Harburg. Spektakel auf dem Rathausmarkt soll mögliche Randale verhindern. Dann eskaliert Pro-Palästina Demo. Wie die Veranstalter nun reagieren.
- Ausschreitungen zu Halloween sind in Harburg zu einer traurigen Tradition geworden
- Immer wieder ist es in den vergangenen Jahren zu Krawallen gewaltbereiter Jugendlicher gekommen
- Deshalb sollte in diesem Jahr ein Grusel-Zelt auf dem Rathausmarkt für Entspannung der Lage sorgen
Harburg und Halloween, war da nicht was? Ja: In den vergangenen zwei bis drei Jahren waren Dutzende junger Männer aus dem ganzen Hamburger Süden hier zum Dampfablassen und Kräftemessen mit der Polizei zusammengekommen. Anziehend wirkte dabei nicht unbedingt das Gruselfest selbst, sondern der Umstand, dass in der Harburger Innenstadt am Halloween-Abend kaum jemand unterwegs war. Das soll sich mit einem großen Gruselzelt jetzt ändern: Party statt Krawalle, lautete das Motto.
Doch nun eskalierte am Montagabend eine pro-palästinensische Demo in der Harburger City – und die gewaltbereiten Jugendlichen kündigten weitere Ausschreitungen an. Es gebe auch für Halloween bereits einen Aufruf im Netz, hieß es am Montag.
Halloween-Krawalle im Hamburger Süden: Die große Horrorshow in der Harburger City
Die Organisatoren des Gruselzelts reagieren am Tag nach der nächtlichen Randale entspannt. „Richtig große Sorgen mache ich mir nicht“ hieß es am Montag von Lars Henriks, der mit seinem Team die Horrorshow auf dem Harburger Rathaus organisiert. „Es war ja die geile Idee der Sicherheitskonferenz, diese Veranstaltung in Harburg zu etablieren. Außerdem haben wir auch Securityleute vor Ort.“ Man setze darauf, dass sich die Jugendlichen ihren Adrenalinkick im Gruselzelt holen und „der Abend dann friedlicher verläuft“.
„Kommt rein, wenn Ihr Euch traut“: Diese Einladung gilt am 31. Oktober für alle Halloween-Fans. Es sind die kreativen Köpfe des kleinen Independent-Kinos „Antikyno“, die in diesem Jahr erstmals das Konzept der großen Gruselshow in der City mit Leben füllen. „Wir sehen den Zusammenhang zwischen Halloween und dem Nahost-Konflikt nicht“, sagt Henriks. „Wir wollen erreichen, dass die Leute mehr über unseren Halloween-Haunt sprechen als über die Krawalle in der Harburger Innenstadt. Halloween in Harburg als positives Gesprächsthema zu besetzen – das ist unser Ziel.“
Viele der Schauspieler stammen aus dem Ensemble des Hamburg Dungeon
Das Angebot im Gruselzelt richtet sich an alle Harburgerinnen und Harburger. Auch die erlebnisorientierten jungen Männer sind willkommen. „Wir haben bei anderen Veranstaltungen die Erfahrung gemacht, dass auch diese Jugendlichen für unsere Darbietungen empfänglich sind“, sagt Lars Henriks, „aber es richtet sich nicht explizit an sie.“ Bislang hat das Antikyno 120 Anmeldungen bekommen. „Aber jeder darf auch spontan vorbeikommen“, ergänzt Henriks.
In dem 300 Quadratmeter großen Zelt vor dem Rathaus werden sieben Schauspielerinnen und Schauspieler die Besucher in die Zeit der vorletzten Jahrhundertwende entführen. Spiritismus, Magnetismus und Elektrizität faszinierten damals die zivilisierte Welt. Der große Erfinder Thomas Edison mischte mit: Er konstruierte eine Maschine, über die man mit Geistern kommunizieren können soll. Die Antikyno-Crew ist in Besitz eines solchen Apparates gelangt und führt ihn in Harburg vor. Ob das nur gutgeht...
„Einlass, Vorführung, Blut aufwischen und wieder Einlass sind eng getaktet!“
Es sollte besser gutgehen, denn immerhin sind ab 14 Uhr sieben Vorführungen geplant und dazu noch ein Kinofilm, der um 20 Uhr vorgeführt wird. Zuvor ist zu jeder vollen Stunde Einlass zur Gruselshow. „Das wird sportlich“, sagt Schauspieler Hendrik Heiler, „Einlass, Vorführung, Blut aufwischen und wieder Einlass sind eng getaktet!“
Die Schauspieltruppe vom Rathausplatz hat Gruselerfahrung. Zum einen stammen viele aus dem Ensemble des Hamburg Dungeon. Zum anderen ist auch das Antikyno auf Horror spezialisiert. Lars Henriks hat schon mehrfach Stoffe und Motive des Kult-Mystery-Autors Howard Philips Lovecraft für Kinofilme adaptiert, und seine Lebensgefährtin Nisan Arikan hat daran mitgearbeitet.
Lovecraft-Filme sind auch eine Spezialität des kleinen Kinos, das die beiden in einem Harburger Hinterhof betreiben, wenn sie im selben Raum nicht gerade Theater spielen oder aber Horror-Hörspiele produzieren.
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Party statt Randale an Halloween: Harburger Gruselzelt lockt mit einer Premiere
Im Gruselzelt gibt es am Feiertag deshalb auch eine Welt(vor-)premiere: Der Film um 20 Uhr ist eine neue Lovecraft-Adaption aus dem Hause Antikyno. Titel: „From Beyond“. Noch hat ihn Nisan Arikan zur Endbearbeitung auf dem Produktionstisch. „Aber bis zum 31. Oktober ist er fertig“, sagt die multitalentierte Kreativunternehmerin.
Die Show im Zelt ist auf Erwachsene zugeschnitten. Kinder können zwar ebenfalls hineinkommen, aber die Geschichten würden sich ihnen nicht erschließen, geben die Macher zu Bedenken.