Harburg. HSV-Aufsichtsrat Marcell Jansen gratulierte persönlich und unterstützt die Hilfseinrichtung für Kinder und Jugendliche mit einem Hygienekonzept.
Der Hof ist bunt geschmückt. Kinder haben mit Kreide eine Sonne auf den Asphalt gemalt, ein Boot und das Wort „ARCHE“ in bunten Buchstaben. Aus dem Gebäude der evangelisch-methodistischen Christuskirche in der Maretstraße klingt Trommelmusik. Gleich haben die Kinder ihren großen Auftritt. Sie wollen zeigen, was sie können und gelernt haben, hier, in der Arche, der offenen Hilfs- und Unterstützungseinrichtung.
Seit einem Jahr gibt es im Phoenix Viertel das Angebot des christlichen Kinder- und Jugendwerks. Es richtet sich an Kinder und Jugendliche von vier bis 19 Jahren aus sozial schwachen Verhältnissen. Die Arche ist für sie ein Ort, an dem sie Spielen und Toben können, sich satt essen, lernen und ausruhen können. Hier finden die Kinder, die häufig aus schwierigen Elternhäusern kommen, einen festen Bezugsrahmen und Menschen, denen sie vertrauen können. 120 verschiedene Kinder kommen jede Woche an diesen Ort. 30 bis 60 sind es pro Tag.
Das erste Jahr der Arche in Harburg war anspruchsvoll und aufregend
Am Mittwoch feierte die Arche, die auch in Jenfeld und Billstedt eine Dependance hat, ihren ersten Geburtstag und lud zum Dank all diejenigen ein, die dafür gesorgt haben, dass dieses Angebot überhaupt im Hamburger Süden Fuß fassen konnte: die vielen Spenderinnen und Spender, die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer und die Mitarbeitenden, die im ersten Jahr „Außergewöhnliches“ geleistet haben, wie Leiterin Angela Krull betont. „Das erste Jahr war anspruchsvoll und aufregend“, sagt die 29-Jährige. „Die Corona-Pandemie und der damit einhergehende Lockdown haben uns viel abverlangt und uns noch einmal mehr spüren lassen, wie sehr wir hier gebraucht werden.“
Schon in den ersten Wochen nach Eröffnung seien bis zu 60 Kinder täglich in die Arche gekommen. „Die Resonanz im Viertel war von Anfang an riesig“, sagt Angela Krull. Doch dann kam der Lockdown und plötzlich galten strenge Regeln. Die Besucherzahl wurde begrenzt. Spontanes Vorbeikommen war verboten. Doch gerade in dieser Zeit brauchten die Kinder vermehrt Aufmerksamkeit. „Die Schulen waren geschlossen, Treffen mit Freunden verboten. Viele Eltern waren mit der Situation überfordert“, sagt Angela Krull. Um die Kinder im Lockdown nicht sich selbst zu überlassen, machten sich die Arche-Mitarbeiter auf den Weg zu den Familien. Sie richteten WhatsApp-Gruppen ein, um mit den Kindern in Kontakt zu bleiben, veranstalteten digitale Challenges und betreuten nachmittags zwei Gruppen hintereinander. Sie sorgten dafür, dass die Kinder abends mit Essen versorgt wurden und richteten an den Vormittagen Lernzeiten für diejenigen ein, die Zuhause weder Internet noch einen Schreibtisch besaßen. „Die Nachfrage war enorm“, sagt Angela Krull. „Und sie ist es auch jetzt noch.“
Im Lernort arbeiten Ehrenamtliche in enger Betreuung mit Kindern und Jugendlichen
Um die schulischen Defizite aufzuholen, bietet die Arche auch künftig Lernorte für die Kinder und Jugendlichen an. „Im Lernort arbeiten Ehrenamtliche in einer 1:1-Betreuung mit den Schülern“, sagt Tobias Lucht, Chef der Arche Jenfeld. „Ziel ist, ein gutes Lernumfeld zu schaffen, den Schülern zu zeigen, wie sie lernen können und Rückstände aufzuholen. Es geht um Beziehung und Wertschätzung, darum, dass sie ein Erwachsener gezielt einem Kind zuwendet und das Kind spürt: Ich bin wichtig und ich kann etwas.“
Dass im Phoenix Viertel, zusätzlich zu den bestehenden Betreuungsangeboten im Kennedy-Haus und Löwenhaus, auch eine Arche eingerichtet werden konnte, verdankt die Hilfseinrichtung großzügigen Spenden. Zu den großen Unterstützern gehören die Tammus Stiftung sowie die Dorit & Alexander Otto Stiftung. „Die Arche bietet nicht nur Kindern und Jugendlichen ein Refugium, sie gibt auch den Eltern Hilfe und Verlässlichkeit. Etwas, das viele von ihnen so nie kennengelernt haben“, sagt Dorit Otto. „Eine Einrichtung wie die Arche nimmt der Stadt Hamburg viel Arbeit ab und ist ein Leuchtturm für die Familien im Quartier.“ Um so schockierender sei es, dass sich die Arche ausschließlich über Spenden finanzieren müsse. Verwaltung und Politik sollten prüfen, ob nicht eine finanzielle Förderung für die Arche gewährt werden könne.
Marcell Jansen und Caren Miosga als prominente Unterstützer
Prominente Unterstützung kommt vom HSV-Aufsichtsratsvorsitzenden Marcell Jansen. Der ehemalige Fußballprofi setzt sich mit seiner Initiative „Hygienecircle“ für neue, bessere und innovative Hygienestandards ein, stattete die Arche mit einer Digitalstrategie aus, die das Personal in allen Themen der Hygiene entlastet. „Ein digitales System zeigt zum Beispiel an, ob ein Desinfektionsspender nachgefüllt werden muss und wann gelüftet werden muss“, sagt Marcell Jansen. „Auf diese Weise wird das Personal entlastet und der Fokus bleibt dort, wo er hingehört: bei den Kindern und Jugendlichen.“
Auch Tagesthemen-Moderatorin Caren Miosga begleitet die Arche seit vielen Jahren. Das einjährige Bestehen der Harburger Arche nutzte die Journalistin, um per Videobotschaft einen Appell an die Politik zu senden: „Es ist wichtig, dass es ein Haus wie die Arche gibt, die Kindern und Familien in Not hilft. Jedes fünfte Kind in Hamburg ist arm. Politiker, vergesst diese Kinder nicht!“