Harburg. Ein Jahr nachdem der Nachfolgebau des „Harburg Centers“ fertig sein sollte, wurde jetzt der Startschuss für „HAR6“ gegeben.

Es war ein kleiner Schlag für Thorben Harlichs, Projektverantwortliche bei BPD. Aber ein großer Schritt nach langen Verzögerungen beim einem wichtigen Harburger Neubauprojekt. Am Donnerstag wurde die Grundsteinlegung für „HAR 6“ gefeiert. 2024 soll das Bauwerk fertig sein.

Der Leerstand und Verfall des ehemaligen „Harburg Centers“ am Harburger Ring waren den Harburgern jahrelang ein Ärgernis. Umso größer war die Erleichterung, als die „Bouwfonds Property Developement“ (BPD) den maroden Gebäudekomplex 2017 erwarb und hier den Bau von 230 Wohnungen, Einzelhandel und zwei Parkdecks ankündigte. 2018 sollte abgerissen und bis 2021 neu gebaut werden. Allerdings gab es Verzögerungen. So viele, dass der Baustellenstillstand die Harburger mindestens ebenso ärgerte, wie der Verfall des Vorgängerbaus – zumal der Bauzaun, hinter dem nichts geschah, jahrelang das dahinter liegende Quartier gleich mit absperrte und auf der Vorderseite eine der wichtigsten Bushaltestellen Harburgs blockierte.

Harburger Projekt hat den Namen HAR6

Bei der BPD hat das Bauvorhaben das Projektkürzel HAR6. Auf dem knapp 3200 Quadratmeter großen Areal entstehen 234 Wohn- und zwei Gewerbeeinheiten sowie eine Tiefgarage mit 30 Stellplätzen. Die zweite Parkebene, die ursprünglich geplant war, will BPD nicht mehr verwirklichen. Weil es in unmittelbarer Nähe Parkhäuser mit großen Überkapazitäten gibt, stimmte die Bezirkspolitik zu. Die rund 8500 Quadratmeter Wohnfläche teilen sich 203 Mikroapartments – voll ausgestattete Kleinstwohnungen für möbellose Alleinstehende – und 31 Mietwohnungen zwischen zwei und vier Zimmer. Die geplanten Gewerbeeinheiten mit einer Gesamtfläche von rund 2500 Quadratmeter werden im Erdgeschoss des elfgeschossigen Neubaus realisiert.

Zum Entwurf der Architektenbüros Schenk und Fleischhaker sowie der Landschaftsarchitekten von „Annabau“ gehört auch eine große Freitreppe vom Harburger Ring zum tiefer gelegenen Seeveplatz sowie die Wiederherstellung der Galerie, die die obere Ebene des Kulturzentrums Rieckhof von der Bushaltestelle aus barrierefrei zugänglich macht.

Thorben Harlichs, bei BPD der Projektverantwortliche für
Thorben Harlichs, bei BPD der Projektverantwortliche für "HAR 6" versiegelte den Grundstein mit drei Hammerschlägen. Auch ein Abendblatt wurde eingemauert. © xl | Lars Hansen

Klar ist: Das Gebäude bleibt nicht im Besitz von BPD. Wie jetzt mitgeteilt wurde, wird es nach Fertigstellung an die Greystar Real Estate Partners LLC aus Charleston, South Caroline in den Vereinigten Staaten verkauft. Greystar verwaltet und betreibt weltweit Immobilien im Wert von schätzungsweise 230 Milliarden Dollar und hat Niederlassungen in den USA, Europa, Südamerika und im asiatisch-pazifischen Raum. In den USA ist Greystar mit mehr als 754.000 Einheiten der größte Wohnungsanbieter. Deutschlandchef von Greystar ist Thomas Wünsche.

Zukunftsfähige innerstädtische Projektentwicklung

„Mit dem Verkauf an Greystar Real Estate Partners erreicht die Projektentwicklung in Hamburg-Harburg den nächsten Meilenstein“, sagt Tobias Stüber, Prokurist und Leiter Investorenverkauf bei BPD am Donnerstag. „Das HAR6 auf dem Areal des ehemaligen Harburg-Centers ist eine zukunftsfähige innerstädtische Projektentwicklung. Wir freuen uns, das zuletzt brach liegende Gelände wieder zum Leben erwecken zu können.“ Bezirksamtsleiterin Sophie Fredenhagen erinnert sich gut an den offiziellen Abrissbeginn, denn es war zugleich der Tag ihrer Amtseinführung vor dreieinhalb Jahren. „Es war genau so sonnig, wie heute, aber kälter. Und wir alle waren froh, dass der Bau hier jetzt beginnt, denn immerhin stand das Harburg-Center an dieser Stelle länger leer, als zuvor die Geschäfte vermietet waren.“ Dass es vom Abriss bis zur Grundsteinlegung so lange gedauert hat, hat auch Fredenhagen überrascht. „Aber dies ist auch ein sehr komplexes Projekt in technisch anspruchsvoller Lage“, sagt sie. „Da mussten viele Aspekte intensiv geprüft und verhandelt werden.“

Letztlich dauerte es auch, bis sich Projektentwickler BPD mit einem Käufer einig war. In den Grundstein wurde auch die gestrige Ausgabe des Hamburger Abendblatts mit eingemauert. „Der Hochpunkt des Gebäudes an der Kreuzung wird zusammen mit der Freitreppe der Innenstadt auf dieser Seite einen ganz neuen Eingang bescheren“, betonte Fredenhagen. „Dieses Wohnprojekt richtet sich an junge Berufstätige, Paare, Familien und Studenten, die eine hohe Wohnqualität in einer lebendigen Gemeinschaft suchen“, sagt Greystar-Manager Thomas Wünsche. „Wir freuen uns, unsere weltweite Erfahrung in diesem Wohnsegment hier in Hamburg einbringen zu können.“