Harburg/Wilhelmsburg. Craft Beers eignen sich nicht nur als Geschenk, sondern auch gut als Festmahlbegleiter. Mit einigen kann man sogar die Sauce bereiten.

Regional und saisonal: das ist zwar sehr angesagt, aber beim passenden Getränk zum Weihnachtsbraten wird es schwierig. Klimawandel hin oder her: Bis man am Brunsberg einen vernünftigen Cabernet ernten kann, dauert es noch einige Jahrzehnte. Was aber, wenn man den Wein sein lässt und durch gutes Bier aus regionalen Kleinbrauereien ersetzt? Die Qualität ist da: Die Craft-Beer-Brauer aus dem Hamburger Süden sind hoch angesehen und haben tatsächlich den einen oder anderen Weihnachtstipp.

Das Abendblatt fragte bei „Kehrwieder“, „Bunthaus“ und „Wildwuchs“ nach, welches Bier sie zum Braten empfehlen würden, welches Bier als Geschenk und welches Produkt ihrer Kollegen sie am meisten beeindruckt. Weil die Craftbeer-Szene sich kennt, schätzt und hilft, ist das auch keine fiese Frage.

Drei Brauereien in Harburg und Wilhelmsburg, zwischen 2013 und 2017 gegründet

Nachdem die Großbrauereien mehr und mehr Produkte einander anglichen – das war der Marktforschung geschuldet, bei der sich die Biere am besten schlugen, die am wenigsten aneckten –schlug die Stunde der Kleinbrauer. In guter Handwerkstradition gruben sie alte Rezepte aus oder kreierten neue, experimentierten mit traditionellen oder exotischen Hopfensorten und schufen Geschmacks- und Geruchserlebnisse, die man von Bier gar nicht mehr kannte.

Oliver und Julia Wesseloh mit dem „Prototyp“, einem Erfolgsbier, das auch Kollegen goutieren.
Oliver und Julia Wesseloh mit dem „Prototyp“, einem Erfolgsbier, das auch Kollegen goutieren. © HA | Lars Hansen

Die erste Craft-Beer-Brauerei im Süden war „Kehrwieder“ in Sinstorf. 2013 brachte Brautechniker und Biersommelier Oliver Wesseloh sein „Prototyp“ heraus. Bis heute ein Erfolgsbier, das auch seine Kollegen goutieren. 2014 gründete der Finkenwerder Fiete Mathies das Wildwuchs Brauwerk in Hamburg –wenn auch ohne Brauerei dort. Gebraut wurde in Bleckede bei Lüneburg, abgefüllt irgendwo, wo gerade Kapazitäten waren. Erst 2019 fand er eine Braustätte in Wilhelmsburg, wo alles passte. Der Dritte im Bunde ist „Bunthaus Bier“, gegründet von Jens Hinrichs und Jens Block, die ihr Brau-Hobby zum Beruf machten und seit 2017 in Moorwerder mit ihren Kesseln und am Veringkanal mit ihrem Schankraum aktiv sind.

Mit Aromen von dunkler Schokolade, Espresso und Maracuja

„Zum Braten mit dunkler Sauce empfehle ich unser Imperial Black Prototyp“, sagt Kehrwieder-Geschäftsführerin Julia Wesseloh. „Mit Aromen von dunkler Schokolade, Espresso und Maracuja eine spannende Ergänzung zum Braten mit dunkler Sauce. Wer es in der Kombination weniger mächtig mag, wird von unserem erfrischenden Westwind Saison begeistert sein, bei dem interessante Gewürz- und Zitrusdüfte direkt aus dem Glas die Nase strömen. Schlank und verspielt, zugleich komplex und trocken ist es die perfekte Begleitung, um die Schwere des Bratens ein wenig aufzubrechen.“

„Aus meiner Sicht würden sich zwei unserer Biere wunderbar zu einem herzhaften Braten anbieten“, sagt Tobias Lübben vom Wildwuchs Brauwerk „Zum einen unser X-Tra Imperial Dark Ale. Dunkler, winterlicher Doppelbock mit feinen Noten vom Röstmalz. Wärmt von innen mit 8 Prozent. Oder natürlich unser Bock Orange: Fruchtiger Doppelbock, der kaltgehopft wird mit Mandarina Bavaria. Hat ebenfalls 7,9 %.“

Bunthaus-Hit: Das Hopfengestopfte
Bunthaus-Hit: Das Hopfengestopfte © Thomas Sulzyc

Chleudert den Purschen zu Poden – so heißt unser Imperial Stout mit Ahornsirup und Rauchmalz – würde ich zum Braten geben“, sagt Jens Hinrichs von den Bunthaus-Brauern

Die drei empfohlenen Dunkelbiere eignen sich nicht nur zum Trinken, sondern lassen sich auch gut in einer Bratensauce verwenden. Die hellen eher nicht.

Geschenktipps geben nur Wildwuchs und Bunthaus „Zum Verschenken in diesem Jahr natürlich unsere Weihnachtsbox –inklusive einer Spende für „Blühfläche.de“ oder natürlich der Klassiker: Unser Tasting Kit mit 11 verschieden Bieren und einem Probierglas“, sagt Tobias Lübben.

Mit seinem Hopfengestopften hat sich Hinrichs den Respekt seiner Kollegen erbraut

Bunthaus-Brauer Jens Hinrichs würde Gutscheine für eine Bierverkostung oder Verzehrgutscheine im Bunthaus Schankraum verschenken. „Und dazu natürlich dazu eine Flasche vom Hopfengestopften Pils“.

Hopfenstopfen heißt ein Verfahren, bei dem der Hopfen erst zum Bier zugegeben wird, wenn die Haupt-Gärphase beendet ist. Durch die niedrigere Temperatur und weil schon Alkohol in der Flüssigkeit ist, werden die Aromen anders aus dem Hopfen gelöst: Weniger Bitterstoffe, mehr fruchtartige Aromen sind der Effekt, wenn es klappt.

Mit seinem Hopfengestopften hat sich Hinrichs den Respekt seiner Kollegen erbraut: Beide Mitbrauereien empfehlen das Hopfengestopfte von Bunthaus. Ähnlich einstimmig geht es übrigens bei den Empfehlungen der Kollegen für ein Kehrwieder-Bier: Beide sind sich einig, Kehrwieders Erfolgs-Dauerbrenner Prototyp ist das beste Bier, das aus Sinstorf kommt.

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Eine besondere Empfehlung hat Julia Wesseloh von Kehrwieder, was Wildwuchs-Produkte angeht: „Mir schmeckt die Holunder-Weiße ‚Wilde Holle‘ sehr, sagt sie. . Wildwuchs‘ Tobias Lübben empfiehlt auch noch das Rauchbier „Altkanzler“ von Bunthaus.

Der Ale- und Lagerverkauf von Kehrwieder findet am Freitag von 10 bis 18 Uhr am Sinstorfer Kirchweg 74 statt. Der Schank- und Verkaufsraum von Wildwuchs, Jaffestraße 8, öffnet erst um 16 Uhr, hat aber bis 23 Uhr geöffnet. Der Bunthaus Schank- und Verkaufsraum am Kurdamm 24 hat am Donnerstag und Freitag von 18 bis 0 Uhr geöffnet.