjob Polizist: Ein beliebter Polizeichef geht von Bord
In Kiel an der Ostsee, so sagte er beim Amtsantritt, wolle er seinen Ruhestand verbringen. Die Fördestadt am Meer hatte er sich – mit Blick auf den heutigen Tag – also bewusst ausgesucht. Geboren und aufgewachsen ist Uwe Rehmke in Lüneburg, deutlich näher am Polizeikommissariat 47, gelegen am Neugrabener Markt.
Für seinen Traumjob Polizist kam er einst nach Hamburg, wohnte später in Winsen und Ahrensburg – immer wieder rund um Hamburg, bis er sich schließlich für Kiel entschied. Dort möchte er künftig wieder mehr Motorrad fahren, dem Haus mit Garten mehr Zeit widmen und sich um seine jüngste Tochter (9) sowie sein Enkelkind kümmern.
Aufregendster Einsatz: die besetzten Bäume im Vollhöfner Wald
In Neugraben habe er sich von Anfang an wohlgefühlt. „Die Dienststelle zeichnet sich besonders durch guten Teamgeist, Bodenständigkeit sowie Ehrlichkeit und Verlässlichkeit aus“, sagt er zum Abschied. „Das Schwerste wird für mich loszulassen, von einem Beruf, der immer meiner war“, so Uwe Rehmke an seinem letzten Arbeitstag. Negative Dinge seien ihm rückblickend nicht eingefallen. Die Frage nach dem aufregendsten Einsatz als Revierleiter beantwortet er mit dem Einsatz um die besetzten Bäume im Vollhöfner Wald. „Der hat uns über Nacht zu Baumbesetzungsexperten der Hamburger Polizei gemacht.“
Hafenstraße, G20 und Soko Castle: viele Stationen eines Polizisten
Bei der Frage nach seinen bleibenden Erinnerungen antwortet Uwe Rehmke ausweichend – zu viele Einsätze seien ihm in Erinnerung geblieben, um einzelne herausheben zu wollen. Beruflich am schwersten waren wohl die Auseinandersetzungen um die Hamburger Hafenstraße, die Besetzung der Roten Flora und die Eröffnung der Neuen Flora, bilanziert er sein berufliches Wirken. Persönlich am belastendsten war wohl das schreckliche Barkassenunglück im Hamburger Hafen 1984 – das 19 Todesopfer forderte, erinnert er sich.
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Aber auch in der jüngsten Vergangenheit gab es Ereignisse, die Rehmke nicht vergessen wird. Der G20-Gipfel in Hamburg, der alle Polizisten geprägt habe und an deren Aufarbeitung Uwe Rehmke in der Soko „Schwarzer Block“ mitwirkte. Außerdem seine Arbeit als stellvertretender Leiter der Soko „Castle“ zur Bekämpfung der Einbruchskriminalität.
Alte und neue Revierleitung kennen sich seit Jahrzehnten
Uwe Rehmke ist ein Schutzmann, der gern erzählt, was er erlebt hat, und das aus voller Überzeugung. Und er hat ein Gedächtnis wie ein Elefant. So erinnert er sich genau an eine Praktikantin, die vor vielen Jahren in Rahlstedt auf dem Streifenwagen mitfuhr und deren Dienstgruppenleiter er war. Es war Daniela Schönefeld, eine Polizistin am Anfang ihrer Karriere. Heute übernahm sie von Uwe Rehmke den goldenen Schlüssel zum Polizeirevier in Neugraben.
Daniela Schönefeld freut sich sehr auf die Arbeit im Stadtteil
Daniela Schönefeld ist offenbar ebenfalls eine Polizistin aus Leidenschaft. Die 45 Jahre alte Polizeioberrätin kam 1999 zur Hamburger Polizei und feiert in einem Monat ihr 25. Dienstjubiläum. Geboren wurde sie in Telgte unweit von Münster in Nordrhein-Westfalen. Zuletzt arbeite die Mutter von zwei Kindern an einem Projekt zur Neuausrichtung der Hamburger Polizei in der Personalabteilung im Polizeipräsidium in Alsterdorf.
„Ich freue mich wahnsinnig auf die Arbeit im Stadtteil, mit den Bürgerinnen und Bürgern und den Mitarbeitenden der Dienststelle“, sagte Neugrabens neue Polizeichefin. Zwar gehe ihre Arbeit erst im Mai so richtig los, aber dennoch sei Neugraben ihre absolute Wunschdienststelle gewesen. Bis dahin müsse sie weiter von Buxtehude nach Alsterdorf pendeln und sei daher nur unregelmäßig in Neugraben. „Ich nehme das Geschenk dankend an, in dieses gut aufgestellte und freundliche Haus zu kommen“, freut sich Schönefeld. „Ich würde mir wünschen, für längere Zeit in Neugraben bleiben zu dürfen.“
Auch das Harburger Polizeikommissariat unter neuer Führung
In der Harburger Lauterbachstraße hatte es bereits im Februar einen Wachwechsel in der Revierleitung des PK46 gegeben. Polizeioberrat Alexander Klinnert löste den bisherigen Revierleiter, Polizeidirektor Dirk Noetzel, ab. Klinnert war bis Februar noch als Leiter einer Polizeiwache in Rahlstedt tätig, nun wechselte er in das regionale Leit-Polizeikommissariat nach Harburg.
Für Klinnert dürfte der Wechsel mit einer bevorstehenden Beförderung einhergehen, um seinerseits zum Polizeidirektor ernannt zu werden. Dirk Noetzel, der die Geschicke der Harburger Polizei seit 2019 geleitet hatte, wechselte hingegen an die Akademie der Polizei. Dort soll er künftig als Dozent neue Polizistinnen und Polizisten ausbilden.