Harburg. Bewegende Szenen am Nikolaus-Tag: Freiwillige Helferinnen und Helfer besuchen mehr als 300 Kinder in ihrem Zuhause im Phoenix-Viertel.
- Die Arche Harburg ist ein christliches Kinder- und Jugendwerk
- Die Freizeiteinrichtung bietet bis zu 60 Kindern eine feste Anlaufstelle im Phoenix-Viertel
- Die Kinder können hier basteln oder Hilfe bei den Hausaufgaben bekommen
„Ein Lächeln, eine freundliche Begegnung und dazu ein kleines Geschenk: Es kommt uns auf die Geste an“, sagt Anne Eggers zur Begrüßung der Nikoläuse in der Arche an der Maretstraße. Fünf Männer und zwei Frauen ziehen sich die roten Nikolausroben über, setzen sich ihre weißen Bärte auf und gehen gemeinsam mit einem Team der Arche Harburg bis zum Abend durch das Phoenix-Viertel.
Dort besuchen sie am Nikolaustag rund 220 Haushalte mit über 300 Kindern. Die Mitarbeiter der Arche haben bereits Monate an der Aktion gearbeitet, die in ganz Deutschland an mehr als 30 Standorten stattfindet. In mühsamer Kleinstarbeit wurden die Adressen der Kinder und Familien zusammengetragen und Spenden und Geschenke eingeworben.
Geschenkaktion für die Kinder im Phoenix-Viertel: Der schönste Arbeitstag im Jahr
„Heute ist für mich der schönste Arbeitstag im Jahr“, freut sich Organisatorin Anne Eggers, als das Team der ehrenamtlichen Nikoläuse am Nachmittag zusammenkommt. Die jüngste Nikoläusin ist gerade einmal 17 Jahre alt, der Älteste ist zum vierten Mal dabei, Reiner Brüggestrat vom Rotary Club Hamburg-Haake, er hat bereits die 60 gerissen.
„Das Interessante für mich ist, dass alle immer von außen auf das Phoenix-Viertel schauen und schimpfen – wir Nikoläuse erhalten aber genau wie die Arche-Mitarbeiter durch die Aktion einen Blick ins Innere des Viertels“, erklärt er sein wiederholtes Engagement. Viele Familien und Kinder seien abgehängt, daher habe die Arche auch 2020 ihre wichtige Arbeit im Phoenix-Viertel begonnen, und es sei trotz Corona gelungen, mit den Menschen in Kontakt zu kommen.
„Zum Nikolaus kommen die Kinder nicht zu uns, sondern wir besuchen die Kinder zu Hause“, freut sich Angela Krull von der Arche Harburg. Auch für sie und ihre Mitarbeiter sei Nikolaus daher etwas ganz Besonderes und die Kinder freuen sich, „wenn wir auch sie einmal im Jahr besuchen“.
Große Augen und ein Foto, als der Nikolaus im Hausflur steht
So werden die Kinderaugen auch richtig groß, als Nikolaus Arent Bolle, im Hauptberuf HaspaDirektor für den Hamburger Süden, an der ersten Tür in der Hohen Straße klingelt. Bereits auf dem Weg von der Arche zur Hohen Straße wird er von mehreren Kindern angesprochen und verteilt Schoko-Lollys. So auch der zehnjährige Pascha, der gerade auf dem Weg zum Fußballtraining ist und den Hausbesuch vom Weihnachtsmann in diesem Jahr wohl verpassen wird. „Wir lassen etwas für Dich da“, verspricht Nikolaus Arent.
Nur wenige Meter weiter findet der erste Hausbesuch bei einer Familie mit fünf Kinder statt. „Ho, Ho, Ho – hier ist der Nikolaus sagt Arent Bolle schon im Treppenhaus und läutet mit der Glocke. „Ich bin der Nikolaus und habe Euch was mitgebracht“, erklärt er den Kindern die mit großen Augen in der Tür stehen. „Seid ihr auch alle brav gewesen“, fragt er in die Runde.
Keine Antwort, die Kinder haben merklich Respekt vor dem Mann im roten Nikolausgewand. Als das Eis gebrochen ist, zaubern die kleinen Geschenketüten gefüllt mit Süßigkeiten und einem Schokoladen-Weihnachtsmann den Kindern ein lächeln ist Gesicht und auch Mama Veli freut sich über den Besuch. Nach einem Familienfoto geht es für den Nikolaus weiter und so bekamen heute zahlreiche Kinder zum Nikolaus die Aufmerksamkeit, die ihnen sonst vielleicht manchmal fehlt.
Die Arche ist ein wichtiges Projekt für Kinder und Jugendliche im Phoenix-Viertel
Das viele Menschen im Phoenix-Viertel unter prekären Bedingungen leben, ist kein Geheimnis. Seit August 2020 engagiert sich das Team der Arche vor allem für die Kinder in dem traditionellen Arbeiterviertel. Bis zu 60 Kinder und Jugendliche kommen bis zu vier mal pro Woche in die Einrichtung an der Maretstraße. Hier können sie ihre Freizeit gestalten, Freunde treffen oder gemeinsam ein warmes Abendessen einnehmen.
Die Arche ist inzwischen zu einer festen, verlässlichen Anlaufstelle für viele Kinder und Familien geworden – ausschließlich spendenfinanziert, mit drei hauptamtlichen und vielen ehrenamtlichen Mitarbeitern. In enger Kooperation mit der Schule Maretstraße finden hier auch Sprachkurse statt.
Harburger Haspa-Mitarbeiten sammelt für die Arche-Weihnachtsfeier
Während die Mitarbeiter der Arche gemeinsam mit den Nikoläusen von Haus zu Haus ziehen, sammelt die Haspa für Geschenkkörbe zu Weihnachten. Mindestens 25 Pakete mit Lebensmitteln sollen bei der Weihnachtsfeier der Arche an bedürftige Familien übergeben werden.
„Es ist seit vielen Jahren eine liebgewonnene Tradition, dass wir am Nikolaustag für unsere Kunden Waffeln backen“, sagt Martin Bischoff von der Haspa Am Sand. „Dieses Jahr ist die Aktion Bestandteil des Harburger Adventskalenders, den wir zusammen mit Harburg Marketing auf den Weg gebracht haben,“ freut sich Filialdirektor Andreas Römer. Gemeinsam mit drei Mitarbeitern steht er am Waffeleisen und beschenkt die Kunden, die sich sichtlich über die Waffeln freuen.
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„Wir wollen aber auch unterstützen“, sagt Römer, „wir wissen, dass es Menschen gibt, denen es nicht so gut geht und die sich täglich fragen, was können wir heute essen.“ Daher habe man gemeinsam mit der Arche sogenannte Care-Pakete entwickelt, die neben einer Tafel Schokolade weitere Lebensmittel wie Honig und Reis, aber auch Zahnpasta beinhalten.
Wer dazu etwas beitragen möchte, kann Münzen oder Scheine in ein bereitstehendes Spendensparschwein stecken. „Wir garantieren, dass wir die Lebensmittel selbst einkaufen, die Pakete zusammenstellen und die Sachspenden direkt an die Arche geben“, ergänzt der Filialdirektor abschließend.