Harburg. Dauerwüste am Harburg-Center, Abriss der Gloriatreppe , Umbau von Ring und ZOB: Die Geschäftsleute sind sauer und beschweren sich
Die Einrichtungen und Unternehmen im „Seeveviertel“ rund um Rieckhof und Edeka-Center schlagen Alarm: Die Beeinträchtigungen durch die Baustelle am ehemaligen Harburg-Center belasten sie seit Jahren – und ein Ende ist zwar vage angekündigt, aber nicht wirklich abzusehen. Im Gegenteil: Zunächst einmal kommen neue Hürden hinzu. 20 Unternehmerinnen und Unternehmer aus der Seevepassage sowie Rieckhof-Geschäftsführer Jörn Hansen haben ein Schreiben an Bezirksamtsleiterin Sophie Fredenhagen unterschrieben, in dem sie fragen, wie es rund um das Quartier weitergeht und in dem sie eine Perspektive fordern. Ein Großteil der Unterzeichner ist derzeit auch noch vom Corona-Lockdown betroffen.
Das Viertel ist schon seit 2018 abgeschnitten
„Eigentlich befindet sich das Seeveviertel durch die Totalsperrung der Schüttstraße bereits seit September 2018 in einer Art Vorstufe des Lockdown“, sagt Jörn Hansen, der die Wortführung für seine Nachbarn übernommen hat. „Das haben wir zu Anfang noch gerne hingenommen, weil es schien, als würde durch den Abriss des Harburg-Centers eine Jahre lange Blockade unseres Viertels endlich beendet. Jetzt aber fürchten wir, dass die Baustelle uns noch einmal mindestens so lange blockieren wird, wie der Verfall des Harburg Centers.“
Antwort des Bezirksamts gibt wenig Anlass zur Hoffnung
Die Antwort der Bezirksamtsleiterin auf die Fragen und Forderungen der Geschäftsleute gibt da wenig Hoffnung: „Auch ich bedauere, dass es mit dem Vorhaben nicht so vorangeht, wie es geplant und vorgestellt wurde“, schreibt sie. „Leider hat das Bezirksamt derzeit kaum Möglichkeiten das Bauvorhaben zu beschleunigen.“
Eigentlich sollte es nicht nur mit dem Bau der Wohnungen und Geschäfte an der Eingangskurve des Harburger Rings längst vorangehen, sondern auch mit dem Quartier dahinter: Die Seevepassage zwischen Gloriatunnel und S-Bahn-Eingang soll aufgewertet werden, eine große Freitreppe neben der Unterführung den Rieckhofplatz vom Durchgangs- zum Aufenthaltsort machen und auch das Ufer des Seevekanals am Ende der Passage mehr Aufenthaltsqualität bekommen. Auch das lässt auf sich warten. Immerhin soll mit dieser Maßnahme im Herbst begonnen werden. Nur bedeutet das zunächst eine weitere harte Einschränkung für das kleine Geschäftsviertel. Für eine unbestimmte Zeit wird außer der Schüttstraße auch noch der bedeutendste Fußweg ins Quartier gesperrt: Die Treppe und Rampe von der Lüneburger Straße zur Gloria-Unterführung. Die sehr breite, aber wenig benutzte Treppe wird abgerissen und der gesamte Zugang zur Rampe umgebaut.
Das Quartier ist nur über eine kleine Treppe noch erreichbar
Zuwegung zum Seeveviertel bieten dann nur noch die Treppe beim Restaurant Schweinske, ein schmaler Gang und eine Treppe von der Moorstraße und für Fahrzeuge die Ebelingstraße. Die ist seit 2018 bereits einzige Zufahrt für Lieferverkehr. Die Anwohner dürfen seitdem nicht mehr vor der Haustür parken und warten ebenfalls ungeduldig darauf, dass die Schüttstraße wieder geöffnet wird. Auf den Schildern am Bauzaun steht immer noch Dezember 2021 als Ende der Sperrung. Nur ist vom Bau noch nichts zu sehen.
„Der Investor BPD kann oder will immer noch nicht mitteilen, wann der versprochene Bau nun endlich beginnt“, sagt Jörn Hansen, „Auf der BPD-Website wird das Projekt „HAR6“ als „in Planung“ geführt. Was auch immer die Gründe dafür sind: Ich fordere dass BPD sofort mit dem zugesagten Bau von HAR6 beginnt, oder das Grundstück an die FHH zurückgibt! In dem Fall muss die Schüttstraße sofort wieder geöffnet werden!“
Bushaltestelle wird dauerhaft verlegt
Durch die Dauerbaustelle ist auch die Bushaltestelle Harburger Ring in Richtung Harburg Rathaus weggefallen. Sie soll an dieser Stelle auch nicht neu entstehen, sondern 200 Meter weiter, hinter der Einmündung der Goldschmidtstraße. Auch das sieht Hansen kritisch: „Das ist eine weitere Schwächung des Viertels“, sagt er.
Als das Harburg-Center noch stand, gab es am Gebäude eine Außengalerie über die man von der Bushaltestelle aus direkt barrierefrei in die oberen Gruppenräume des Rieckhof gelangen konnte. Vor allem für ältere Harburger, die das Kulturzentrum tagsüber nutzen, war es praktisch, nicht den Umweg über den tiefer gelegenen Rieckhof-Haupteingang und den Fahrstuhl nehmen zu müssen. Versetzt wird die Bushaltestelle, weil nach dem Umbau des Harburger ZOB, der 2023 beginnt, viele Busse erst über die Goldschmidtstraße auf den Harburger Ring fahren und nicht mehr über die Moorstraße. Während des Umbaus wird der ZOB für mehrere Jahre gesperrt.
Den Vorwurf, nicht bauen zu wollen, weist die „Bouwfonds Property Developement“ (BPD) – ein Großinvestor auf dem deutschen Immobilienmarkt – von sich: „Unser Geschäft und unser Ziel ist es, zu bauen“, sagt Pressesprecherin Carolin Höfner. „Das wollen wir auch hier. Wir suchen aber immer noch nach einem Generalunternehmer. Das gestaltet sich derzeit allerdings schwierig.“